quirion AG mit einem Bilanzverlust von über 34 Millionen Euro lohnt sich das Geschäft dnan überhaupt noch?

Published On: Montag, 01.04.2024By Tags:

Es ist schon eine Bilanz die man sich zweimal anschauen muss, bevor man sich dann die Frage stellt „lohnt sich das Geschäft denn überhaupt noch?“. Blickt man allein auf diese Zahlen, die man da in der Bilanz findet, würden wir in der Redaktion sagen „Nein“. Über 34 Millionen Euro kumulierter Bilanzverlust ist schon eine gewaltige Summe.

Die quirion AG, ein Berliner Wertpapierinstitut, spezialisiert sich auf digitale Geldanlageberatung und -betreuung. Über ihre Online-Plattform bietet sie standardisierte Vermögensverwaltungsstrategien an, basierend auf Kundenprofilen und definierten Anlagerichtlinien. Kunden haben die Wahl zwischen drei Servicepaketen, wobei die Mindestanlage zwischen 25 € und 25.000 € variiert.

2022 war wirtschaftlich von der COVID-19-Pandemie und geopolitischen Ereignissen, insbesondere dem Ukraine-Krieg, geprägt, was zu signifikanten Schwankungen an den Kapitalmärkten führte. Trotz dieser Herausforderungen wuchs die deutsche Wirtschaft real um 1,9 %, während die Inflation auf 7,9 % anstieg. Die Kapitalmärkte erlebten teils historische Einbußen, was sich auch auf die Kundengelder von quirion auswirkte, obwohl das Unternehmen ein Kundenwachstum von über 30 % verzeichnen konnte.

Das Unternehmen beendete das Jahr mit einem Jahresfehlbetrag von 14,7 Mio. €, eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr und besser als ursprünglich geplant. Die Bilanzsumme lag bei 4,9 Mio. €, geprägt von Liquidität und immateriellen Vermögenswerten. Der Großteil des Eigenkapitals stammt von Kapitalerhöhungen und -zuführungen, insbesondere von der Quirin Privatbank AG, die 75 % der Anteile hält.

Die Risikolage von quirion ist durch das etablierte Risikomanagementsystem kontrolliert, wobei operationelle Risiken als wesentlich erachtet werden. Die Limitstruktur und Risikodeckungsmasse sind angemessen, und die regulatorischen Kennzahlen wurden eingehalten.

Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen zu Beginn von 2023, sieht sich quirion gut positioniert, um weiterhin zu wachsen. Das Unternehmen sieht Chancen in seinem differenzierenden Angebot und der steigenden Akzeptanz digitaler Dienstleistungen, obwohl die Marktdynamik und regulatorische Anforderungen Risiken darstellen.

Der Aufsichtsrat hat den Jahresabschluss und Lagebericht geprüft und gebilligt, und den Jahresabschluss festgestellt. Die Mitglieder des Aufsichtsrats und des Vorstands wurden für ihre Arbeit und ihr Engagement gedankt.

quirion AG

Berlin

Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2022 bis zum 31.12.2022

Lagebericht für das Geschäftsjahr 2022

der quirion AG

1. Geschäftsmodell

Die quirion AG (nachfolgend kurz „quirion“ oder Gesellschaft) ist ein Wertpapierinstitut. Unternehmensgegenstand ist die Beratung und Betreuung von Kunden im Rahmen einer (digitalen) Geldanlage. Aufsichtsrechtlich erfolgt dies insbesondere über die sog. Finanzportfolioverwaltung. Erlaubt ist quirion aber auch die Anlageberatung, die Anlagevermittlung sowie die Abschlussvermittlung.

quirion betreibt dafür eine Internet-Plattform, über die sie standardisierte Vermögensverwaltungsstrategien anbietet und Erträge aus der Erbringung dieser Dienstleistung generiert. Kunden wird auf Basis des ermittelten Risikoprofils aus unterschiedlichen Anlagestrategien das für sie geeignete Portfolio angeboten und ihr Vermögen auf Grundlage definierter Anlagerichtlinien durch quirion verwaltet. Dabei haben die Kunden je nach Bedarf die Wahl zwischen drei verschiedenen Servicepaketen („Digital“, „Premium“, „Privat“), die hinsichtlich ihres Preises sowie des Grads und der Intensität der persönlichen Betreuung variieren. Das Mindestanlagevolumen beträgt in den Servicepaketen Digital und Premium 25 €, im Privatpaket liegt es bei 25.000 €.

2. Wirtschaftsbericht

Geschäfts- und Rahmenbedingungen

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich im Laufe des Jahres 2022 erheblich gewandelt. Den in Geschwindigkeit und Umfang teils historischen Entwicklungen an den Kapitalmärkten konnten sich auch die Gesellschaft sowie ihre Kundinnen und Kunden (nachfolgend die „Kunden“) nicht entziehen.

Dabei startete das Jahr wirtschaftlich und an den Anlagemärkten zunächst noch erfreulich. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022 verschärfte sich neben der politischen auch die wirtschaftliche Lage abrupt. Aufgrund der guten Ausgangslage zum Ende des Vorjahres und gut gefüllter Auftragsbücher konnte die deutsche Volkswirtschaft im Jahresauftaktquartal gemessen am preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch mit +0,8 % gegenüber dem Schlussquartal 2021 wachsen. Mit Ausnahme des 3. Quartals (+0,5 %) stagnierte das BIP im Rest des Jahres allerdings. Insgesamt ergab sich nach den vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts für das Gesamtjahr immerhin noch ein reales BIP-Wachstum von 1,9 %. Damit hat die deutsche Wirtschaftsleistung wieder das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht. Vor allem mit Blick auf die massiven Preissteigerungen, in ihrer Höhe vor allem hervorgerufen durch die enorme Teuerung der Energie im Zuge des Krieges in der Ukraine, ist dies eine bemerkenswert glimpfliche Entwicklung. Die Inflationsrate lag 2022 im Jahresdurchschnitt bei 7,9 %. Angesichts der damit einhergehenden Wohlstands- und Verteilungseffekte wäre mit einem deutlich niedrigeren Wirtschaftswachstum zu rechnen gewesen. Dies ist vermutlich auf das mit 3,2 % ebenfalls überraschend robuste Wachstum der Weltwirtschaft und Deutschlands Partizipation hieran zurückzuführen.

