Die US-Wirtschaft hat im ersten Quartal 2025 ihren stärksten Rückgang seit der Corona-Krise verzeichnet. Laut Berechnungen der US-Notenbankfiliale in Atlanta fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum von Januar bis März um 2,7 % – deutlich stärker als die offiziell gemeldeten -0,3 % und weit unter den Erwartungen von Analysten.
Handelsdefizit und staatliche Sparmaßnahmen bremsen Wachstum
Die Wirtschaftsleistung wurde vor allem durch ein sprunghaft wachsendes Handelsdefizit belastet. Der Import stieg um über 41 %, da Unternehmen versuchten, Waren vor Inkrafttreten neuer Zölle der Trump-Regierung einzuführen. Gleichzeitig wuchsen die Exporte nur minimal um 1,8 %. Der Nettoeffekt aus Import und Export stellte den stärksten negativen Wachstumsbeitrag seit Beginn der Aufzeichnungen 1947 dar.
Auch die staatlichen Ausgaben sanken deutlich: Bundesausgaben gingen um 5,1 % zurück – ein scharfer Kontrast zum Anstieg von 4 % im Vorquartal.
Tarife und Unsicherheit drücken auf Konsumklima
Präsident Donald Trump treibt seit seiner zweiten Amtsübernahme eine aggressive Handelspolitik voran, insbesondere gegenüber China. Viele Ökonomen warnen, dass seine Zolloffensive die Inflation antreibt und eine Rezession wahrscheinlicher macht. Trump hingegen macht die „wirtschaftlichen Altlasten der Biden-Regierung“ für den schwachen Jahresauftakt verantwortlich.
Die Verbraucher zeigen sich zunehmend verunsichert: Die Konsumausgaben, die rund 70 % der US-Wirtschaft tragen, stiegen nur noch um 1,8 % – der niedrigste Wert seit Mitte 2023.
Unternehmen investieren – aber aus Vorsicht
Überraschend positiv fiel die Unternehmensinvestition aus, die um 9,8 % zunahm – ein deutlicher Sprung im Vergleich zum Rückgang von 3 % im Vorquartal. Der Grund dafür liegt laut Handelsministerium aber vor allem in Vorratsaufstockungen vor Zollerhöhungen – kein Zeichen echten Vertrauens, sondern strategische Lagerpolitik.
Die Privatinvestitionen insgesamt legten sogar um 21,9 % zu – der höchste Wert seit 2021.
Inflation steigt wieder
Ein weiterer Warnhinweis für die wirtschaftliche Stabilität ist die Entwicklung der Inflation: Der Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE) stieg im Quartal auf 3,6 % (Vorquartal: 2,4 %). Die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) lag bei 3,5 %.
Reicht das für eine Rezession?
Technisch gesehen gilt eine Rezession als zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem BIP-Wachstum – das ist noch nicht der Fall. Dennoch wächst die Unsicherheit: Die Arbeitslosigkeit ist mit 4,2 % noch relativ niedrig, aber die Zahl der neu geschaffenen Jobs sank im April drastisch von 147.000 im März auf nur 62.000.
Laut Ökonom Gregory Daco sei man auf einem „wirtschaftlichen Drahtseilakt“: Sollte die Zollpolitik beibehalten oder ausgeweitet werden, droht ein wirtschaftlicher Abwärtstrend mit breiteren Auswirkungen.
Fazit:
Die USA steuern wirtschaftlich in unruhiges Fahrwasser. Zwar geben Unternehmensinvestitionen und Nachfrageindikatoren Anlass zur Hoffnung, doch Zölle, politische Unsicherheit und ein fragiles Konsumklima könnten den Beginn einer Abschwungphase markieren.
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