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US-Regierung plant Schließung des Job-Corps-Programms – Kritik an Folgen für Fachkräftemangel

MIH83 (CC0), Pixabay
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Trotz politischer Bekenntnisse zur Förderung des Handwerks und des produzierenden Gewerbes will die US-Regierung unter Präsident Donald Trump das Job-Corps-Programm drastisch kürzen. Nach Angaben des Arbeitsministeriums sollen alle 99 privat betriebenen Ausbildungszentren landesweit bis Ende Juni ihren Betrieb einstellen. Betroffen sind rund 21.000 Jugendliche, die sich derzeit in beruflicher Qualifikation befinden.

Das Job Corps wurde vor fast 60 Jahren im Rahmen von Präsident Lyndon B. Johnsons „Krieg gegen die Armut“ gegründet. Es richtet sich an benachteiligte junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren, die dort schulische Abschlüsse nachholen und praxisnahe Berufsausbildung erhalten – etwa in den Bereichen Schweißen, Eisenbahnbetrieb, Gesundheitspflege oder Bau.

Das Arbeitsministerium begründet die Maßnahme mit angeblich schlechten Resultaten, Sicherheitsbedenken und einem Haushaltsdefizit von 140 Millionen US-Dollar. Kritiker werfen der Regierung jedoch vor, die Leistungsfähigkeit des Programms durch veraltete Daten und Einzelfälle bewusst schlecht darzustellen.

Kritik von Experten, Politik und Wirtschaft

Wirtschaftsexperten und Arbeitgeberverbände zeigen sich besorgt über die drohende Lücke in der Fachkräfteversorgung. Gerade in Berufen ohne Hochschulabschluss – wie Elektriker, Installateure oder Pflegekräfte – sei der Bedarf in den kommenden Jahren massiv. Laut einer McKinsey-Studie müssen allein in diesen Bereichen bis 2032 zwanzigmal mehr Stellen pro Jahr besetzt werden als in anderen Berufsfeldern.

Auch Gewerkschaften schlagen Alarm. So hat die Transportation Communications Union (TCU/IAM) seit Jahrzehnten über 16.000 Jugendliche aus dem Job Corps in Eisenbahnberufe vermittelt. Der Gewerkschaftsvorsitzende Arthur Maratea warnt:

„Ohne dieses Programm drohen massive Engpässe in der Logistik und der Versorgungskette.“

Einzelschicksale verdeutlichen Bedeutung

Viele ehemalige Teilnehmende berichten von positiven Wendepunkten in ihrem Leben. Chloe Lawson (21) etwa arbeitete früher als obdachlose Nachtschichtkraft in Texas – heute steht sie vor einer Anstellung als Zugführerin mit einem Einstiegsgehalt von 80.000 Dollar jährlich.
Ähnlich verlief der Weg von Jasmine Geib (29), die heute als Lokführerin bei Union Pacific arbeitet und jährlich bis zu 100.000 Dollar verdient.

Beide engagieren sich inzwischen öffentlich für den Erhalt des Programms und setzen sich in sozialen Medien sowie in Briefen an Abgeordnete für eine Reform – nicht eine Abschaffung – ein.

Gerichtliche Auseinandersetzungen und ungewisse Zukunft

Ein Bundesgericht hat kürzlich einen vorläufigen Stopp der Schließung erwirkt. Ob dies Bestand hat, ist aufgrund eines aktuellen Supreme-Court-Urteils gegen landesweite einstweilige Verfügungen allerdings unklar. Die finanzielle Zukunft des Programms hängt nun vom US-Kongress ab, der über weitere Mittel entscheiden muss.

Trump-Regierung setzt auf andere Programme

Das Weiße Haus verteidigt die Maßnahme mit dem Hinweis auf ein angeblich ineffizientes System. Stattdessen wolle man neue Ausbildungsformate wie Lehrlingsprogramme fördern. Man plane, über eine Million neue Ausbildungsplätze zu schaffen, so eine Sprecherin.

Fachleute wie Rachel Sederberg, Arbeitsmarktexpertin bei Lightcast, sehen das kritisch:

„Gerade Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen brauchen zusätzliche Unterstützung und Orientierung – Job Corps bietet genau das.“


Fazit:
Die geplante Einstellung des Job-Corps-Programms sorgt für breite Kritik quer durch Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Während der Präsident öffentlich mehr qualifizierte Fachkräfte fordert, droht eine der wenigen bundesweiten Institutionen zur Förderung benachteiligter Jugendlicher stillgelegt zu werden – mit potenziell weitreichenden Folgen für Arbeitsmarkt und soziale Stabilität.

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