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Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel: Was betroffene Kunden angesichts der BaFin-Warnung zu ertdoma.com jetzt tun können

Tumisu (CC0), Pixabay
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Die BaFin warnt vor der Website ertdoma.com und insgesamt 26 identischen Websites, die ohne Erlaubnis Finanz- und Wertpapierdienstleistungen anbieten. Mit gefälschten Inhalten, darunter angebliche Interviews mit Prominenten, werden Verbraucher dazu verleitet, Kontaktdaten anzugeben und vermeintlich seriöse Kapitalanlageangebote wahrzunehmen. Doch was können Betroffene tun, wenn sie bereits auf solche Websites hereingefallen sind? Rechtsanwalt Maurice Högel, Experte für Anleger- und Verbraucherschutzrecht, gibt Antworten.


Herr Högel, die BaFin warnt eindringlich vor der Website ertdoma.com und weiteren 26 identischen Websites. Was macht diesen Fall so besonders?

Maurice Högel: Der Fall ist deshalb besonders, weil hier nicht nur eine, sondern gleich 27 nahezu identische Websites existieren, die alle das gleiche betrügerische Ziel verfolgen: Verbraucher sollen mit falschen Informationen und manipulierten Inhalten dazu gebracht werden, ihre Kontaktdaten preiszugeben oder Geld in vermeintlich seriöse Anlageangebote zu investieren. Die Professionalität, mit der die Betreiber gefälschte Inhalte – etwa angebliche Nachrichtenmeldungen oder Interviews mit Prominenten – präsentieren, ist alarmierend. Gleichzeitig ist völlig unklar, wer hinter diesen Websites steckt, was es für Betroffene umso schwieriger macht, sich zu wehren.


Was sollten Verbraucher tun, wenn sie ihre Daten auf einer der Websites hinterlassen haben?

Högel: Wenn Sie Ihre Kontaktdaten auf einer der Websites hinterlassen haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie von vermeintlichen Anlageberatern kontaktiert werden. Diese Anrufer agieren oft professionell und setzen Verbraucher massiv unter Druck, schnell Geld zu investieren. Hier sind die wichtigsten Schritte, die Betroffene sofort einleiten sollten:

  1. Keine Zahlungen leisten: Wenn Sie von angeblichen Beratern kontaktiert werden, sollten Sie keinesfalls Geld überweisen oder Zahlungsdaten preisgeben. Seriöse Finanzdienstleister kontaktieren Sie nicht ungefragt über solche Wege.
  2. Datenmissbrauch minimieren: Wenn Sie bereits persönliche Daten wie Telefonnummer oder E-Mail-Adresse angegeben haben, seien Sie besonders wachsam. Prüfen Sie, ob verdächtige E-Mails oder Anrufe bei Ihnen eingehen, und blockieren Sie auffällige Nummern oder Absender.
  3. Beratung einholen: Sprechen Sie mit einem Rechtsanwalt oder einer Verbraucherschutzorganisation, wenn Sie unsicher sind, wie Sie weiter vorgehen sollen.

Was können Verbraucher tun, wenn sie bereits Geld investiert haben? Gibt es eine Chance, das Geld zurückzubekommen?

Högel: Wenn Sie bereits Geld investiert haben, sollten Sie schnell handeln. Hier sind die wesentlichen Schritte:

  1. Zahlungen stoppen: Kontaktieren Sie umgehend Ihre Bank oder Ihr Kreditkartenunternehmen und prüfen Sie, ob Zahlungen zurückgerufen oder blockiert werden können. Wenn Überweisungen noch nicht ausgeführt wurden, gibt es unter Umständen eine Chance, diese zu stornieren.
  2. Anzeige erstatten: Melden Sie den Betrug bei der Polizei und bei der BaFin. Je mehr Informationen den Behörden vorliegen, desto besser können sie gegen die Betreiber vorgehen.
  3. Rechtsansprüche prüfen: Ein Anwalt kann prüfen, ob es möglich ist, das Geld zurückzufordern – zum Beispiel über Zahlungsdienstleister oder Banken, die möglicherweise in den Betrug verwickelt sind. Leider ist es oft schwierig, das Geld wiederzubekommen, insbesondere wenn es ins Ausland transferiert wurde.

Wie können Verbraucher solche Betrugsmaschen rechtzeitig erkennen?

Högel: Die Maschen von Betrügern werden immer raffinierter, doch es gibt einige klare Warnsignale, auf die Verbraucher achten sollten:

  1. Keine Lizenz der BaFin: Überprüfen Sie immer, ob der Anbieter über eine BaFin-Erlaubnis verfügt. Dies können Sie in der Unternehmensdatenbank der BaFin nachschlagen. Anbieter ohne Erlaubnis agieren illegal.
  2. Unglaubwürdige Versprechen: Wenn hohe Renditen ohne Risiko oder schnelle Gewinne versprochen werden, sollten Sie skeptisch sein. Seriöse Anbieter machen solche Versprechen nicht.
  3. Gefälschte Inhalte: Die Websites ertdoma.com und ihre Klone nutzen gefälschte Interviews oder Nachrichtenmeldungen, um Vertrauen zu schaffen. Prüfen Sie solche Inhalte immer auf der Original-Website der angeblichen Quelle. Oft genügt ein kurzer Faktencheck, um den Betrug zu erkennen.
  4. Druck und Zeitdruck: Betrüger arbeiten häufig mit Zeitdruck („Nur noch heute verfügbar!“) oder emotionalen Verkaufstricks. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Seriöse Anbieter geben Ihnen ausreichend Zeit für eine Entscheidung.

Was ist von der Warnung der BaFin zu halten? Reicht sie aus, um Verbraucher zu schützen?

Högel: Die Warnungen der BaFin sind äußerst wertvoll, denn sie informieren die Öffentlichkeit frühzeitig über betrügerische Angebote. Allerdings kommen sie für viele Betroffene zu spät, da diese oft erst auf die Warnung aufmerksam werden, nachdem sie bereits Geld verloren haben. Verbraucher müssen deshalb eigenverantwortlich handeln und besonders vorsichtig bei Angeboten im Internet sein.


Wie wichtig ist es, solche Fälle bei der BaFin oder den Behörden zu melden?

Högel: Es ist enorm wichtig, solche Fälle zu melden. Die BaFin, das Bundeskriminalamt und die Landeskriminalämter sind auf Hinweise von Verbrauchern angewiesen, um gegen die Betreiber vorgehen zu können. Wenn Verbraucher beispielsweise Screenshots, Vertragsunterlagen oder Kontaktdaten der vermeintlichen Berater zur Verfügung stellen, können diese Informationen entscheidend sein, um die Strukturen hinter den Betrugsmaschen aufzudecken.


Haben Sie abschließend noch einen Rat für Verbraucher, die in Zukunft in Kapitalanlagen investieren möchten?

Högel: Ja, mein wichtigster Rat lautet: Prüfen Sie Anbieter gründlich, bevor Sie investieren. Achten Sie darauf, dass der Anbieter über eine BaFin-Erlaubnis verfügt, lesen Sie Bewertungen und Erfahrungsberichte im Internet, und nehmen Sie sich die Zeit, alle Unterlagen genau zu prüfen. Wenn etwas unseriös wirkt oder zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es das in den meisten Fällen auch. Und investieren Sie niemals Geld, dessen Verlust Sie sich nicht leisten können.


Vielen Dank, Herr Högel, für Ihre wichtigen Hinweise.

Högel: Sehr gern. Ich hoffe, dass solche Informationen dazu beitragen, Verbraucher vor finanziellen Schäden zu bewahren.

http://www.rae-bemk.de

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