Der weltweit größte Musik-Streamingdienst Spotify hat angekündigt, künftig enger mit großen Plattenfirmen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zusammenzuarbeiten – allerdings unter klaren Bedingungen. Ziel sei es, KI-Technologien „verantwortungsvoll“ zu nutzen, um Künstlerinnen, Künstler und Songwriter zu unterstützen, nicht zu ersetzen.
Kooperation mit Musikgiganten
Spotify schließt für dieses Vorhaben Lizenzvereinbarungen mit den drei größten Musikkonzernen der Welt: Sony Music, Universal Music Group und Warner Music Group. Auch die Musikrechtegesellschaft Merlin sowie das Digitalunternehmen Believe sind Teil der Initiative.
Das Unternehmen betonte, es wolle KI-Tools entwickeln, die das Urheberrecht respektieren und sicherstellen, dass alle beteiligten Künstler und Rechteinhaber „fair vergütet und transparent genannt“ werden.
„Technologie sollte Künstlerinnen und Künstlern dienen – nicht umgekehrt“, erklärte Spotify-Co-Präsident Alex Norström.
Hintergrund: KI in der Musikbranche umstritten
Die Ankündigung kommt in einer Zeit, in der viele prominente Musikerinnen und Musiker – darunter Dua Lipa, Elton John und Paul McCartney – sich kritisch gegenüber KI-Unternehmen äußern, die ihre Musik ohne Genehmigung oder Bezahlung zur Schulung sogenannter generativer KI-Modelle nutzen.
Spotify reagiert auf diese Bedenken und will mit den neuen Partnerschaften klare Lizenzmodelle etablieren, statt später „um Verzeihung zu bitten“.
Ziel: Künstler entscheiden über KI-Nutzung
Spotify erkennt nach eigenen Angaben an, dass es in der Musikszene „eine breite Spannweite an Meinungen“ zum Einsatz von KI gebe. Deshalb sollen Künstler künftig selbst entscheiden können, ob sie an KI-Projekten teilnehmen möchten oder nicht.
Wie genau die neuen KI-Tools aussehen werden, ist bislang unklar. Das Unternehmen erklärte jedoch, dass es bereits an ersten Produkten arbeite.
Kritik: „KI verwässert die Musikwelt“
Nicht alle sehen die Entwicklung positiv. Das Musikmanagement-Unternehmen MidCitizen Entertainment aus New Orleans warnte, KI habe das „kreative Ökosystem verschmutzt“. Managing Partner Max Bonanno erklärte, KI-generierte Songs minderten die ohnehin begrenzten Einnahmen echter Musiker aus Streaming-Tantiemen weiter.
Zustimmung von Urheberrechts-Aktivisten
Dagegen lobte Ed Newton-Rex, Gründer der Organisation Fairly Trained, den Schritt als „wichtigen Fortschritt“. Viele KI-Unternehmen seien bislang „ausbeuterisch“, weil sie Werke ohne Genehmigung verwenden. Spotify gehe hingegen „den fairen Weg“ – mit Zustimmung der Künstler und klarer Kennzeichnung für Nutzerinnen und Nutzer.
KI bei Spotify: Schon jetzt fester Bestandteil
Spotify selbst produziert keine eigene Musik – weder mit noch ohne KI. Die Plattform nutzt Künstliche Intelligenz jedoch schon seit Jahren, etwa für personalisierte Playlists wie „Daylist“ oder den KI-DJ, der Musiktitel vorschlägt und kommentiert.
Zudem beherbergt Spotify bereits KI-generierte Musikstücke, greift aber inzwischen härter durch, wenn Künstlerstimmen nachgeahmt oder KI-Werke nicht gekennzeichnet werden. So wurde 2023 ein viraler Song entfernt, der mit Stimmen-Klonen von Drake und The Weeknd erstellt worden war.
Fazit
Mit seiner Initiative setzt Spotify ein deutliches Signal: Künstliche Intelligenz soll in der Musikindustrie nur im Einklang mit Künstlerrechten eingesetzt werden. Während Kritiker vor einer Verwässerung menschlicher Kreativität warnen, sehen Befürworter in dem Schritt einen möglichen Wendepunkt zu einer ethischeren Nutzung von KI.
Eines scheint sicher: Die Zukunft der Musik wird zunehmend hybrid – zwischen Mensch und Maschine.
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