Im Gegensatz zur (bislang) verhältnismäßig robusten Entwicklung der Weltwirtschaft trotz hoher Inflation und Krieg in Europa verlief die Entwicklung an den weltweiten Aktien- und Anleihemärkten in 2022 äußerst turbulent. So verlor der deutsche Aktienindex DAX ca. 12 % an Wert, der US-amerikanische S&P500-lndex sogar etwa 19 % und damit genauso viel wie der internationale Aktienindex der Industrieländer insgesamt (MSCI World, beide in US-Dollar). Der internationale Schwellenländer-Aktienindex MSCI Emerging Markets geriet mit etwas mehr als 22 % Verlust sogar noch stärker in Mitleidenschaft (in US-Dollar). Für europäische Anleger milderte nur der gegenüber dem US-Dollar knapp 6 % schwächer notierende Euro die international in US-Dollar notierenden Verluste in Euro etwas ab. Während diese Verluste im historischen Vergleich zwar merklich, aber nicht außergewöhnlich waren, vollzog sich am Anleihemarkt die in den vergangenen Jahren bereits erwartete Zinswende in 2022 nun tatsächlich und hatte historisch negative Auswirkungen auf die Kursentwicklung. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen waren mit knapp 22 % so stark im Minus wie seit Jahrzehnten nicht mehr (und damit noch stärker als die meisten Aktienmärkte). Auch zehnjährige US-Anleihen verloren mit gut 16 % so viel an Wert wie selten. Einzig das Segment der Rohstoffanlagen konnte von der erhöhten Unsicherheit des Jahres 2022 profitieren und schloss gemessen an einem breiten Bloomberg-Rohstoffindex in US-Dollar mit knapp 14 % im Plus.

Neben den Unsicherheiten im Kontext des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war die Entwicklung an den Kapitalmärkten in erster Linie auf den drastischen und raschen Kurswechsel der weltweiten Geldpolitik zurückzuführen. Den noch vorsichtigen Ankündigungen zum Jahresende 2021 folgten spätestens ab dem 2. Quartal 2022 massive und schnelle Zinsschritte. So steigerte die US-Notenbank Fed den US-Leitzins von 0,25 % in insgesamt sieben Schritten auf 4,5 % im Dezember 2022. Die Europäische Zentralbank (EZB) folgte Anfang des 3. Quartals und steigerte den Leitzins in vier Schritten von 0 % auf 2,5 % zum Ende des Jahres 2022. Die Maßnahmen sollen sowohl die bestehende Inflationsdynamik bremsen als auch vor allem die Inflationserwartungen reduzieren und damit einer sich selbst verstärkenden Inflationsentwicklung vorbeugen.

Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine

2022 stand im Zeichen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Abgesehen von den furchtbaren unmittelbaren Auswirkungen auf die Menschen in der Ukraine vor Ort war das vergangene Jahr für quirion davon geprägt, mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen, die dieser Krieg in Europa auf Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner mit sich gebracht hat, umzugehen. Dazu gehörte insbesondere auch, die im Abschnitt Geschäfts- und Rahmenbedingungen beschriebenen Turbulenzen an den Kapitalmärkten zu steuern und auch die Kundenkommunikation darauf auszurichten.

Darüber hinaus hat sich der Krieg, insbesondere die durch ihn hervorgerufenen Turbulenzen an den Kapitalmärkten, auch auf die (quantitative) Geschäftsentwicklung ausgewirkt. Die Verwerfungen an den Kapitalmärkten haben zu hoher Unsicherheit geführt und damit einerseits das Bestands- und Neukundenwachstum gebremst und andererseits die AuM als Basis für die Gebührenabrechnung reduziert. Mithin war absehbar, dass die ursprünglich für 2022 geplanten Wachstumsziele in dem schwierigen Marktumfeld nicht erreicht werden können, weshalb die Gesellschaft die Vermarktungsaktivitäten reduziert und die Geschäfts- und Kapitalplanung entsprechend angepasst hat.

Da quirion aber vom Geschäftsmodell und seiner Kostenstruktur grundsätzlich gut und schlank aufgestellt ist, waren darüber hinaus keine Maßnahmen oder Anpassungen von Strukturen oder Prozessen infolge des Russland-Ukraine-Krieges sowie der geänderten Rahmenbedingungen notwendig.

Geschäftsverlauf

Die quirion AG blickt auch für das Geschäftsjahr 2022 auf eine positive Geschäftsentwicklung zurück. So konnten trotz des schwierigen Marktumfelds der Wachstumskurs – wenngleich nicht in dem vor Kriegsbeginn ursprünglich geplanten Umfang – fortgesetzt und die Kundenanzahl, die verwalteten Kundengelder und mithin die Erträge deutlich gesteigert werden.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnten erneut über 16.000 Neukunden gewonnen werden, sodass die Kundenanzahl zum Jahresende 2022 auf knapp 60.000 angestiegen ist, was einem Wachstum von etwas mehr als 30 % entspricht. Während sich das Volumen der verwalteten Kundengelder marktbedingt nur um knapp 10 % auf 1,3 Mrd. € erhöht hat, konnten die Erträge um gut 50 % gesteigert werden.

quirion beendet das Geschäftsjahr mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 14,7 Mio. €, der damit deutlich geringer ausfällt als ursprünglich geplant und auch ca. 5 % besser ist als gemäß der unterjährig angepassten Geschäftsplanung erwartet. Die Veränderung zum Jahresfehlbetrag des Vorjahres von 10,7 Mio. € beträgt 37 %. quirion befindet sich weiterhin in einer starken Wachstumsphase – insofern ist das Ergebnis weiterhin durch Investitionen in Personal und IT sowie insbesondere Maßnahmen zur Kundengewinnung (Marketing) gekennzeichnet.

