MDM Group- da könnte der Anwalt recht haben

Aus unserer Mandantschaft heraus werden wir um eine Einschätzung bezüglich Seriosität und Plausibilität der Anlageofferten der MDM Group AG gebeten. Das Schweizer Unternehmen investiert offensichtlich aktuell erhebliches Kapital in aggressive Werbung unter anderem auch in den online-Publikationen der seriösen Wirtschaftspresse wie dem Handelsblatt oder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Versprochen wird hier einmal mehr eine Kombination von maximaler Sicherheit und höchster Rendite. Dabei purzeln die finanztechnischen Begrifflichkeiten munter durcheinander.

So wird beispielhaft zunächst von einem „besten Festgeld“ gesprochen, was direkt anschließend allerdings als nachrangiges Darlehen beschrieben wird. Der Schweizer Anbieter zeige seinen Kunden mit „echten Sachwerten“ den „Ausweg aus dem Investment-Dschungel“. Weiters ist die Rede von hoher Transparenz, die festverzinsliche Nachrangdarlehen auszeichnen könnten, sowie von vorgeblicher „Sicherheit mit gesetzlicher Regelung“. Eine gesetzliche Einlagensicherung schütze das Kapital jedes einzelnen Anlegers bis zu einer Höhe von 100.000 € ab, was die Zahl der Interessenten aufgrund der Kombination von höchstem Ertrag und höchster Sicherheit zwischenzeitlich so gesteigert habe, dass in Bälde ein Börsengang geplant sei. Privatanleger könnten sich ab 5000 € für ein Festgeldkonto entscheiden, das Kapital sei nicht gebunden, die Laufzeit variabel. „Bestes Festgeld“ sei die „lohnenswerte Alternative zum herkömmlichen Kapitalmarkt“. Weiter spricht die dortige Empfehlung von den „festverzinslichen Nachrangdarlehen der MDM Group AG für sicheres und lohnendes Investment“, von „echtem Warenumschlag“, „Renditen bis zu 20 Prozent“, „gesetzlich geregeltem Risiko-Minimum“, kurzum: so gehe „bestes Festgeld im 21. Jahrhundert“.

Was ist von diesem kruden Durcheinander zu halten? Wir meinen: nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts. Es handelt sich hier um eine geradezu lachhaft groteske Collage von finanztechnischen Fachbegriffen und Behauptungen, die gänzlich substanzlos sind. Vielmehr sehen wir auch in diesem Falle mindestens den Prüfungsbereich dahingehend eröffnet, ob es sich nicht bei dem Angebot der sogenannten MDM Group AG, für die laut dortigem Impressum eine Frau Özlem Utanc verantwortlich zeichnet, um vorsätzliche Verbrauchertäuschung mit möglicherweise ausschließlich unlauteren Absichten handelt.

Fakt ist jedenfalls, dass nachrangige Darlehen zum sogenannten Mezzanine-Kapital zählen. Im Insolvenzfall werden sich die Zeichner dieser Darlehen in der Schlange nach allen anderen Gläubigern hintanstellen müssen. Die Erfahrung nicht nur auf dem sogenannten grauen Kapitalmarkt zeigt dem langjährigen Beobachter, dass hier typischerweise bestehende Forderungen gänzlich abgeschrieben werden müssen – und also verloren sind. Von „hoher Sicherheit“ kann im vorliegenden Fall keine Rede sein – jedenfalls nicht in Bezug auf den garantierten Erhalt des hier investierten Kapitales. Vielmehr sollten sich potentielle Anleger die Frage stellen, wie in aller Welt ein Unternehmen im Zeitalter der Finanzrepression durch sämtliche bestimmenden Notenbanken weltweit eine Rendite von 20 % p.a. nach Abzug aller entstehenden Verwaltungskosten erwirtschaften will – und gleichzeitig auch noch ganz offensichtlich erhebliche Beträge in eine aggressive Werbekampagne stecken kann.

ADWUS Rechtsanwlte Nürnberg

2 Comments

  1. Gudrun Strelldorm Montag, 05.06.2017 at 20:42 - Reply

    Die FINMA und die am Domizil von MDM Group AG zuständige Staatsanwaltschaft sind seit Mitte März orientiert, erstere inzwischen wegen ihrer stupenden Untätigkeit bereits abgerwarnt. Das angeblich bevorstehende IPO dieser Briefkastengesellschaft wird nicht stattfinden, sodass die Leute, welche hinter diesem Betrugssystem stehen, den Stecker noch im Juni ziehen werden (müssen). D.h., dass die wahrscheinlich über eine österreichische Bank abdisponierten Kundengelder bereits im Nirwana ostwärts gerichteter Geldströme gelandet sind. Und die mysteriöse Frau Utanç wohl nicht mehr zur Verfügung steht – warum auch immer…. Der Faden führt die Behörden dann vielleicht zu GoMoPa – aus Gründen, welche hier nicht erwähnt sein sollen.

  2. Dietmar Wohlleben Dienstag, 04.04.2017 at 09:31 - Reply

    Die Stiftung Warentest hat die MDM Group AG aktuell auf ihre
    „WARNLISTE GELDANLAGE“ gesetzt, siehe
    https://www.test.de/MDM-Group-AG-Keine-sichere-Anlage-5153253-0/
    Analysiert man die Unternehmensentwicklung und Auszahlerhistorie
    von früheren Unternehmen, die auf dieser Warnliste standen, so
    verloren in den meisten Fällen Anleger große Teile oder sogar ihr
    gesamtes Investment.

    Die Stiftung Warentest schreibt u.a. zur MDM Group AG:
    „MDM Group AG: Keine sichere Anlage
    „Bis zu 20 % Zinsen p. a.“ verspricht die MDM Group AG aus Meggen in der
    Schweiz in ihrer Werbung für ihre Nach­rangdarlehen im Internet.
    Sie sollen eine „sichere Geld­anlage“ sein. Das sind Nach­rangdarlehen aber nie.
    Die Darlehens­geber erhalten im Insolvenzfall erst nach allen erst­rangigen
    Gläubigern Geld. Meist ist dann nichts übrig. (…)
    MDM verweist auf eine zehnjäh­rige operative Tätig­keit.
    Auf Finanztest-Nach­frage räumt MDM-Chefin Özlem Utanç ein, dass der
    derzeitige Geschäfts­betrieb erst im April 2016 aufgenommen worden sei. (…).“

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