Heiße Themen, noch heißere Temperaturen: In der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro versammeln sich heute die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten – oder zumindest deren Abgesandte, holographische Projektionen und Ausreden. Das zweitägige Gipfeltreffen der inzwischen elfköpfigen XXL-Staatengruppe beschäftigt sich laut offizieller Agenda mit Gesundheit, KI, Klimawandel – und laut inoffizieller Agenda mit der Frage, wie man möglichst elegant westlichen Journalisten ausweicht.
Wer kommt, wer bleibt im Bunker?
Brasiliens Präsident Lula da Silva empfängt die illustre Runde mit Caipirinha und Klimakrise. Chinas Präsident Xi Jinping bleibt lieber daheim – vermutlich, weil der Flug nach Rio länger dauert als die Internetzensur in Peking. Stattdessen schickt er Ministerpräsident Li Qiang, dessen Aufgabe es sein wird, 47 vorbereitete Sätze über „friedliche multipolare Zusammenarbeit“ möglichst monoton vorzutragen.
Auch Wladimir Putin lässt sich entschuldigen – offiziell aus „terminlichen Gründen“, inoffiziell wegen eines unangenehmen Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs, der in Brasilien etwas uncharmant vollstreckt werden müsste. Putin bleibt daher in Moskau, wo er sich angeblich gerade mit seinem neuen Hund „Immunität“ beschäftigt.
BRICS: Jetzt mit 11 Sorten Weltordnung
Was einst als schnittige Abkürzung für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika begann, ist mittlerweile zu einem diplomatischen Club von elf Staaten angewachsen – quasi der UN-Sicherheitsrat der Gegensätze. Neu dabei: Iran, Ägypten, Äthiopien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate – und seit 2025 auch Indonesien, das sich spontan fragte: „Was soll schon schiefgehen?“
Mit vereinter Kraft repräsentieren die BRICS-Länder nun fast die Hälfte der Weltbevölkerung, ein Drittel der Landmasse – und etwa ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung, wenn man großzügig aufrundet. Kritiker werfen der Gruppe allerdings vor, mehr gemeinsame Pressekonferenzen als gemeinsame Positionen zu haben.
Ziele des Gipfels: Symbolik, Symbolik, Symbolik
Geplant sind hochkarätige Panels zu Themen wie „Künstliche Intelligenz in nicht-demokratischen Kontexten“, „Klimawandel ohne CO₂-Scham“ und „Gesundheitspolitik mit Betonung auf politisch“. Außerdem will man einen „gemeinsamen Rahmen für internationale Zusammenarbeit“ entwerfen – was in der BRICS-Welt meist bedeutet: Jeder bringt sein eigenes Papier mit, und am Ende wird alles in einer Fußnote zusammengefasst.
Als Kontrastprogramm zur G7 will BRICS mit dem Slogan „Gemeinsam stark, individuell kompliziert“ auftreten – was erstaunlich ehrlich wäre.
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