Es war ein ganz normaler Samstag in der Schweiz: Die Alpen standen noch, die Uhren tickten pünktlich – und Donald Trump verkündete auf Truth Social, dass der Handelskrieg mit China praktisch beendet sei. Naja, zumindest gefühlt.
„Ein sehr gutes Treffen heute mit China. Viel diskutiert, viel vereinbart. Ein kompletter Reset – freundlich, aber hart! Großartige Fortschritte!!!“ so der Ex-Präsident, der momentan offenbar gleichzeitig Handelsstratege, Chefunterhändler und Pressesprecher in Personalunion ist.
Anlass war der erste Tag der Gespräche in Genf zwischen US-Finanzminister Scott Bessent, Handelsvertreter Jamieson Greer und chinesischen Offiziellen unter der Leitung von Vizepremier He Lifeng. Während Bessent zuvor noch um realistische Erwartungen bat („Kein Wunder über Nacht, Leute!“), feuerte Trump schon in gewohnter Manier aus der Twitter-Nachfolgeapp – mit maximalem Enthusiasmus und Mindestfaktenbasis.
Tarifkarussell deluxe: Von 145 % auf vielleicht nur noch 80 % – wer bietet weniger?
Zur Erinnerung: Trump hatte zuvor Einfuhrzölle von bis zu 145 % auf chinesische Produkte verhängt. China konterte mit 125 % auf US-Waren. Eine gesunde Handelsbeziehung sieht anders aus – eher wie ein Wettkampf im Zölle-Hochjodeln.
Nun also die neue Idee: 80 % Zölle. Klingt vernünftig! Oder? Trump meint: „Das sieht gut aus – Scott wird das regeln.“ (Anmerkung: Scott hat nichts dergleichen bestätigt.)
Genfer Gipfel oder Netflix-Serie?
Die Gespräche finden übrigens nicht in Washington oder Peking statt, sondern im neutralen Genf – wahrscheinlich, damit niemand am Ende sagen kann, der andere hätte mehr Kekse bekommen.
Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua beschrieb die Gespräche als „wichtigen Schritt“. Allerdings bräuchte es „strategische Geduld und internationale Unterstützung“. Übersetzung: Das kann dauern.
Import-Chaos und Inflation zum Selberbauen
Währenddessen stauen sich in amerikanischen Häfen die Container mit hochbesteuerten Waren: Spielsachen, Schuhe, Mikrochips, Kaffeemaschinen – eben alles, was man braucht, um den amerikanischen Alltag zu überleben. Der Einzelhandel ist besorgt, Ökonomen auch. Laut Goldman Sachs könnte sich die Inflation auf 4 % verdoppeln – nur weil Trump meint, Zölle seien „die neue Wellnesskur für die Wirtschaft“.
Und trotzdem träumt er weiter: von geöffneten Märkten, fairen Deals und… Jimmy Lai. Ja, auch der inhaftierte Hongkonger Verleger ist laut Trump „Teil der Verhandlungen“. Ob die chinesische Delegation davon weiß, ist allerdings unklar. CCTV schwieg höflich.
Was bleibt?
Nun, die Zölle sind noch da, die Importe sinken, und die Weltwirtschaft hält kurz die Luft an. Aber Trump sagt, es sei großartig gelaufen, also glauben es vermutlich Millionen. Am Sonntag gehen die Gespräche weiter – vielleicht gibt’s dann wirklich Fortschritte. Oder nur wieder eine Social-Media-Rakete mit sieben Ausrufezeichen.
Fazit:
In Genf wird verhandelt, in Washington gepostet, und irgendwo zwischen Lianyungang und Long Beach fragen sich Container voller Kinderschuhe: „Dürfen wir jetzt rein oder nicht?“
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