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Milchpreise im freien Fall – günstige Butter, großer Frust bei den Landwirten

congerdesign (CC0), Pixabay
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Die Milchpreise in Deutschland sind auf ein Rekordtief gesunken – ein Umstand, der Supermarktkunden freut, aber die Landwirte in eine existenzielle Krise stürzt. Im Handel ist Butter derzeit so günstig wie seit Jahren nicht mehr, berichtet der NDR. Während Verbraucher von den niedrigen Preisen profitieren, sehen sich viele Milchbauern gezwungen, unter ihren Produktionskosten zu verkaufen.

Preisverfall an der Ladentheke – Ursache und Wirkung

Die Gründe für den Preisverfall sind vielfältig. Zum einen hat sich auf dem europäischen Markt ein Überangebot an Milch aufgebaut. Nach mehreren produktionsstarken Jahren ist die Nachfrage – insbesondere im Export – deutlich zurückgegangen. Länder wie China, die früher große Mengen an Milchpulver importierten, haben ihre eigenen Produktionskapazitäten ausgebaut. Gleichzeitig drücken hohe Lagerbestände und intensiver Wettbewerb zwischen Molkereien die Preise zusätzlich.

Hinzu kommt der Preisdruck des Einzelhandels. Große Supermarktketten verhandeln hart mit den Molkereien und nutzen den Wettbewerb, um Milchprodukte als Lockangebote zu besonders niedrigen Preisen zu verkaufen. Die Molkereien wiederum geben diesen Druck an die Landwirte weiter – die am Ende der Lieferkette stehen und kaum Handlungsspielraum haben.

Landwirte schlagen Alarm

Viele Milchbauern berichten inzwischen, dass die Auszahlungspreise der Molkereien kaum noch die Kosten für Futter, Energie und Personal decken. „Wir produzieren im Moment auf eigene Rechnung – und das kann auf Dauer niemand stemmen“, klagt ein Landwirt aus Schleswig-Holstein. Besonders kleine Betriebe auf dem Land geraten zunehmend in die Verlustzone.

Einige Landwirte sehen sich gezwungen, ihre Tierbestände zu verkleinern oder die Milchproduktion ganz einzustellen. In einigen Regionen droht dadurch langfristig der Rückgang landwirtschaftlicher Vielfalt.

Verbraucher profitieren – aber zu welchem Preis?

Für die Verbraucher wirkt die Entwicklung zunächst positiv: Butter, Käse und Joghurt sind so günstig wie seit Jahren nicht mehr. Doch langfristig könnte das niedrige Preisniveau Folgen haben. Wenn immer mehr Bauern aufgeben, konzentriert sich die Milchproduktion auf wenige Großbetriebe – mit möglichen Auswirkungen auf Qualität, Umwelt und Tierwohl.

Verbraucherschützer appellieren daher an Kundinnen und Kunden, beim Einkauf auf die Herkunft und Qualität zu achten und auch höherpreisige Produkte aus regionaler Erzeugung zu unterstützen.

Forderungen an Politik und Handel

Die Bauernverbände fordern ein entschlossenes Eingreifen der Politik. Neben einer Stärkung der Marktregulierung wird über Mindestabnahmepreise und eine verbindliche Herkunftskennzeichnung diskutiert. Auch der Handel steht in der Kritik: Supermärkte sollten Milchprodukte nicht länger als reine Preiswerbung nutzen, sondern den Erzeugern faire Margen ermöglichen.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Ministeriumsvertreter kündigten Gespräche mit Molkereien und Handelsketten an, um eine nachhaltige Preisgestaltung zu fördern.

Ein Markt zwischen Überfluss und Krise

Die Situation auf dem Milchmarkt ist seit Jahren von starken Schwankungen geprägt: Phasen hoher Preise werden regelmäßig von Einbrüchen abgelöst. Während sich die Verbraucher über niedrige Preise freuen, trägt die Landwirtschaft die Risiken. „Das System ist aus dem Gleichgewicht geraten“, sagen Branchenvertreter.

Wie lange die günstigen Butter- und Milchpreise noch anhalten, ist unklar. Sicher ist nur: Die aktuelle Entwicklung zeigt erneut, wie verletzlich und ungleich die Kräfteverhältnisse in der Lebensmittelkette sind – zwischen Handel, Verarbeitern und den Landwirten, die die Basis der Versorgung bilden.

Fazit:
Was an der Supermarktkasse nach einem Vorteil aussieht, hat auf den Höfen dramatische Folgen. Die Milch wird billiger – aber der Preis, den viele Landwirte dafür zahlen, ist hoch.

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