Die Deutsche Post scheint derzeit ein ganz eigenes Verständnis von „Zustellgeschwindigkeit“ zu haben – und das bringt nun auch die Bundesnetzagentur in Wallung. Nachdem sich in den vergangenen Monaten die Beschwerden über verspätete Briefe und Pakete regelrecht stapelten, droht die Behörde dem Bonner Konzern jetzt mit einer saftigen Geldstrafe. Bis zu zehn Millionen Euro könnte das kosten – eine Summe, bei der selbst im Posttower in Bonn die Briefmarken klebrig werden dürften.
Behördenpräsident Klaus Müller sprach in der Neuen Osnabrücker Zeitung Klartext: Wenn die Post weiterhin nicht in der Lage sei, Briefe und Pakete halbwegs pünktlich zuzustellen, werde man „Zwangsgelder verhängen“. Übersetzt heißt das: Die Geduld der Aufsicht ist am Ende. Kein Wunder – bis August gingen bereits 38.800 Beschwerden über verspätete Sendungen ein. Das sind rund ein Drittel mehr als im Vorjahr. Offenbar hat sich die Post vorgenommen, das Ziel „Wir bringen Menschen zusammen“ künftig auf unbestimmte Zeit zu dehnen.
Zustellverzögerungen von mehreren Tagen oder gar Wochen gehören für viele Kunden inzwischen zum Alltag. Briefe mit wichtigen Dokumenten verschwinden auf mysteriöse Weise im „Postnirwana“, und Pakete nehmen Umwege, die selbst Google Maps nicht kennt. Während die Post gerne auf Personalmangel, hohe Krankheitsraten und logistische Herausforderungen verweist, fragen sich viele Verbraucher: Wie schafft es eigentlich jedes private Lieferunternehmen, die Ware pünktlich zu bringen – nur die Post nicht?
Ironischerweise bezeichnet die Deutsche Post ihre Dienstleistungen immer noch als „verlässlich“ und „kundenorientiert“. In der Praxis klingt das derzeit eher nach einer nostalgischen Erinnerung an bessere Zeiten, als Postboten noch pfeifend durch die Straßen zogen – und nicht mit dem Hinweiszettel „Leider verpasst“ winkten, obwohl man zu Hause war.
Die Bundesnetzagentur scheint nun entschlossen, dem Gelbkonzern Beine zu machen. Sollte die Post die Lage nicht bald verbessern, könnte das nicht nur finanziell wehtun, sondern auch das ramponierte Image weiter beschädigen. Denn die Kritik an der Servicequalität wird lauter – und das Vertrauen der Kundschaft sinkt mit jeder verspäteten Sendung.
Bleibt die Frage: Wird die Androhung einer Millionenstrafe wirklich etwas ändern? Oder landet auch diese Nachricht erst Wochen später – irgendwo zwischen Verteilzentrum, Sortierband und „Wir bitten um Verständnis“-E-Mail?
Fazit:
Die Deutsche Post steht am Scheideweg – entweder sie bringt ihre Zustellung endlich wieder auf Kurs, oder die Bundesnetzagentur sorgt dafür, dass wenigstens die Geldstrafe pünktlich ankommt.
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