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Was nützen Visionen, wenn man das Hier und Jetzt nicht im Griff hat: Kretschmers politisches Jonglieren vor den Sachsenwahlen

talhakhalil007 (CC0), Pixabay
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Wenn die Sachsen am 1. September 2024 einen neuen Landtag wählen, steht für Michael Kretschmer (48, CDU) alles auf dem Spiel. Als wäre der Kampf gegen die in Umfragen erstarkende Rechtsaußen-AfD nicht genug, jongliert Kretschmer nun auch mit großen Worten und Visionen, die fast so greifbar sind wie ein Nebelschleier am frühen Morgen. In einem Interview mit der „WELT am Sonntag“ legt er seine Strategie dar, die eher nach einem politischen Seiltanz aussieht.

Im Wahlkampfmodus fährt Kretschmer schwere Geschütze auf gegen die Berliner Regierung, mit dem charmanten Unterton eines wettergebeutelten Kapitäns, der gegen den Sturm ankämpft. „Die Leute lassen sich nicht mehr verarschen!“, poltert er, während er gleichzeitig in Sachsen gegen Windmühlen in Form der Grünen kämpft. Ein David gegen Goliath, nur dass Goliath diesmal in Form von Energie- und Migrationspolitik daherkommt.

Kretschmer sieht die Schuld für den Unmut der Menschen klar bei der „übergriffigen Politik“ der Scholz-Regierung. Ein bisschen wie ein Arzt, der die Symptome behandelt, aber die Krankheit ignoriert. Dabei vergisst er geschickt, dass einige der Herausforderungen von früheren Entscheidungen seiner eigenen Partei herrühren könnten.

Bei der Haushaltskrise zeigt sich Kretschmer als Meister der Vereinfachung. Schuld an allem ist die falsche Wirtschaftspolitik der Bundesregierung – eine einfache Antwort auf ein komplexes Problem. Seine Lösung? Sparen, sparen, sparen. Als wäre der Staat ein großes Sparschwein, den man nur zu schütteln braucht.

Doch Kretschmer hat auch Pläne für die Energiepolitik, die er als gescheitert bezeichnet. Er plädiert für Atomkraft, Kohle und heimisches Gas – ein bisschen so, als würde man in einem modernen Rennen mit einem Pferd antreten wollen. Seine Ideen zur Migration und zum Arbeitsmarkt klingen dabei fast wie aus einer anderen Zeit – Mindestlohn senken und Migranten schneller arbeiten lassen. Ein Schritt zurück in der sozialen Evolution, verpackt als pragmatische Lösung.

Und dann ist da noch seine Ansicht zu den Ukrainern und Migranten in Deutschland. Kretschmer schlägt vor, die Sozialleistungen zu senken und den Schutz der Außengrenzen zu verstärken. Europa ohne Grenzen? Ein schöner Traum, findet Kretschmer, aber nicht für Länder wie Rumänien oder Bulgarien.

Kretschmers Visionen und Lösungsvorschläge klingen fast wie aus einem politischen Märchenbuch – voller großer Worte und starker Gesten, aber mit wenig Substanz, wenn es um die realen Probleme geht. Es scheint, als ob er in einer Welt lebt, in der Visionen wichtiger sind als die tatsächliche Lösung der Probleme im Hier und Jetzt.

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