Die Gesellschaft steuert ihr Geschäft und die Geschäftsentwicklung nach finanziellen und nichtfinanziellen Leistungsindikatoren, über deren Höhe und Entwicklung im Jahresabschluss und Lagebericht berichtet wird. Der bedeutsamste finanzielle Leistungsindikator ist der Jahresüberschuss. Der bedeutsamste nichtfinanzielle Leistungsindikator sind die AuM. Ein weiterer nichtfinanzieller Leistungsindikator ist die Kundenanzahl

Ertragslage

Die Ertragslage wird durch die im Rahmen der Finanzportfolioverwaltung vereinnahmten Provisionserträge i. H. v. 4,6 Mio. € (Vorjahr: 3,1 Mio. €) bestimmt. Unter Berücksichtigung der Provisionsaufwände von 1,6 Mio. € (Vorjahr: 1,5 Mio. €), die überwiegend auf gewährte Prämien im Rahmen der Kundengewinnung und die Kundengewinnung über Geschäftspartner zurückzuführen sind, betrug das Provisionsergebnis 3,0 Mio. € (Vorjahr: 1,5 Mio. €).

Das sonstige betriebliche Ergebnis ist von untergeordneter Bedeutung.

Die Verwaltungsaufwendungen betragen im Berichtsjahr 17,0 Mio. € und sind infolge der Geschäftsausweitung im Vergleich zum Vorjahreswert von 12,0 Mio. € deutlich und planmäßig angestiegen. Von den Verwaltungsaufwendungen entfallen 3,1 Mio. € (Vorjahr: 2,5 Mio. €) auf die Personalkosten und 13,8 Mio. € (Vorjahr: 9,5 Mio. €) auf die anderen Verwaltungsaufwendungen. Die anderen Verwaltungsaufwendungen sind insbesondere gekennzeichnet durch Marketingaufwendungen sowie Leistungsverrechnungen mit der Quirin Privatbank AG aufgrund ausgelagerter Corporate-Center-Funktionen und der quirion Sachwerte GmbH.

Die Abschreibungen betragen 0,7 Mio. € (Vorjahr: 0,4 Mio. €).

Insgesamt ergibt sich im Geschäftsjahr 2022 ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 14,7 Mio. €.

Im Jahresdurchschnitt 2022 waren neben zwei Vorstandsmitgliedern 31 Mitarbeiter (Vorjahr: 24) und zum Bilanzstichtag 30 Mitarbeiter (Vorjahr: 26) angestellt.

Finanz- und Vermögenslage

Die Bilanzsumme beträgt zum Berichtsstichtag 4,9 Mio. € (Vorjahr: 4,6 Mio. €). Die Aktivseite ist im Wesentlichen durch die Liquidität der Gesellschaft, die sich bilanziell in den täglich fälligen Forderungen an Kreditinstitute in Höhe von 3,5 Mio. € (Vorjahr: 2,9 Mio. €) ausdrückt, sowie immaterielle Vermögenswerte in Höhe von 1,2 Mio. € (Vorjahr: 1,2 Mio. €) gekennzeichnet. Zudem werden Sachanlagen, sonstige Vermögensgegenstände sowie Rechnungsabgrenzungsposten in Höhe von insgesamt 0,2 Mio. € (Vorjahr: 0,5 Mio. €) ausgewiesen.

Die Passivseite der Bilanz ist neben Rückstellungen in Höhe von 1,1 Mio. € (Vorjahr: 1,4 Mio. €) vor allem durch das Eigenkapital von 3,6 Mio. € (Vorjahr: 2,9 Mio. €) geprägt. Zudem werden sonstige Verbindlichkeiten in Höhe von 0,2 Mio. € ausgewiesen (Vorjahr: 0,3 Mio. €).

Die Gesellschaftsanteile werden zum Bilanzstichtag zu 75,0 % von der Quirin Privatbank AG gehalten.

Liquidität fließt der Gesellschaft einerseits über die generierten Provisionserträge und andererseits über entsprechende Kapitalmaßnahmen zu. Während der Wachstumsphase ist die Gesellschaft daher insbesondere von den notwendigen und geplanten Kapitalmaßnahmen abhängig. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Gesellschaft ihr Grundkapital im Rahmen von zwei Kapitalmaßnahmen im Februar und Juni um insgesamt 52.124 € auf 678.606 € erhöht. Im Kontext dieser Kapitalmaßnahmen haben sich die Investoren verpflichtet, der Kapitalrücklage der Gesellschaft in mehreren Tranchen insgesamt 16,6 Mio. € gem. § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB zuzuführen.

Die Liquiditätslage der Gesellschaft war im abgelaufenen Geschäftsjahr jederzeit geordnet und die Zahlungsfähigkeit zu jeder Zeit gewährleistet.

Unter Berücksichtigung des Verlustvortrags aus dem Vorjahr ergibt sich zum Bilanzstichtag ein Bilanzverlust in Höhe von insgesamt 34,9 Mio. €.

3. Risikobericht

quirion hat aufbauend auf der Risikokultur ein Risikomanagementsystem etabliert, das in den Prozess der Strategieentwicklung eingebunden ist. Dieser Prozess bezieht die Bemessung der Risikotragfähigkeit mit ein. Er ist zukunftsorientiert und hat weitreichende Folgen für die Bindung von Ressourcen. Der Vorstand ist für den Strategieprozess verantwortlich. Er hat in der Risikostrategie den Handlungsrahmen für die eingehbaren Risiken festlegt. Spezifische Risikoindikatoren sind definiert und in die regelmäßige Berichterstattung eingebunden.

Risikomanagement ist eine Gesamtunternehmensverantwortung und folgt dem Prinzip der drei Verteidigungslinien („Three Lines of Defence“). Dieses Modell stellt die Verankerung des Risikomanagements im Unternehmen sicher. Es beinhaltet die klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten und bildet den Rahmen für ein funktionstüchtiges Kontroll- und Überwachungssystem.

