Die Wahrscheinlichkeit, in den USA von der Steuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) geprüft zu werden, war in den letzten Jahren äußerst gering: Zwischen 2013 und 2021 wurden weniger als 1 % aller Steuererklärungen überprüft – bei Einzelpersonen lag die Quote bei 0,44 %, bei Unternehmen bei 0,74 %.
Ein Hauptgrund dafür war der mangelhafte Ressourcenzustand der Behörde, sowohl personell als auch technisch. Zwar erhielt die IRS im Rahmen des Inflation Reduction Act zusätzliche Mittel für mehr Steuerprüfungen, doch ein Großteil dieses Budgets wurde vom Kongress wieder gekürzt.
Wer wurde geprüft?
Häufiger geprüft wurden:
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Sehr hohe Einkommen: 8,7 % Prüfungsquote bei Einkommen über 10 Mio. USD.
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Bezieher von Steuervergünstigungen: Haushalte mit niedrigem Einkommen, die den Earned Income Tax Credit geltend machten, wurden mit bis zu 1,5 % überdurchschnittlich oft geprüft.
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Durchschnittsverdiener (50.000–500.000 USD): unter 0,5 % Prüfungsquote.
Weniger Personal, mehr KI – eine gefährliche Mischung?
Seit Januar hat die IRS vier Interims-Chefs erlebt. Gleichzeitig läuft eine Massenabwanderung von erfahrenem Personal, bedingt durch Kündigungen, Ruhestand und Stellenabbau. Besonders stark betroffen ist die Abteilung Durchsetzung, also Audits und Steuereintreibung.
Zur Effizienzsteigerung testet die IRS verstärkt den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Doch Experten warnen: Ohne menschliche Aufsicht drohen Fehleinschätzungen und automatisierte Fehlentscheidungen – mit potenziell gravierenden Folgen für Bürger.
Der ehemalige IRS-Chef Danny Werfel betonte: „KI kann eine Empfehlung geben – aber der Mensch muss die Entscheidung verantworten.“ Werfel warnte, dass vorschnelle Digitalisierung ohne getestete Systeme zu sinkendem Bürgerservice und geringerer Einnahmeeffizienz führen könne.
Gefahr für den Steuerzahler?
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Korrespondenzprüfungen (per Brief, ohne persönlichen Kontakt) könnten steigen – meist bei einfachen Fällen, oft zulasten von Geringverdienern.
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Durch fehlendes Personal verschlechtert sich die Erreichbarkeit und Betreuung für Steuerzahler.
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Auch der Taxpayer Advocate Service (TAS), eine unabhängige Beschwerdestelle innerhalb der IRS, sei personell geschwächt.
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Problematisch: KI-Systeme könnten auf falschen Daten trainiert werden, wenn Widersprüche gegen fehlerhafte Bescheide nicht korrekt verarbeitet werden.
Nina Olson, frühere Leiterin des TAS, fasste es so zusammen: „Je weniger Menschen helfen können, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Maschinen falsch liegen – und zu viele Fehlalarme produzieren.“
Die digitale Transformation der IRS steht also an einem kritischen Punkt: Ohne ausreichende Aufsicht, Expertise und Kundenservice droht eine Zunahme von Fehlern – und Frust für Millionen von Steuerzahlern.
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