Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime und Rechtsanwältin Kerstin Bontschev über die rechtlichen Aspekte des Goldkaufs bei GGMT

Frage: Herr Reime, Frau Bontschev, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Können Sie zunächst erklären, was die Rolle von GGMT im Prozess des Goldkaufs ist?

Jens Reime: GGMT agiert als Einkaufskommissionär gemäß den §§ 383 ff UGB, was bedeutet, dass sie im Namen des Kunden Goldbarren bei Aulicio Mining Inc. in Guyana kauft. Der Kunde zahlt im Voraus und GGMT kauft das Gold zu einem rabattierten Preis im Vergleich zum Börsenpreis der London Metal Exchange.

Kerstin Bontschev: Richtig, und es ist wichtig zu betonen, dass GGMT eine Vertriebsprovision von Aulicio erhält, die mindestens 50% des dem Kunden gewährten Rabatts entspricht. Diese Provision steht GGMT auch dann zu, wenn das Geschäft aus Gründen, die im Verantwortungsbereich des Kunden liegen, nicht zustande kommt.

Frage: Welche Risiken bestehen für den Kunden in diesem Arrangement?

Jens Reime: Ein wesentliches Risiko ist das Totalverlustrisiko. Da Aulicio das Gold erst noch schürfen muss und GGMT im Voraus bezahlt wird, trägt der Kunde das Risiko von Aulicios Insolvenz, behördlichen Eingriffen oder anderen unvorhergesehenen Ereignissen, die die Lieferung verzögern oder verhindern könnten.

Kerstin Bontschev: Außerdem ist GGMT laut § 394 UGB nicht haftbar, sollte Aulicio die Verpflichtungen nicht erfüllen. Die Kunden haben jedoch bei Nichtlieferung oder bei Insolvenz von GGMT Anspruch auf Rückzahlung der einbehaltenen Provision.

Frage: Wie sieht es mit den Sicherheiten für den Kunden aus?

Kerstin Bontschev: GGMT tritt dem Kunden Forderungen gegen Aulicio ab, inklusive Forderungen auf Pfandbestellung von Aktien und anderen Vermögenswerten von Aulicio. Dies soll dem Kunden zusätzliche Sicherheit bieten, auch im Falle einer Insolvenz von GGMT.

Jens Reime: Allerdings ist die Durchsetzung dieser Ansprüche, besonders im Ausland, oft kompliziert und kostenintensiv. Die Kunden sollten sich bewusst sein, dass die Sicherheiten möglicherweise nicht den erwarteten Schutz bieten.

Frage: Was sollten Kunden Ihrer Meinung nach beachten, bevor sie sich auf solch ein Geschäft einlassen?

Jens Reime: Kunden sollten die Risiken und die Details des Vertrags genau prüfen und sich über die möglichen Konsequenzen im Klaren sein. Eine Anlage in Gold, besonders unter solchen Bedingungen, ist nicht für jeden Anleger geeignet.

Kerstin Bontschev: Sie sollten auch die Regelungen zum Widerrufsrecht beachten und die Risikohinweise sorgfältig lesen. Goldinvestitionen sind spekulativ und können starken Preisschwankungen unterliegen.

Frage: Gibt es abschließende Empfehlungen für potenzielle Investoren?

Jens Reime: Investoren sollten eine sorgfältige Due-Diligence-Prüfung durchführen und möglicherweise rechtlichen Rat einholen, bevor sie sich auf solche Verträge einlassen.

Kerstin Bontschev: Und sie sollten diversifizieren. Gold kann ein Teil eines gut diversifizierten Portfolios sein, aber es sollte nicht die einzige Anlageform sein, besonders bei solch komplexen und risikoreichen Arrangements wie diesem.