Der deutsche Sozialstaat sorgt international für Aufsehen – und für zunehmenden Druck auf Bundeskanzler Friedrich Merz. Während im Inland die Debatte über steigende Ausgaben für Bürgergeld, Renten und Krankenversicherung hitziger wird, richtet sich nun auch der kritische Blick der Weltpresse auf das deutsche Modell. Allen voran die renommierte Financial Times aus London stellt die Frage, die sich viele inzwischen auch in Berlin stellen: Kann sich Deutschland seinen 1,35-Billionen-Euro-Sozialstaat noch leisten?
Die Zahlen, die das Blatt präsentiert, sind eindrucksvoll – und alarmierend. Mehr als 31 Prozent des Bruttoinlandsprodukts fließen in Sozialleistungen. Ein Rekordwert. Rente, Pensionen, Krankenkasse und Bürgergeld machen zusammen den Löwenanteil der Ausgaben aus. Besonders stark ins Gewicht fällt dabei das Bürgergeld: Rund 5,5 Millionen Menschen beziehen diese Leistung, drei Viertel davon gelten als arbeitsfähig. Laut der FT geht fast die Hälfte der Bürgergeld-Ausgaben an Menschen ohne deutschen Pass.
An einem Beispiel macht die Zeitung deutlich, wie hoch die Unterstützung sein kann: Ein nicht arbeitendes Paar mit zwei Kindern erhält laut der Berechnung 2754 Euro im Monat. Das sind nur 660 Euro weniger als ein Mindestlohn-Vollzeitjob einbringt. Ein Verhältnis, das in der internationalen Berichterstattung für Verwunderung sorgt – und im Inland zunehmend für politischen Zündstoff.
Auch die Belastung der Rentenkassen wird thematisiert. Zwar zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bereits enorme Beiträge, doch allein im Jahr 2024 musste der Staat zusätzliche 118 Milliarden Euro zuschießen, um das System am Laufen zu halten. Die Ursache: Die Bevölkerung altert – und zwar rapide. Zwischen 2025 und 2036 gehen rund 16,5 Millionen Menschen der geburtenstarken Jahrgänge in Rente, während nur 12,5 Millionen Jüngere nachrücken. Eine demografische Zeitbombe, wie es in der Analyse heißt.
Diese dramatischen Entwicklungen bleiben auch innenpolitisch nicht ohne Folgen. Kanzler Merz steht unter wachsendem Druck. Die Zustimmung in der Bevölkerung sinkt rapide. Eine neue INSA-Umfrage für BILD zeigt: 62 Prozent der Deutschen sind unzufrieden mit seiner Arbeit – so viele wie noch nie. Nur 26 Prozent äußerten sich noch positiv über den Kanzler.
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche mahnt ebenfalls zur Eile. Drei Millionen Arbeitslose, eine stagnierende Wirtschaft seit 2019, hohe Energiepreise und Lohnnebenkosten – die Lage sei ernst. Ihre klare Botschaft: Nur wirtschaftliches Wachstum könne die Lage entspannen – und auch den Kanzler retten.
Doch dafür braucht es mutige Reformen. Und die lässt Friedrich Merz bisher vermissen. Während das Ausland staunt, fragt sich Deutschland: Wie lange kann dieser Sozialstaat noch so weiterbestehen – und mit ihm die Regierung Merz?
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