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„Bei solchen Plattformen ist höchste Vorsicht geboten.“

dudu19 (CC0), Pixabay
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Interview mit Börsenanwalt Jens Reime zur BaFin-Warnung vor daxrise.com

Redaktion: Herr Reime, die BaFin warnt aktuell vor der Website daxrise.com. Was ist aus Ihrer Sicht das Hauptproblem bei solchen Plattformen?

Jens Reime:
Das zentrale Problem ist, dass ohne behördliche Erlaubnis Finanz- und Wertpapierdienstleistungen angeboten werden. Das bedeutet: Anleger haben es mit einem nicht regulierten Anbieter zu tun. Die BaFin stellt klar, dass die Behauptung einer angeblichen Lizenz in Großbritannien falsch ist. Wer hier investiert, verliert jeglichen Schutz, den regulierte Finanzprodukte in Deutschland eigentlich bieten.

Redaktion: Was genau verbirgt sich hinter den angebotenen Dienstleistungen auf solchen Plattformen?

Jens Reime:
In der Regel handelt es sich um Online-Trading-Angebote, also Investitionen in angebliche Aktien, Kryptowährungen oder CFD-Produkte. Die Plattformen wirken oft professionell, versprechen schnelle Gewinne und bieten teilweise sogar persönliche „Betreuer“ an, die Anleger zu weiteren Einzahlungen drängen. Doch hinter der Fassade steckt oft organisierter Anlagebetrug. Die versprochenen Gewinne sind rein fiktiv – die Verluste hingegen real.

Redaktion: Welche rechtlichen Schritte können betroffene Anleger einleiten?

Jens Reime:
Betroffene sollten unverzüglich anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen. Zunächst sichern wir alle Beweise – E-Mails, Transaktionsverläufe, Screenshots, Kommunikation mit angeblichen Beratern. Dann prüfen wir, ob Strafanzeige wegen Anlagebetrugs gestellt werden kann und ob zivilrechtliche Rückforderungen möglich sind, zum Beispiel über Banken oder Zahlungsdienstleister.

In einigen Fällen kann man auch Zahlungsdienstleister in Haftung nehmen, insbesondere wenn Geld auf Konten gezahlt wurde, bei denen Sorgfaltspflichten verletzt wurden.

Redaktion: Gibt es Chancen, das Geld zurückzuerhalten?

Jens Reime:
Das hängt vom Einzelfall ab – insbesondere davon, wie schnell reagiert wird und ob es gelingt, Zahlungen zu stoppen oder Rückbuchungen zu erreichen. Auch die Frage, ob deutsche Vermittler oder Kontaktpersonen involviert sind, kann entscheidend sein. In der Vergangenheit konnten wir für Mandanten in ähnlichen Fällen durchaus Gelder zurückholen – aber es braucht Entschlossenheit und Schnelligkeit.

Redaktion: Wie können sich Anleger in Zukunft schützen?

Jens Reime:
Wer online investieren will, sollte unbedingt prüfen:

  • Ist das Unternehmen in der BaFin-Datenbank gelistet?

  • Gibt es ein Impressum mit vollständigen Angaben?

  • Werden unrealistische Gewinne oder Garantien versprochen?

  • Wird man unter Druck gesetzt, schnell zu investieren?

Wenn auch nur einer dieser Punkte zutrifft, rate ich dringend davon ab. Bei Zweifeln hilft ein kurzes Beratungsgespräch mit einem Fachanwalt mehr, als später einem Betrug hinterherzulaufen.

Redaktion: Herr Reime, vielen Dank für Ihre Einschätzung.

Jens Reime:
Sehr gern. Und mein Rat: Finger weg von unbekannten Plattformen – vor allem, wenn sie mit großen Namen wie „DAX“ Vertrauen wecken wollen, aber keine echte Regulierung nachweisen können.

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