Redaktion:
Herr Reime, immer mehr Anleger interessieren sich für internationale Investmentplattformen wie „SNB Estates“ in London. Was ist aus rechtlicher Sicht das Wichtigste, worauf man achten sollte?
Jens Reime:
Das Allerwichtigste: Sorgfalt vor Vertrauen. Gerade bei ausländischen Anbietern müssen Anleger prüfen, ob das Unternehmen wirklich das hält, was es verspricht – und ob es überhaupt befugt ist, Finanzdienstleistungen in Deutschland oder der EU anzubieten. Viele Anbieter wie SNB Estates operieren zwar mit einem professionellen Auftritt, sind aber nicht von der BaFin oder einer vergleichbaren Aufsicht lizenziert.
Redaktion:
SNB Estates wirbt mit Immobilieninvestments, Unternehmensbeteiligungen und einem „maßgeschneiderten Investmentplan“. Was sollte man davon halten?
Jens Reime:
Solche Angebote klingen oft seriös, vor allem wenn mit institutionellem Zugang oder maßgeschneiderten Strategien geworben wird. Entscheidend ist aber:
- Gibt es transparente Vertragsunterlagen?
- Wird konkret benannt, wo das Geld investiert wird?
- Gibt es nachvollziehbare Renditeberechnungen oder nur schöne Worte?
Auch Begriffe wie „Lombardkredit“, „Diskretionäres Portfoliomanagement“ oder „Tokenisierung“ klingen eindrucksvoll, vernebeln aber oft nur die wahren Risiken.
Redaktion:
Was sagen Sie zum Einsatz von Kryptowährungen wie USDT oder USDC, wie bei SNB Estates?
Jens Reime:
Das ist ein doppeltes Risiko. Zum einen können Kryptowährungen stark schwanken, zum anderen entziehen sich viele Transaktionen mit Stablecoins der klassischen Kontrolle, was Rückforderungen oder die Durchsetzung von Rechten im Streitfall erschwert. Anleger sollten sich bewusst sein: Wenn etwas schiefläuft, kann es sein, dass sie auf einem Blockchain-Konto in Hongkong sitzen – ohne rechtliche Handhabe.
Redaktion:
SNB Estates wirbt auch mit einer langen Teamliste und britischer Adresse. Gibt das Sicherheit?
Jens Reime:
Nicht unbedingt. Eine Londoner Adresse oder eine Webseite mit Namen und Fotos bedeutet noch keine Regulierung oder Seriosität. Entscheidend ist, ob die Firma bei der britischen Finanzaufsicht FCA registriert ist und ob in Deutschland überhaupt geworben oder vermittelt werden darf. Im Zweifel empfehle ich Anlegern eine Prüfung durch einen Anwalt oder die BaFin-Checkliste für Auslandsinvestments.
Redaktion:
Was ist Ihre wichtigste Empfehlung an potenzielle Anleger, die mit einem Anbieter wie SNB Estates zusammenarbeiten wollen?
Jens Reime:
Kurz und klar:
- Niemals Geld überweisen, ohne den Anbieter vollständig geprüft zu haben.
- Vertragliche Unterlagen auf Deutsch anfordern und rechtlich prüfen lassen.
- Finger weg von Investitionen, bei denen Renditeversprechen unrealistisch klingen.
- Und: Nie unter Zeitdruck entscheiden. Druck ist ein klassisches Warnsignal.
Redaktion:
Vielen Dank für Ihre klaren Worte, Herr Reime.
Jens Reime:
Gern geschehen – und denken Sie daran: Gute Investments erkennt man nicht an Hochglanzbroschüren, sondern an klaren Regeln, Transparenz und gesundem Menschenverstand.
🔍 Tipp:
Wer sich für Investitionen im Ausland interessiert, sollte auch auf der Website der BaFin oder der FCA UK prüfen, ob das Unternehmen dort registriert ist. Rechtsanwälte für Kapitalanlagerecht oder spezialisierte Verbraucherzentralen bieten ebenfalls Unterstützung.
Wünschen Sie eine Version dieses Interviews für Print, Social Media oder ein Videoformat? Ich bereite es gern passend auf.
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