Mit der Entscheidung, die sogenannte „de minimis“-Regelung zu beenden, hat die US-Regierung unter Präsident Trump einen regelrechten Schock ausgelöst – sowohl bei Verbrauchern als auch bei kleinen Unternehmen. Bisher konnten Waren aus China im Wert von unter 800 Dollar zollfrei und ohne aufwendige Zollabfertigung in die USA importiert werden. Diese Ausnahme fällt nun weg, was weitreichende Konsequenzen hat.
Ein letztes Shopping-Hurra: Verunsicherung bei Konsumenten
Die Nachricht über die Regeländerung versetzte viele Online-Shopper in Panik. Deborah Grushkin aus New Jersey beschreibt, wie sie bei Bekanntwerden der Entscheidung spontan 400 Dollar bei Shein ausgab – in der Befürchtung, es könnte ihre letzte Gelegenheit sein, günstig an Mode und Accessoires aus China zu kommen.
„Ich fühlte mich, als wäre es mein letztes Hurra“, sagt Deborah. Neben T-Shirts und Stickern bestellte sie auch 20 Tuben flüssigen Eyeliners und Geschenke zum Muttertag.
Auch Krystal DuFrene aus Mississippi, die auf Sozialhilfe angewiesen ist, verfolgt die Entwicklungen mit Sorge. Nachdem die Preise bei der Shopping-Plattform Temu plötzlich in die Höhe schnellten, stornierte sie eine Bestellung für Vorhänge. „Ich weiß nicht, wer die Zölle bezahlt – außer dem Kunden“, sagt sie.
„Das Ende einer Ära“: Online-Schnäppchen könnten verschwinden
Nicht nur private Konsumenten, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Die Plattformen Shein und Temu haben bereits angekündigt, ihre Vertriebswege anzupassen. Temu setzt künftig stärker auf lokale Verkäufer, um die zusätzlichen Kosten zu umgehen.
Für viele Verbraucher fühlt sich die neue Regelung wie eine „Geldmacherei“ zugunsten großer US-Retailer wie Amazon und Walmart an, die ähnliche Produkte zu höheren Preisen anbieten. Autorin Gee Davis aus Missouri beschreibt es als „Ende einer Ära“. Sie nutzte Temu für günstige Haushaltsartikel während ihres Umzugs und empfindet die Regeländerung als ungerecht. „Es wäre einfach traurig, wenn Menschen mit geringem Einkommen sich kleine Extras nicht mehr leisten könnten.“
Wirtschaftliche Auswirkungen: Mittelständische Firmen vor dem Aus
Die Regeländerung trifft nicht nur Konsumenten, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen, die stark von günstigen China-Importen abhängig sind. Firmen wie Indochino, die maßgeschneiderte Anzüge aus China beziehen, sehen ihre Existenz bedroht. Auch die Athleisure-Marke CUTS überdenkt nun ihre Preispolitik und könnte gezwungen sein, Jobs abzubauen.
Alex Beller, Mitbegründer der Ecommerce Innovation Alliance, spricht von einem „unüberwindbaren Wandel“, insbesondere für Marken, die ihre Produkte in China fertigen lassen. „Die Geschwindigkeit, mit der die Änderungen umgesetzt werden, ist zu hoch, um sich anzupassen“, kritisiert er.
Kein Ende der Diskussion in Sicht
Obwohl die Regeländerung bereits in Kraft ist, bleibt die Debatte lebendig. Kritiker wie Lori Wallach von Rethink Trade warnen, dass die Umsetzung in der Praxis schwierig bleibt. Der Versuch, alle betroffenen Produkte an der Grenze zu kontrollieren, könnte ins Leere laufen – insbesondere, wenn die Waren über informelle Einfuhrverfahren abgewickelt werden.
Während die Administration die Maßnahme als notwendige Schutzmaßnahme gegen Billigimporte und Produktpiraterie verteidigt, wächst die Kritik aus Wirtschaft und Bevölkerung. Viele befürchten, dass die neue Regelung in erster Linie ärmere Haushalte trifft und kleinen Unternehmen das Überleben schwer macht.
Die Auswirkungen auf den Handel und die Konsumgewohnheiten in den USA werden wohl erst in den kommenden Monaten vollständig sichtbar – und die Stimmen gegen die neue Regelung werden lauter.
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