Die digitale Psychologie der Beeinflussung 

Nuriel Molcho, Tina Neumann, Kimberly Budinsky, Fabio Wibmer, Michael Buchinger, Laura Müller, Younes Zarou und Marie Nasemann sind nur einige wenige Namen von weltweit hunderttausenden sog. Influencer. Sie sind insbesondere bei jungen Menschen sehr begehrt.

Monika Gruber, die bekannte Kabarettistin meinte einmal, dass “Influenza(cer)” früher eine Krankheit war und heute sei es zum Beruf geworden. Nicht selten verdienen Angehöriges dieses Berufszweiges zweistellige Millionenbeträge pro Jahr.

Die Wichtigkeit wird zumeist von Follower-Größen abgeleitet. Hat man entsprechend viele Follower, so gilt sie/er als “Influencer”. Der Inhalt ist höchst variabel in Quantität und Qualität und ein starkes Phänomen des Zeitgeistes. Ein Anstieg der Qualität der Präsentationen ist dennoch zu verzeichnen. Bekannte Vertreter produzieren mittlerweile Beiträge um mehrere Millionen Euro.

Die Corona Pandemie hat zu einer sehr starken Steigerung von Videokonferenzen geführt. Die Kommunikationsformen haben sich verändert. Nunmehr ist man stundelang mit dem eigenen Gesicht und dessen Ausdruck konfrontiert. Man beginnt sich mit anderen zu vergleichen. Bei genauerer Betrachtung, im Vergleich zu den anderen, entdeckt man mitunter sogar neue Schwachstellen. Menschen mit Körperstörungen (Anorexie etc.) sind hier besonders vulnerabel. Verschiedene Studien zeigten auf, dass diese Menschen besonders viel Zeit darauf verwenden sich auf Videokonferenzen vorzubereiten.

Internet Plattformen wie Tik-Tok, Instagramm etc. tun ein Übriges dazu diese Menschen bzw. ihr Körperbild negativ zu beeinflussen. Der Wunsch so auszusehen wie andere (vermeintlich hübschere) Menschen in den sozialen Medien ist nicht unbekannt.

Idole von früher waren nicht greifbar. Die Abbildungen waren auf anonymen Plakatwänden zu sehen. Der Kontakt war sehr schwer bzw. teilweise sogar unmöglich. Man konnte kaum in Kontakt mit seinem Idol treten. Dies hat sich heute geändert.

Auf den neuen Plattformen im Internet tummeln sich die Influencer(za). Junge Menschen können mit diesen direkt in Kontakt treten. Sie erhalten Tipps und Tricks. Schnell werden mitunter problematische Hilfen gegeben. Man möchte ja so werden wie diese. Virtuelle (Pseudo) Freundschaften entstehen schnell und bleiben aber notwendigerweise oberflächlich. Nicht alle davon sind gut.

Eine Verteufelung wäre schlecht. Aus psychologischer und therapeutischer Sicht muss man offen mit diesem Phänomen umgehen. Jedoch sind viele Psychologen und Therapeuten nicht darauf spezialisiert. Dies ist auch unmöglich denn es ist ein neues Phänomen.

Die Ausbildungen nehmen bisher nur marginal darauf Bezug. Die digitale Psychologie hält Einzug. Die Funktion der neuen, digitalen Medien muss gelernt werden. Der Umbruch ist kein langsamer. Er ist sogar beschleunigt. Die Probleme der Störungsbilder bleiben jedoch die gleichen. Die Ursachen haben aber mitunter andere Quellen und Dynamiken. Die einzige Konstante, auch im Berufsleben, bleibt die Veränderung. Es gilt Schritt zu halten mit der Veränderung oder die beschleunigten, digitalen Entwicklungen werden bald uneinholbar bleiben.

Salvatore Giacomuzzi

 

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