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Interview mit Rechtsanwältin Kerstin Bontschev: Wie sicher ist das Investment in Walnussbäume wirklich?

Tumisu (CC0), Pixabay
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Frau Bontschev, das Investmentmodell von Walnut Planet verspricht nachhaltige Erträge. Wie bewerten Sie dieses Angebot aus rechtlicher Sicht?

Grundsätzlich sind agrarbasierte Investments eine interessante Anlageform, die ökologische und wirtschaftliche Interessen verbindet. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um ein klassisches Finanzprodukt mit regulierten Sicherheiten, sondern um ein unternehmerisches Direktinvestment – und das bringt erhebliche Risiken bis hin zum Totalverlust mit sich.

Was bedeutet das konkret? Welche Risiken bestehen für Anleger?

Die größten Risiken liegen in folgenden Bereichen:

  1. Wirtschaftliche Unsicherheiten: Die Erträge hängen von der Marktpreisentwicklung für Bio-Walnüsse und Walnussholz ab. Sollte die Nachfrage sinken oder die Produktionskosten steigen, kann dies die erwarteten Gewinne stark schmälern oder sogar Verluste verursachen.
  2. Natürliche Risiken: Krankheiten, Schädlingsbefall, Wetterextreme oder Missernten können dazu führen, dass die Bäume nicht den prognostizierten Ertrag liefern oder im schlimmsten Fall absterben.
  3. Rechtliche Unsicherheiten: Befinden sich die Plantagen in einem Land mit instabilen Eigentumsrechten oder politischen Risiken, könnte es für Anleger schwierig werden, ihr Investment zu sichern oder zurückzufordern.
  4. Fehlende Einlagensicherung: Da es sich nicht um ein reguliertes Finanzprodukt handelt, gibt es keinen Schutz durch die BaFin oder eine andere Finanzaufsicht. Sollte Walnut Planet insolvent gehen oder das Geschäftsmodell nicht aufgehen, droht Anlegern ein vollständiger Verlust ihres Kapitals.
  5. Langfristige Kapitalbindung: Solche Investitionen haben oft mehrjährige Laufzeiten, und Anleger können nicht ohne Weiteres aussteigen oder ihr Investment zurückfordern.

Walnut Planet wirbt mit Sicherheit und Stabilität. Können Anleger dem trauen?

Die Werbesprache im Angebot ist sehr optimistisch und vermittelt ein Bild von risikofreiem Wachstum. In der Realität gibt es jedoch keinerlei Garantie auf die versprochenen Erträge. Anleger sollten sich bewusst machen, dass es kein sicheres Naturgesetz gibt, nach dem Walnussbäume garantiert profitable Ernten liefern.

Welche Schritte sollten Anleger unternehmen, bevor sie investieren?

  1. Vertragsprüfung durch einen Anwalt: Vor einer Investition sollten Anleger genau prüfen (lassen), welche Rechte sie tatsächlich erwerben.
  2. Hintergrundrecherche: Wer steckt hinter dem Unternehmen? Gibt es Erfahrungsberichte oder unabhängige Bewertungen?
  3. Diversifikation beachten: Anleger sollten niemals ihr gesamtes Kapital in eine einzige Anlageklasse investieren, insbesondere nicht in hochriskante Naturprojekte.
  4. Ausstiegsoptionen klären: Ist es möglich, das Investment vorzeitig zu verkaufen oder das Kapital zurückzubekommen?

Ihr abschließendes Fazit?

Walnut Planet bietet eine interessante, aber hochriskante Anlagemöglichkeit. Anleger müssen sich bewusst sein, dass sie ihr gesamtes Kapital verlieren können, wenn sich das Geschäftsmodell nicht wie erhofft entwickelt. Wer sich für dieses Investment interessiert, sollte nur Geld investieren, dessen Verlust er finanziell verkraften kann, und sich umfassend beraten lassen.

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