Der Vorstand ist, unabhängig von der internen Zuständigkeitsregelung, für die ordnungsgemäße Geschäftsorganisation und deren Weiterentwicklung verantwortlich. Dies umfasst die Verantwortung für alle wesentlichen Elemente des Risikomanagements. Jede Fachabteilung (erste „Verteidigungslinie“) trägt die Erst- und Hauptverantwortung für Risiken, die aus dem operativen Geschäft entstehen. Sie sorgt dafür, dass die operativen Tätigkeiten im Einklang mit den Geschäftsprinzipien und internen Richtlinien stehen. Dazu entwickelt sie in Abstimmung mit der zweiten „Verteidigungslinie“ ein angemessenes Kontrollumfeld, um die Risiken und Kontrollen, die in Verbindung mit den Geschäftsprozessen stehen, zu identifizieren und zu überwachen.

Als zweite „Verteidigungslinie“ werden die Risikomanagementfunktionen verstanden, die der Steuerung und Überwachung der ersten „Verteidigungslinie“ für eine bestmögliche Effektivität dienen. Hierzu gehört die Festlegung von Methoden und Verfahren für das Risikomanagement, die Vorgaben von Leit- und Richtlinien, die Überwachung der Risiken sowie das Reporting an die Organe der Gesellschaft.

Als prozessunabhängige Überwachungsstelle dient die Interne Revision (dritte „Verteidigungslinie“). Sie überwacht unter anderem die Angemessenheit und Wirksamkeit des Risikomanagements.

Die Risikomessungs- und Risikoüberwachungsprozesse und die Aufgaben der Internen Revision sind an die Quirin Privatbank AG ausgelagert. Die Risikocontrolling-Funktion wird durch den zuständigen quirion-Vorstand wahrgenommen.

Für die in der Risikoinventur als wesentlich identifizierten Risiken hat der Vorstand die zur Steuerung dieser Risiken erforderlichen Messmethoden und Limite festgelegt. Dabei wird das gesamte Risiko so gesteuert, dass die Risikotragfähigkeit jederzeit gewährleistet ist. Das Limitsystem basiert auf den vom Vorstand beschlossenen Verlustobergrenzen. Grundlage ist der Risikoappetit unter Beachtung der Risikotragfähigkeit.

Für die Risikotragfähigkeit wurden der Beurteilung ein Planszenario sowie ein steuerungsrelevantes adverses Szenario, welches unternehmensspezifische als auch allgemeine adverse Entwicklungen unterstellt, zugrunde gelegt. Darüber hinaus hat quirion ein weiteres adverses Szenario entwickelt sowie einen zusätzlichen Puffer für das Risikodeckungspotenzial (RDP) in Höhe von 150 T€ festgelegt, der einheitlich über alle Szenarien gilt.

Durch die eingerichteten Risikosteuerungs- und -Controllingprozesse stellt quirion sicher, dass die wesentlichen, in das Risikotragfähigkeitskonzept einbezogenen Risiken zu jedem Zeitpunkt durch die zur Verfügung stehende Risikodeckungsmasse abgedeckt sind und damit die Risikotragfähigkeit gegeben ist.

quirion unterscheidet folgende Risikokategorien:

Adressenausfallrisiken,

Geschäftsrisiken,

Liquiditätsrisiken,

Marktpreisrisiken,

operationelle Risiken.

Die Limitstruktur umfasst zum 31. Dezember 2022 ausschließlich die operationellen Risiken, deren Auslastung der nachfolgenden Übersicht zu entnehmen ist. Auf einen Vorjahresvergleich wird aufgrund des Geschäftswachstums und der dadurch nur eingeschränkten Vergleichbarkeit verzichtet.

Limit
T€
Auslastung Planszenario
T€
Auslastung Stressszenario
T€
Operationelle Risiken 600 248 532
Gesamtrisiko 600 248 532

Um erwartete und unerwartete Schadenseintritte für die operationellen Risiken zu berücksichtigen, wird zum Berichtsstichtag im Standardszenario der Ist-Bruttoschadenswert mit einem Faktor von 1,5 multipliziert Die Stressrechnung erfolgt auf Basis von adversen Szenarien, quirion führt darüber hinaus zur qualitativen Beurteilung der operationellen Risiken ergänzend ein jährliches Self-Assessment durch.

Die als wesentlich eingeschätzten Geschäftsrisiken werden unverändert in der Kapitalplanung über die adversen Szenarien abgebildet.

Die Adressenausfallrisiken zeigen für die Quirin Privatbank AG (Quirin) ein hohes Konzentrationsrisiko. Ein simulierter Ausfall hätte weitreichende Folgen, weshalb dieses Risiko gemäß Risikostrategie als inverses Risiko bewertet und von der Einbeziehung in die RTF verzichtet wird. Steuerungsimpulse für dieses Szenario werden aus dem entsprechend definierten inversen Stresstest abgeleitet.

Das Limit wurde im Berichtszeitraum eingehalten. Die Risikodeckungsmasse deckt alle aufsichtsrechtlichen (Kapital-)Anforderungen sowie die Risikotragfähigkeit ausreichend ab. Die regulatorischen Kennzahlen wurden zum Stichtag und auch unterjährig eingehalten. Das freie Risikodeckungspotenzial deckt auch den festgelegten zusätzlichen Puffer von 150 T€ ab. Die Gesamtkapitalquote beträgt zum Bilanzstichtag 12,7 % (Vorjahr 16,6 %) und übersteigt die Mindestquote von 8 % deutlich. Die Mindestquote wurde auch zu allen unterjährigen Stichtagen eingehalten, der niedrigste Wert betrug 11,8 %.

Kreditrisiken (Adressenausfallrisiken) bestehen lediglich in Form von Einlagen bei Kreditinstituten und aus Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Die Ermittlung des Adressenausfallrisikos wurde methodisch angepasst, indem das Exposure at Default (EaD) mit einer Ausfallverlustquote von 50 % multipliziert wird. Die Ausfallwahrscheinlichkeiten werden von der Muttergesellschaft zugeliefert. Länderrisiken bestehen nicht.

