Zertifikat gebundene Rentenversicherung

Gerade in Zeiten niedriger Zinsen bieten Versicherer Verbrauchern häufig Zertifikategebundene Rentenversicherungen oder auch Indexpolicen an. Empfehlenswert sind diese Produkte jedoch selten: Je nach Ausgestaltung sind sie riskante Anlageprodukte, ungeeignet für die Altersvorsorge, da im schlechtesten Fall der Totalverlust droht. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Fragen und Fakten rund um die Zertifikategebundene Rentenversicherung zusammengestellt. Wer unsicher ist, ob er bereits solche Policen abgeschlossen hat, findet einen Musterbrief, mit dem Versicherer zu einer Stellungnahme aufgefordert werden können.Wie erkenne ich, ob meine Versicherung besonders riskant ist?

Schauen Sie im Versicherungsantrag oder in der Versicherungspolice nach dem Zusatz „Zertifikategebunden“ oder schauen Sie in den Produktinformationen nach. Ist dieser Zusatz vorhanden, hängt die Leistung aus Ihrem Vertrag von der Wertentwicklung eines Zertifikates einer Bank ab. Das bedeutet, dass Ihr Geld nicht im sogenannten Deckungsstock der Versicherung investiert wird. Es wird dann nicht breit gestreut in viele verschiedene Wertpapiere angelegt, sondern einer bestimmten Bank geliehen. Gerät die Bank in finanzielle Schwierigkeiten, drohen Verluste. Das Risiko, dass Banken, die in Schieflage geraten, nicht (mehr) mit Steuermitteln gerettet werden, ist seit der letzten Bankenkrise sogar noch gestiegen. Das Risiko eines Totalverlusts hat in einer soliden Altersvorsorge nichts zu suchen. Helfen die Unterlagen nicht weiter, können Sie mit dem Musterbrief „Zertifikatepolice“ den Versicherer anschreiben.

Wann sollte ich den verwenden?

Nutzen Sie den Musterbrief, wenn Sie den Versicherer zur Stellungnahme auffordern möchten, um Klarheit über Ihren Vertrag zu erhalten. Es gibt eine große Vielfalt an verschiedenen Varianten von Zertifikatepolicen. Daher ist es wichtig, dass Sie zunächst Gewissheit über das Risiko in Ihrem Vertrag erlangen. Wichtig: das Risiko ist vollkommen unabhängig von der Wertentwicklung des Zertifikates. Auch wenn das Zertifikat im Wert gestiegen ist, kann der Vertrag große Risiken enthalten. Ob Sie sodann vom Versicherer eine Rückabwicklung (Geld zurück) oder vorzeitige Beendigung (Auflösung zum aktuellen Wert) verlangen, sollten Sie erst dann entscheiden, wenn Sie Gewissheit über Ihren Vertrag erlangt haben.

Was ist von einer Indexpolice zu halten?

Bei einer Indexpolice stellen die Anbieter ihren Kunden oftmals in Aussicht, dass sie an der Wertentwicklung von Aktienindices teilhaben können, ohne die damit verbundenen Risiken zu tragen. Die wahrscheinliche Wertentwicklung wird aber durch komplizierte Auszahlungsregelungen von den Anbietern verschleiert. Die Verbraucherzentrale hält solche Versprechungen mindestens für irreführend, wenn nicht gar für unseriös. Zum einen gehen höhere Renditen immer mit höheren Risiken einher. Zum anderen ist eine Absicherung bei Anlagen am Aktienmarkt stets mit Renditeeinbußen verbunden. Allerdings bringen Berater Kunden gegenüber oft eine andere Auffassung zum Ausdruck. Tatsache ist: wenn Ihr Geld in Form eines Zertifikates einer Bank angelegt wird, tragen Sie das Pleiterisiko der Bank, egal wie gut sich der Aktienindex entwickelt, auf den sich das Zertifikat bezieht und egal wie solide der Versicherer dann dasteht. Wenn Ihr Geld aber im sogenannten Deckungsstock einer Versicherung angelegt ist, dann müssen Sie sich um die Pleite einer einzelnen Bank nicht ernsthaft Sorgen machen, weil die Versicherer gesetzlich gezwungen sind, die Geldanlagen breit zu streuen.

Meine Indexpolice hat eine gute Wertentwicklung, dann auf keinen Fall kündigen?

Aufgrund der guten Entwicklung der Aktienmärkte haben sich manche Indexpolicen für die Anleger bislang gut entwickelt. Eine gute Wertentwicklung ist für sich genommen aber kein hinreichendes Merkmal dafür, dass das Produkt gut oder wenig riskant ist. Lehman-Zertifikate oder Investments in Fonds des verurteilten Anlagebetrügers Bernie Madoff haben sich auch lange Zeit gut entwickelt, bis sich ihr tatsächliches Risiko plötzlich offenbarte.

Haben alle Zertifikatepolicen ein Totalverlustrisiko?

Nein, es gibt unterschiedliche Produkte. Teilweise unterliegt nur die laufende Verzinsung einem höheren Risiko, während die übrige Geldanlage klassisch im Deckungsstock der Versicherung investiert ist. Beispiel: Anleger wählen zwischen einer von verschiedenen Bedingungen abhängigen Verzinsung („Index Select“) und der Verzinsung des Deckungsstocks. In dem Fall erfolgt die Geldanlage im Deckungsstock und unterliegt nicht den typischen Risiken eines Zertifikats.

Wie verhalte ich mich, wenn mein Versicherer meinen Antrag auf Rückabwicklung ablehnt?

Ob eine Klage aussichtsreich ist, kann nur ein Anwalt bewerten. Sie können im ersten Schritt den Versicherungsombudsmann einschalten. Wenn auch das nicht weiterhilft, können Sie sich bei der Verbraucherzentrale zum weiteren Vorgehen Rat einholen. Wie dringend Sie handeln sollten, hängt von dem abgeschlossenen Produkt sowie von weiteren Faktoren ab. Einen Unterschied macht es auch, ob nur relativ wenig Geld in der Versicherung liegt und ob diese bald abläuft oder ob Sie eine große Einmalanlage getätigt haben und der Vertrag noch viele Jahre läuft.

Wie sollte ich mein Geld für die Altersvorsorge anlegen, wenn die neuen Produkte der Versicherer oft nicht taugen?

Die Auswahl der passenden Produkte für die Altersvorsorge ist nicht ganz einfach. Während die Kosten der Finanzprodukte gewiss sind, sind die Erträge ungewiss. Berater, die nur auf den eigenen Vorteil aus sind, erschweren den Vergleich zusätzlich. Umso mehr lohnt es sich aber, wenn Sie sich hierfür etwas Zeit nehmen. Die Verbraucherzentrale hilft Ihnen, eine kostengünstige Altersvorsorge zusammenzustellen und gibt Tipps, worauf bei der Auswahl der Produkte zu achten ist – in einer persönlichen Beratung oder unter: http://www.verbraucherzentrale-bawue.de/faq-finanzprodukte

 

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