Startseite Interviews Stilles Firmensterben in Sachsen: Vivien Wieder von der Deutschen Startup Zeitung fordert stärkere Unterstützung für Nachfolgelösungen
Interviews

Stilles Firmensterben in Sachsen: Vivien Wieder von der Deutschen Startup Zeitung fordert stärkere Unterstützung für Nachfolgelösungen

TungArt7 (CC0), Pixabay
Teilen

Fast 8.000 Unternehmen in Sachsen haben 2024 endgültig geschlossen – so viele wie seit neun Jahren nicht mehr. Der Großteil dieser Schließungen erfolgt nicht wegen Insolvenzen, sondern leise: durch Krankheit, Alter oder fehlende Nachfolge. Gerade in einem wirtschaftlich strukturschwachen Bundesland wie Sachsen ist das dramatisch. Denn mit jedem Betrieb, der aufgibt, gehen Know-how, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und regionale Identität verloren.

Vivien Wieder, Gründerin und Chefredakteurin der Deutschen Startup Zeitung, hat sich auf die Förderung von Nachfolgelösungen und Unternehmensfortführungen spezialisiert. In einem Interview betont sie: „Wir reden immer von Gründung, aber viel zu selten von Fortführung. Dabei sind übernehmbare Unternehmen oft besser aufgestellt als viele Neugründungen – ihnen fehlt nur Sichtbarkeit und strukturelle Unterstützung.“

Mit der Deutschen Startup Zeitung vernetzt sie Gründer:innen, Investor:innen und Übernahmeinteressierte – und macht Nachfolge zu einem zukunftsgerichteten Thema. „Nachfolge ist kein Rückschritt, sondern ein unternehmerischer Neustart auf einem bereits gewachsenen Fundament“, so Wieder.

Sie fordert mehr Engagement von IHKs und Handwerkskammern, die Nachfolge nicht nur dokumentieren, sondern aktiv begleiten müssten. Wichtig seien auch konkrete Anreize: „Übernehmende müssen von steuerlichen Vorteilen, Förderprogrammen und Beratungszuschüssen profitieren können – vergleichbar mit klassischen Gründungen.“

Denn laut Wieder wissen viele potenzielle Nachfolger:innen gar nicht, dass sie beim Kauf eines bestehenden Betriebs auf Fördermittel, zinsgünstige KfW-Kredite und Nachfolge-Coachings zugreifen können.

Ihr Appell: „Wir brauchen eine gezielte Wirtschaftspolitik, die Bestandspflege mit Zukunftsorientierung verbindet. Jedes übernommene Unternehmen ist ein geretteter Wirtschaftsstandort – das muss auch politisch endlich als Priorität gelten.“

Das stille Sterben der Betriebe sei auch ein Weckruf an die Gesellschaft. Denn: „Jede Unternehmensschließung ist nicht nur ein individueller Verlust, sondern ein struktureller Einschnitt für ganz Sachsen.“

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Interviews

„Jetzt nicht abwarten, sondern handeln!“ Rechtsanwalt Jens Reime aus Bautzen im Interview zur Insolvenz der Solarexperten Bayern GmbH

Herr Reime, die Solarexperten Bayern GmbH ist jetzt offiziell in der vorläufigen...

Interviews

Interview mit Rechtsanwalt Dr. Klugscheißer zur BaFin-Warnmeldung gegen Mulfin Trade Limited

Verbraucherschutzforum Berlin (VSB):Herr Dr. Klugscheißer, Sie haben das Schreiben von Herrn David...

Interviews

Interview mit Rechtsanwalt Daniel Blazek zur neuen Allgemeinverfügung der BaFin: Positionslimits für Gas-Futures an der EEX

Frage: Herr Blazek, die BaFin hat neue Positionslimits für THE natural gas...

Interviews

„Betrugsverdacht ernst nehmen“ – Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel zur BaFin-Ermittlung gegen „Leben Kredit“

Herr Högel, die BaFin warnt vor der Website lebenkredit.eu, die angeblich Online-Kredite...