Unter den Marktpreisrisiken werden das Zinsänderungs-, Aktienkurs- und Währungsrisiko zusammengefasst. Marktpreisrisiken bestehen in nur geringem Umfang aus einer den Mitarbeitern angebotenen betrieblichen Altersvorsorgelösung – konkret aus den Wertpapieren des entsprechenden Deckungsvermögens. Die daraus resultierenden Risiken sind nicht wesentlich.

quirion befindet sich in der Aufbauphase. Bis zur planmäßigen Erzielung von Liquiditätsüberschüssen aus der Geschäftstätigkeit wird die Liquidität über entsprechende Kapitalmaßnahmen sichergestellt. Insofern werden die Liquiditätsrisiken nicht als wesentlich qualifiziert.

Das strategische Risiko, Marktpotenziale und Trends zu verkennen, wird über die Abweichung von absatz- und umsatzrelevanten Kennzahlen gemessen und analysiert. Im Rahmen des Strategieprozesses fließen diese Analysen in die strategischen Überlegungen ein und führen entsprechend zu möglichen Änderungen und Korrekturen.

Das Risikoreporting umfasst die zeitnahe Übermittlung der risikorelevanten Informationen an die entsprechenden Entscheidungsträger unter Beachtung der Anforderungen der MaRisk. Der Risikobericht wird vierteljährlich und die Geschäftsentwicklung monatlich an die Organe der quirion AG berichtet.

Zusammenfassung und Ausblick für das Risikomanagement

Der Vorstand hat die Risiken unter Berücksichtigung der Geschäftsstrategie und der Risikotragfähigkeit in der Risikostrategie festgelegt. Darauf aufbauend wurden entsprechende Analysen, Methoden und Kennzahlen zur Messung und Überwachung der Risiken entwickelt und implementiert.

Die wesentlichen Risiken der Gesellschaft sind durch das Risikodeckungspotenzial abgedeckt. Die Risikoverhältnisse waren während des Geschäftsjahres 2022 sowie zum Bilanzstichtag insgesamt geordnet. Die Risikotragfähigkeit ist gegeben.

Die im Dezember 2022 verabschiedete Geschäftsplanung für die Folgejahre sieht eine Fortsetzung des Geschäftswachstums vor, das durch weitere Kapitalmaßnahmen bestehender und weiterer Investoren finanziert werden soll. Entsprechend werden die Risikotragfähigkeit, die Limitstruktur und die Risikofrühwarnindikatoren fortlaufend überwacht und der Geschäftsentwicklung angepasst.

Schlusserklärung zum Abhängigkeitsbericht gemäß § 312 AktG

Gemäß S 312 AktG hat der Vorstand der quirion AG einen Bericht über die geschäftlichen Beziehungen zu verbundenen Unternehmen abgegeben. Die Schlusserklärung dieses Berichts für das Geschäftsjahr 2022 lautet:

„Der Vorstand der quirion AG erklärt hiermit, dass er bei den im Bericht aufgeführten Rechtsgeschäften mit der Quirin Privatbank AG nach den Umständen, die im Zeitpunkt, in dem die Rechtsgeschäfte vorgenommen wurden, bekannt waren, und bei jedem Rechtsgeschäft eine angemessene Gegenleistung erhalten hat. Ferner wurden Maßnahmen weder getroffen noch unterlassen.“

4. Chancen- und Prognosebericht

Rahmenbedingungen

Das Jahr 2023 startete mit zwei wirtschaftlichen Entspannungssignalen in einem nach wie vor sehr herausfordernden Umfeld. Zum einen geht die Inflationsdynamik in den meisten maßgeblichen Volkswirtschaften zurück. Zum anderen haben sich Befürchtungen einer deutlichen Wachstumsverlangsamung zum Jahresende 2022 größtenteils (bislang) nicht bewahrheitet. Die wirtschaftliche Lage bleibt allerdings angespannt. Hierbei spielt neben dem Krieg in der Ukraine und der damit nach wie vor einhergehenden politischen Unsicherheit und Versorgungsengpässen in Europa vor allem die noch immer nicht völlig behobene Lieferkettenproblematik eine Rolle. Insbesondere in Verbindung mit dem abrupten Kurswechsel der chinesischen Corona-Politik und seinen noch unklaren Auswirkungen könnten sich schwächende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ergeben. Auch die Finanzmärkte könnten hiervon in Mitleidenschaft gezogen werden. Angesichts der zunächst günstiger erscheinenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen starteten diese allerdings sehr positiv ins neue Jahr – auch das ein willkommenes Entspannungssignal, wenngleich auch möglicherweise nicht von Dauer.

Chancen und Risiken

quirion sieht sich in dem wettbewerbsintensiven Markt der Geldanlage gut positioniert. quirion differenziert sich sowohl gegenüber der Geldanlage bei klassischen Banken als auch gegenüber digitalen Angeboten anderer Robo-Advisor vor allem durch den Preis und ein über die Servicepakete in unterschiedlicher Intensität verfügbares persönliches Betreuungsangebot. Darüber hinaus verfolgt quirion im Vergleich zu den meisten Wettbewerbern einen (produkt-)unabhängigen Beratungsansatz und ein prognosefreies, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierendes Anlagekonzept. Das Geschäftsmodell und die Differenzierung vom Wettbewerb bieten insofern grundsätzlich Potenzial für ein weiteres starkes Kundenwachstum sowie einen deutlichen Anstieg des verwalteten Vermögens und damit einhergehende Ertragssteigerungen.

Chancen für die Fortsetzung des Wachstumskurses ergeben sich auch aus der im Vergleich zu den direkten Wettbewerbern höheren Bekanntheit von quirion. Auch verschiedene positive Testurteile bewerten wir unter dem in der Finanzindustrie wichtigen Vertrauensaspekt als relativen Wettbewerbsvorteil. Positiv für das Geschäftsmodell von quirion ist ebenfalls die im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der Bevölkerung deutlich gestiegene Akzeptanz für digitale Dienstleistungen und Prozesse – auch im Rahmen der Geldanlage.

