Peking hat mal wieder den Globus angefasst und verschoben – zumindest in der Luft. Zum mittlerweile dritten Mal erweitert China eine umstrittene Flugroute nahe Taiwan und sorgt damit nicht nur für mehr Flugverkehr, sondern auch für mehr Puls in Taipeh.
Die neue Route mit dem charmanten Namen W121 schlängelt sich nun noch näher an die Mitte der Taiwanstraße heran – jener viel befahrenen Meeresenge, wo sich Frachter, Kriegsschiffe und jetzt eben auch diplomatische Spannungen regelmäßig die Klinke in die Hand geben.
Die taiwanesische Regierung reagierte erwartungsgemäß wenig begeistert und warf Peking vor, mal wieder „einseitig an der Landkarte herumzudoktern“, ganz nach dem Motto: „Wenn wir die Route ändern, ändert sich auch die Realität.“
Dass diese Ankündigung zufällig wenige Tage vor dem taiwanesischen Militärmanöver „Han Kuang“ kommt – bei dem fleißig für eine potenzielle chinesische Invasion geübt wird – ist natürlich, laut Peking, „reiner Zufall“ und „absolut nicht symbolisch aufgeladen“. Ja, klar.
Die chinesische Luftfahrtbehörde erklärte trocken, es gehe bei der neuen Route nur um Effizienzsteigerung. Sprich: Mehr Flugzeuge, weniger Diskussionen, maximale Nervenbelastung für Taiwan.
Taiwan wiederum bleibt standhaft: Seit 1949 selbstverwaltet, demokratisch, wirtschaftlich erfolgreich – und mit dem unerschütterlichen Selbstbild einer unabhängigen Republik, auch wenn die große Mehrheit der Welt lieber diplomatisch schweigt und so tut, als wäre da „nur ein besonders eigensinniger Flughafen“.
China hingegen bleibt bei seiner Linie: Taiwan ist eine abtrünnige Provinz, Punkt. Und falls das jemand anders sieht – nun ja, es gibt ja immer noch die Möglichkeit der „freundlichen gewaltsamen Wiedervereinigung“, wie es im Handbuch autoritärer Rhetorik steht.
Fazit:
W121 ist keine Flugroute, sondern ein weiterer Drahtseilakt zwischen symbolischem Luftraum und handfester Geopolitik – mit Aussicht auf Turbulenzen. Anschnallen, bitte.
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