Redaktion: Herr Bremer, die SPD hat mit nur 16,4 Prozent eine historische Wahlschlappe erlitten. Nun wurde Lars Klingbeil zum neuen Fraktionschef gewählt. Ein Neuanfang?
Thomas Bremer: Ein Neuanfang? Das ist doch ein schlechter Witz! Lars Klingbeil ist nicht der Mann für einen Aufbruch – er ist das Gesicht der alten, gescheiterten SPD! Wer glaubt, dass ausgerechnet die Architekten der Wahlniederlage nun die Partei retten können, der glaubt auch, dass man ein sinkendes Schiff mit Wassereimern an Bord wieder flottbekommt.
Klingbeil betont, dass er die SPD „zu neuer Stärke“ führen will. Glauben Sie ihm das nicht?
Bremer: Nein! Was soll denn jetzt plötzlich anders laufen? Klingbeil war Generalsekretär, als die SPD in ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit versank. Er war Parteivorsitzender, als die Wähler in Scharen davonliefen. Und jetzt soll er als Fraktionschef die Wende bringen? Das ist, als würde man den Trainer behalten, nachdem die Mannschaft 10:0 verloren hat. Man muss ihn nicht nur auswechseln, sondern am besten direkt ins Vereinsmuseum verfrachten.
Die Jusos kritisieren Klingbeil ebenfalls scharf. Sie nennen ihn einen „Architekten des Misserfolgs“. Haben sie recht?
Bremer: Absolut! Aber das Problem ist nicht nur Klingbeil – es ist die gesamte Parteispitze. Saskia Esken ist genauso mitverantwortlich für den Niedergang. Diese Partei ist nicht mehr das, was sie einmal war. Früher stand die SPD für soziale Gerechtigkeit, heute steht sie für orientierungsloses Herumeiern zwischen grüner Identitätspolitik und wirtschaftlicher Inkompetenz.
Was müsste passieren, damit sich die SPD wieder erholt?
Bremer: Ganz einfach: Klingbeil und Esken müssen zurücktreten! Die SPD braucht frische Köpfe, Leute mit Rückgrat, die die Wähler zurückgewinnen. Stattdessen setzt man auf die gleichen Leute, die jahrelang die Fehler gemacht haben. Die Wahl hat doch gezeigt, dass die Menschen dieses „Weiter-so“ nicht mehr wollen! Und was macht die SPD? Genau das! Das ist doch Wahnsinn.
Aber sehen Sie denn keine Chance, dass Klingbeil durch seine Erfahrung aus zwei Koalitionsverhandlungen die Partei stabilisieren kann?
Bremer: Welche Erfahrung denn? Die Erfahrung, wie man sich in der Regierung verliert und dann abgewählt wird? Das ist keine Qualifikation, das ist eine Bankrotterklärung. Wer eine echte Erneuerung will, kann nicht die alten Verlierer an der Spitze lassen. Die SPD hat genau zwei Optionen: Entweder sie räumt personell auf – oder sie verabschiedet sich endgültig als ernstzunehmende Volkspartei.
Herr Bremer, danke für das Gespräch.
Bremer: Ich hoffe, es liest jemand in der SPD – bevor es zu spät ist!
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