In den vergangenen Jahren wurde das Geschäftsmodell zusätzlich durch das bestehende Niedrig- und Negativzinsumfeld unterstützt, hat dieses doch den Handlungsdruck vieler Menschen, sich mit der Struktur ihrer Geldanlagen zu beschäftigen, erhöht. Dieser Handlungsdruck hat sich durch die in 2022 vollzogene Zinswende zumindest bei Betrachtung des nominalen Zinsniveaus in der subjektiven Wahrnehmung vieler Menschen reduziert. Unter Berücksichtigung der stark gestiegenen Inflation und somit des realen Zinsniveaus hat sich aus Anlegerperspektive an dem Handlungsdruck, sich bei der Geldanlage insbesondere auch mit Substanzwerten, sprich den Kapitalmärkten, zu beschäftigen, jedoch nichts verändert. Es besteht (für die kurzfristigen Wachstumsziele) allerdings die Gefahr, dass dies angesichts des nominal wieder positiven Zinsniveaus aus dem Bewusstsein eines Teils der Anleger gerät.

Risiken für die Geschäftsentwicklung können zudem und insbesondere aus einer anhaltenden negativen Entwicklung der Kapitalmärkte entstehen, wie es im abgelaufenen Geschäftsjahr ausgelöst durch den Russland-Ukraine-Krieg auch tatsächlich zu beobachten war. Das Risiko besteht darin, dass starke Marktschwankungen oder länger anhaltende Schwächeperioden zu einer geringeren Bemessungsgrundlage für die Provisionserträge führen und gleichzeitig die Renditeerwartungen der Kunden nicht erfüllt werden können, was wiederum negative Auswirkungen auf das Anlegerverhalten und somit auf das Neu- und Bestandskundenwachstum haben würde.

Risiken bestehen ferner in der intensiven Markt- und Wettbewerbsintensität. Es treten weiterhin auch neue Anbieter in den Markt der digitalen Geldanlage ein. Den allgemeinen Geschäftsrisiken kommt somit eine besondere Bedeutung zu. Diese können sich insbesondere in entsprechenden Kostenrisiken aus den weiterhin geplanten Investitionen in den Auf- und Ausbau der Infrastruktur/​Plattform und den geplanten Marketingaktivitäten materialisieren, wenn das Kunden- und/​oder Volumenwachstum nicht in der erwarteten Höhe oder Geschwindigkeit generiert werden kann. Zur Refinanzierung der in diesem Zusammenhang entstehenden Kosten ist die Gesellschaft auf die Durchführung von Kapitalmaßnahmen gemäß der bestehenden Kapitalplanung angewiesen. Ein Ausbleiben der vorgesehenen Kapitalmaßnahmen würde die planmäßige Entwicklung des Unternehmens beeinträchtigen, da die Wachstumsziele voraussichtlich nur bei entsprechenden Investitionen zu erreichen sind.

Letztlich muss auch die Entwicklung des regulatorischen Umfeldes weiterhin als ein Risikofaktor betrachtet werden, denn fortwährend steigende regulatorische Anforderungen wirken kostentreibend, komplexitätserhöhend sowie ressourcenbindend und können auch die Beratung einzelner Produkte und/​oder Anlageklassen belasten.

Prognose

Trotz der nach wie vor schwierigen und unsicheren Rahmenbedingungen hat sich die Gesellschaft auch für das Jahr 2023 anspruchsvolle Wachstumsziele für die Entwicklung der Kundenanzahl und die verwalteten Kundengelder gesetzt. Während dabei das Wachstum der Kundenanzahl voraussichtlich in etwa auf dem Niveau des abgelaufenen Geschäftsjahres liegen wird, sollte das Wachstum der verwalteten Kundengelder – unter der Voraussetzung eines weitgehend stabilen Marktumfelds – höher als in 2022 sein.

Der Jahresfehlbetrag sollte sich dabei auf Basis der Geschäftsplanung im Vergleich zum abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich reduzieren, insbesondere da die geplanten Marketingaktivitäten und mithin entsprechende Marketingaufwendungen in dem aktuell schwierigen Marktumfeld vorsichtig und im Vergleich zum Vorjahr geringer geplant sind. Zur Refinanzierung der geplanten Wachstumsinvestitionen wurde im Januar 2023 eine weitere Kapitalerhöhung bei der Gesellschaft durchgeführt, der im Verlauf des Jahres mindestens eine weitere Finanzierungsrunde folgen soll.

Die Prognose zur Geschäftsentwicklung ist für 2023 jedoch aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen, insbesondere aufgrund des bestehenden Russland-Ukraine-Kriegs, für den eine Lösung derzeit nicht absehbar ist, mit erhöhten Unsicherheiten behaftet.

 

Berlin, 1. März 2023

quirion AG

Der Vorstand

Martin Daut

Stefan Schulz

Bilanz zum 31. Dezember 2022

der quirion AG

Aktivseite

Euro Euro Euro 31.12.2021
Euro
3. Forderungen an Kreditinstitute
a) täglich fällig 3.522.066,13 2.866.811,42
3.522.066,13 2.866.811,42
8. Anteile an verbundenen Unternehmen 1,00 1,00
11. Immaterielle Anlagewerte
b) Entgeltlich erworbene Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten 1.204.937,00 1.165.544,00
d) Geleistete Anzahlungen 0,00 70.868,25
1.204.937,00 1.236.412,25
12. Sachanlagen 68.244,00 79.281,00
14. Sonstige Vermögensgegenstände 55.900,28 276.704,12
15. Rechnungsabgrenzungsposten 75.129,64 98.031,19
Summe der Aktiva 4.926.278,05 4.557.240,98

Passivseite

Euro Euro Euro 31.12.2021
Euro
5. Sonstige Verbindlichkeiten 186.840,55 321.285,93
7. Rückstellungen
c) andere Rückstellungen 1.112.000,00 1.365.000,00
1.112.000,00 1.365.000,00
12. Eigenkapital
a) gezeichnetes Kapital 678.606,00 626.482,00
b) Kapitalrücklage 37.878.518,00 22.490.450,00
d) Bilanzverlust -34.929.686,50 -20.245.976,95
3.627.437,50 2.870.955,05
Summe der Passiva 4.926.278,05 4.557.240,98

