Man stelle sich vor, man ist auf einer Party. Alle tanzen, die Musik läuft, doch in einer dunklen Ecke steht jemand und nippt nachdenklich an seinem Champagner. Das ist Christian Lindner.
Jetzt kommt Friedrich Merz dazu, schiebt sich mit seiner „Wir brauchen Ihre Zweitstimme!“-Kampagne in den Raum und schaut Lindner streng an: „Hör mal, vier Prozent für die FDP? Das ist vier Prozent zu viel! Das wäre bei mir doch viel besser aufgehoben!“
Tja, es ist Wahlkampf, und Merz hat anscheinend beschlossen, dass FDP-Wähler überflüssig sind – oder zumindest besser bei der Union aufgehoben wären.
FDP unter der Fünf-Prozent-Hürde – Lindner in der Krise
Die FDP dümpelt derzeit unter der magischen Fünf-Prozent-Grenze, was bedeutet, dass sie nach der nächsten Wahl möglicherweise gar nicht mehr im Bundestag vertreten ist. Und was macht Merz? Statt Mitgefühl zu zeigen, greift er nach den Stimmen.
„Vier Prozent sind vier Prozent zu viel für die FDP und vier Prozent zu wenig für die Union.“
Übersetzung: „Schön, dass ihr euch mal wieder vergeblich an der Demokratie versucht habt. Aber eure Stimmen nehme ich jetzt.“
Dabei hatte die Union die FDP früher gern als Juniorpartner gesehen, eine nette kleine Partei für Steuererleichterungen und Digitalisierung, die man für Koalitionen brauchen konnte. Doch jetzt? Jetzt steht Merz mit ausgestreckten Händen da und ruft: „Gebt mir eure Stimmen, esst Kuchen und verlasst das Buffet!“
Warum zerlegt sich die FDP eigentlich gerade selbst?
Merz erwähnt in seinem Interview auch, dass er mit „einiger Besorgnis“ gesehen habe, wie die FDP im Bundestag bei der Abstimmung zum Zustrombegrenzungsgesetz auseinandergefallen ist.
Nun ja, Lindners Truppe scheint aktuell so gespalten zu sein, dass sie sich wahrscheinlich nicht mal auf eine gemeinsame Kaffeebestellung einigen könnte. Ein Viertel der FDP-Abgeordneten hat sich bei der Abstimmung nicht hinter den eigenen Vorschlag gestellt – was dazu führte, dass das Gesetz, das sogar die AfD unterstützt hatte, nicht durchkam.
Was macht Lindner in dieser Situation?
Vermutlich sitzt er irgendwo mit seinem legendären Pokerface und überlegt, ob er nicht lieber Influencer wird. Schließlich hat er Erfahrung mit dramatischen Abgängen (siehe Jamaika-Koalition 2017).
Und was heißt das jetzt für die Wahl?
Merz hofft, dass FDP-Wähler die Zeichen der Zeit erkennen und sich direkt der Union anschließen – sozusagen eine „natürliche Migration der Wähler“, ganz ohne Zustrombegrenzung.
Ob das klappt? Lindner bleibt stur. Wahrscheinlich wird er bald eine Rede halten, in der er mit großen Worten betont, dass die FDP natürlich gebraucht wird – von wem, ist dann die Frage.
Bis dahin bleibt es spannend, ob die FDP sich noch fängt oder ob Christian Lindner bald zum ersten Mal in seinem Leben auf Jobsuche gehen muss.
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