Viele Anbieter geben sinkende Umlagen nicht an Kunden weiter

In NRW gibt es 106 Grundversorger. Lediglich 45 von ihnen haben angekündigt, den Strompreis zum Januar zu senken. Wir zeigen, welche es sind.

Somit hat Nordrhein-Westfalen zwar im Vergleich mit dem gesamten Bundesgebiet eine höhere Senkungsquote (42 gegenüber 35 Prozent). Doch mehr als die Hälfte der Grundversorger bewegt sich auch hierzulande nicht – obwohl unter anderem die EEG-Umlage sinkt. Die Verbraucherzentrale NRW fordert vor allem die Unternehmen zur Preissenkung auf, die hohe gestaltbare Preisbestandteile aufweisen.

Fast alle Versorger, die günstiger werden, senken den Netto-Preis einer Kilowattstunde um mehr als 0,15 Cent. Um diesen Wert sinken die Umlagen. Das zeigt, dass die Branche auch unabhängig von der Entwicklung der Umlagen einen Spielraum hat – durch die seit Jahren fallenden Einkaufspreise.

Diesen Spielraum haben wir bereits im September in unserer Strompreisuntersuchung aufgezeigt. Darin betrachten wir von Dezember 2010 bis Juni 2014 die Entwicklung der Preisbestandteile, die die Grundversorger selbst beeinflussen können. Alle staatlich vorgegebenen und regulierten Bestandteile, also Abgaben, Umlagen und Netzentgelte, sind abgezogen. Übrig bleibt die sogenannte Unternehmensspanne, die die Stromeinkaufs- und Vertriebskosten sowie die Marge umfasst.

Es zeigte sich, dass die Unternehmensspanne im Branchenschnitt praktisch unverändert blieb, obwohl die darin enthaltenen Kosten für den Stromeinkauf branchenweit um rund ein Drittel zurückgingen. In der nun erfolgten Fortschreibung bis Dezember 2014 verschärfte sich dieses Missverhältnis noch, weil die Einkaufspreise weiter sanken. Zudem liegt die Unternehmensspanne mancher Versorger nach wie vor deutlich, um bis zu 25 Prozent, über dem Branchendurchschnitt. Und einige genau dieser Firmen halten trotz der Umlagensenkungen auch für 2015 an ihren Endpreisen fest. Darunter findet sich der Großkonzern RWE ebenso wie kleinere Unternehmen etwa aus Krefeld (SWK Energie GmbH), Neuss (Stadtwerke Neuss) und Düren (Stadtwerke Düren).

Unsere Forderung: Preise in der Grundversorgung müssen sich an den Kosten orientieren. Dass Grundversorger mit überdurchschnittlicher Unternehmensspanne ihre Preise jetzt nicht senken, ist nicht hinnehmbar.

Allen Stromkunden, deren Versorger am alten Preis festhalten, empfehlen wir einen Tarif- oder Anbieterwechsel. Von Preisgarantien, die vor steigenden Kosten schützen sollen, raten wir dabei ab. Weil Preissenkungen zu erwarten seien, nützen die meist langen Vertragslaufzeiten nur den Anbietern als Mittel zur Kundenbindung. Die Verbraucher aber büßen die nötige Flexibilität ein, um von den fallenden Preisen zu profitieren.

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