Gewinn- und Verlustrechnung für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2022

der quirion AG

Euro Euro Euro 01.01.-31.12.2021
Euro
1. Zinserträge aus
a) Kredit- und Geldmarktgeschäften
aa) Zinserträge ohne negative Habenzinsen 0,00 0,00
ab) negative Zinsen auf Guthaben -46,59 -73,33
-46,59 -73,33
2. Zinsaufwendungen 0,00 0,00
-46,59 -73,33
5. Provisionserträge 4.619.912,15 3.051.762,43
6. Provisionsaufwendungen 1.645.686,61 1.507.256,76
2.974.225,54 1.544.505,67
8. Sonstige betriebliche Erträge 155.206,41 207.762,23
10. Allgemeine Verwaltungsaufwendungen
a) Personalaufwand
aa) Löhne und Gehälter 2.751.359,23 2.174.423,38
ab) Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung 392.082,82 306.930,63
darunter: 3.143.442,05 2.481.354,01
für Altersversorgung 2.545,00 Euro (1.740,00)
b) andere Verwaltungsaufwendungen 13.816.171,72 9.535.362,44
16.959.613,77 12.016.716,45
11. Abschreibungen und Wertberichtigungen auf immaterielle Anlagewerte und Sachanlagen 687.381,95 418.836,45
12. Sonstige betriebliche Aufwendungen 161.219,37 31.435,34
19. Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit -14.678.829,73 -10.714.793,67
24. Sonstige Steuern, soweit nicht unter Posten 12 ausgewiesen 4.879,82 0,00
4.879,82 0,00
27. Jahresfehlbetrag -14.683.709,55 -10.714.793,67
28. Verlustvortrag aus dem Vorjahr -20.245.976,95 -9.531.183,28
34. Bilanzverlust -34.929.686,50 -20.245.976,95

Anhang für das Geschäftsjahr 2022

der quirion AG

A. Allgemeine Angaben zur Gliederung des Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2022 sowie zu den Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden

Aufstellung des Jahresabschlusses

Die quirion AG mit Sitz in Berlin ist in das Handelsregister Abteilung B des Amtsgerichts Charlottenburg unter der Nummer HRB 180800 B eingetragen.

Der Jahresabschluss der quirion AG wurde nach den allgemeinen Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB), den einschlägigen Vorschriften des Aktiengesetzes (AktG) und der Verordnung über die Rechnungslegung der Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute (RechKredV) aufgestellt. Die Gliederung der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung erfolgt entsprechend § 2 RechKredV. Für die Gliederung der Bilanz hat die quirion AG das Formblatt 1, für die Gliederung der GuV das Formblatt 3 (Staffelform) verwandt. Vom Wahlrecht des § 265 Abs. 8 HGB wird aus Gründen der Übersichtlichkeit Gebrauch gemacht.

Die Gesellschaft erstellt ihren Jahresabschluss aufgrund der Einstufung als mittleres Wertpapierinstitut im Sinne des § 2 Abs. 1 und Abs. 17 WpIG nach den Vorschriften für große Kapitalgesellschaften. Gemäß §§ 340 Abs. 4a i. V. m. 325 Abs. 1 HGB hat die Gesellschaft die erforderlichen Unterlagen im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlicht.

Das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr.

Die quirion AG, deren Anteile zu 75,0 % von der Quirin Privatbank AG, Berlin, gehalten werden, wird als Tochterunternehmen in den Konzernabschluss der Quirin Privatbank AG einbezogen. Die quirion AG hat eine umsatzsteuerliche Organschaft mit der Quirin Privatbank AG begründet.

Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze

Die auf die Posten der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung angewandten Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden entsprechen den §§ 242 ff. und 340 ff. HGB sowie der RechKredV in der aktuellen Fassung. Darstellung, Gliederung, Ansatz und Bewertung des Jahresabschlusses entsprechen den Vorjahresgrundsätzen.

Zum Abschlussstichtag bestehen keine Vermögensgegenstände oder Schulden in Fremdwährungen i. S. d. § 35 Abs. 1 Nr. 6 RechKredV.

Die Forderungen an Kreditinstitute werden zum Nominalwert bilanziert.

Die Anteile an verbundenen Unternehmen sind zu Anschaffungskosten bzw. zum niedrigeren beizulegenden Wert bewertet.

Die immateriellen Anlagewerte und die Sachanlagen sind mit den aktivierungspflichtigen Anschaffungskosten abzüglich planmäßiger Abschreibungen angesetzt. Die Abschreibungen werden linear über die jeweilige Nutzungsdauer vorgenommen. Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens mit einem Anschaffungswert unter 250 € werden sofort aufwandswirksam erfasst. Selbständig nutzbare Wirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten von mehr als 250 €, aber maximal 800 € werden im Jahr der Anschaffung sofort als Betriebsausgabe abgezogen.

Die sonstigen Vermögensgegenstände werden grundsätzlich zum Nominalwert angesetzt.

Die Verbindlichkeiten werden zum Erfüllungsbetrag bilanziert.

Die Rückstellungen berücksichtigen alle erkennbaren Risiken und ungewissen Verpflichtungen und sind in Höhe des nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrages bewertet. Zukünftige Preis- und Kostensteigerungen werden berücksichtigt, sofern ausreichend objektive Hinweise für deren Eintritt vorliegen.

Das Eigenkapital wird zum Nennwert bilanziert.

B. Erläuterungen zur Bilanz

I. Aktiva

Forderungen an Kreditinstitute

Die Forderungen an Kreditinstitute beinhalten unverbriefte Forderungen gegen verbundene Unternehmen in Höhe von 3.519 T€ (Vorjahr: 2.864 T€). Die in der Bilanz ausgewiesenen Forderungen an Kreditinstitute sind täglich fällig.

Anteile an verbundenen Unternehmen

Die quirion AG hält 100 % der Anteile an der quirion Sachwerte GmbH. Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt 25 T€. Der Beteiligungsbuchwert entspricht den historischen Anschaffungskosten i. H. v. 1 €.

