In der Türkei geht’s jetzt der Musik an den Kragen – genauer gesagt: den „provokanten“ Playlists auf Spotify, die laut Regierung mehr Schaden anrichten als ein schlecht gelaunter Dudelsackspieler bei Familienfeiern.
Die türkische Kartellbehörde hat offiziell Ermittlungen gegen die schwedische Streamingplattform eröffnet. Der Verdacht: Spotify spielt unfair – also nicht etwa zu laut, sondern zu parteiisch. Bestimmte Künstler*innen sollen häufiger auf der Bühne landen als andere – was in einem Land, das sonst ja niemals willkürlich bevorzugt oder benachteiligt, natürlich gar nicht geht.
Kulturministerium hört ganz genau hin
Den Taktstock schwang zuvor Vizekulturminister Batuhan Mumcu, der Spotify in einem dramatischen X-Post (ehemals Twitter, jetzt staatlich überwacht) beschuldigte, „moralisch verwerfliche“ und „religiös verletzende“ Playlists zu hosten. Offenbar tauchte da nicht nur „Like a Prayer“ auf, sondern womöglich auch ein satirisches Mixtape namens „Beats against the Regime“.
Mumcu erklärte, das Ministerium höre bei Spotify schon länger mit – quasi der Geheimdienst mit Kopfhörern. Einige Playlists sollen nicht nur „unsere religiösen Gefühle“ beleidigt haben, sondern auch Emine Erdoğan, die First Lady der Nation. Ob sie namentlich in einer Playlist auftauchte oder ob jemand einfach einen ironischen Titel wie „Despoten-Disko“ verwendete – unklar.
Spotify: Wir lieben alle gleich (außer vielleicht Taylor Swift)
Spotify selbst gibt sich derweil unschuldig wie ein frisch gelaunchter Indie-Track. Man halte sich an alle Gesetze, wisse aber eigentlich gar nicht so genau, worum es in den Ermittlungen gehe. Man sei gesprächsbereit, wünsche sich eine „konstruktive Lösung“ – was in diplomatischer Sprache so viel heißt wie: „Wir hoffen, dass das alles wieder leise verklingt.“
Ob es nun wirklich um algorithmische Ungerechtigkeit geht oder eher um eine Regierung, die Beyoncé für Subversion hält und Ironie für eine Straftat, bleibt offen. Fakt ist: In der Türkei könnte bald das DJ-Pult staatlich kontrolliert werden.
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