Anlagenspiegel

in T€ Immaterielle Anlagewerte Sachanlagen Gesamt
Anschaffungskosten historisch 2.205 175 2.381
Zugänge Geschäftsjahr 608 37 645
Abgänge Geschäftsjahr 0 0 0
Abschreibungen insgesamt 1.608 144 1.753
Abschreibungen Geschäftsjahr 639 48 687
Restbuchwert 31.12.2022 1.205 68 1.273
Restbuchwert Vorjahr 1.236 79 1.316

Im Geschäftsjahr wurden Sonderabschreibungen in Höhe von 130 T€ vorgenommen. Bei den restlichen Abschreibungen des Geschäftsjahres handelt es sich um planmäßige Abschreibungen.

Sonstige Vermögensgegenstände

in T€ 31.12.2022 31.12.2021
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 20 50
Steuerforderungen 32 223
Sonstige Forderungen 4 3
Gesamt 56 277

Aktiver Rechnungsabgrenzungsposten

Die aktiven Rechnungsabgrenzungsposten beinhalten ausschließlich Abgrenzungen aus Lieferungen und Leistungen mit Laufzeiten von bis zu einem Jahr in Höhe von 75 T€.

Aktive latente Steuern

Die quirion AG macht von dem Wahlrecht des § 274 Abs. 1 Satz 2 HGB Gebrauch und setzt den aktiven Überhang an latenten Steuern in Höhe von 7 T€ in der Bilanz nicht an.

Der aktive Überhang an latenten Steuern ergibt sich aus Ansatz- und Bewertungsunterschieden zwischen der Handels- und der Steuerbilanz, die aus der betrieblichen Altersvorsorge (7 T€) resultieren. Den ermittelten aktiven latenten Steuern liegt ein durchschnittlicher Steuersatz von 30,18 % zugrunde.

II. Passiva

Sonstige Verbindlichkeiten

in T€ 31.12.2022 31.12.2021
Steuerverbindlichkeiten 108 38
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 79 283
Gesamt 187 321

Rückstellungen

Die Rückstellungen lassen sich zum Bilanzstichtag wie folgt aufgliedern:

in T€ 31.12.2022 31.12.2021
Erbrachte Lieferungen und Leistungen 1.059 1.069
Personalrückstellungen 53 296
Sonstige Rückstellungen 0 0
Gesamt 1.112 1.365

Passive Rechnungsabgrenzungsposten

Passive Rechnungsabgrenzungsposten bestehen zum Bilanzstichtag nicht.

Eigenkapital

Die Gesellschaft hat ihr Grundkapital im Rahmen von zwei Kapitalmaßnahmen im Februar und Juni des abgelaufenen Geschäftsjahres um insgesamt 52.124 € auf 678.606 € erhöht. Im Kontext dieser Kapitalmaßnahmen haben sich die Investoren verpflichtet, der Kapitalrücklage der Gesellschaft in mehreren Tranchen insgesamt 16,6 Mio. € gem. § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB zuzuführen.

Zum Berichtsstichtag besteht mit einer Frist bis zum 31. Mai 2027 die (nicht ausgenutzte) satzungsgemäße Ermächtigung, das Grundkapital durch Ausgabe von bis zu 328.903 Stückaktien gegen Bar- und/​oder Sacheinlagen um bis zu 328.903 € zu erhöhen („Genehmigtes Kapital 2022“). Den Aktionären ist grundsätzlich ein Bezugsrecht einzuräumen. Der Vorstand ist unter bestimmten Bedingungen mit Zustimmung des Aufsichtsrats berechtigt, das Bezugsrecht der Aktionäre auszuschließen. Für die Durchführung der Kapitalerhöhungen durch den Vorstand ist die Zustimmung des Aufsichtsrats erforderlich.

C. Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung

Provisionsergebnis

Gegenstand des Unternehmens ist die Erbringung von Finanzdienstleistungen im Rahmen der Finanzportfolioverwaltung und die Vermittlung digitaler Wertpapiere. quirion vereinnahmt im Provisionsergebnis dementsprechend die von den Kunden gezahlten Gebühren aus der Finanzportfolioverwaltung. Neben den vereinnahmten Gebühren werden im Provisionsergebnis Provisionsaufwände im Zusammenhang mit der Kundengewinnung über Geschäftspartner sowie aus Prämienaktionen ausgewiesen.

Im Provisionsergebnis sind keine periodenfremden Aufwendungen enthalten.

Sonstiges betriebliches Ergebnis

Die sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen beinhalten folgende Sachverhalte:

Sonstige betriebliche Erträge
(in T€)
31.12.2022 31.12.2021
Geschäftsbesorgung für Dritte 101 177
Auflösung von Rückstellungen 54 23
Periodenfremde Erträge 0 6
Übrige 0 2
Gesamt 155 208
Sonstige betriebliche Aufwendungen
(in T€)
31.12.2022 31.12.2021
Erstattungen -8 -22
Periodenfremde Aufwendungen -153 -7
Übrige 0 -2
Gesamt -161 -31

Verwaltungsaufwendungen

In den anderen Verwaltungsaufwendungen sind Aufwendungen aus dem Leistungsbezug von sowie Kostenerstattungen gegenüber verbundenen Unternehmen enthalten. Diese betrugen gegenüber der Quirin Privatbank als Mutterunternehmen insgesamt 1.401 T€ und gegenüber der quirion Sachwerte GmbH 1.477 T€. Darüber hinaus sind in den anderen Verwaltungsaufwendungen periodenfremde Erträge aus Erstattungen in Höhe von 201 T€ enthalten.

D. Sonstige Angaben

Mitglieder des Vorstands

Vorstände der Gesellschaft sind Herr Martin Daut (Vorstandsvorsitzender) sowie Herr Stefan Schulz (Finanzvorstand).

Mitglieder des Aufsichtsrates

Karl Matthäus Schmidt (Vorsitzender) Johannes Eismann (stellvertretender Vorsitzender) Franz Baur
Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank AG Vorstand der Quirin Privatbank AG Geschäftsführer OncoLead GmbH

Organbezüge

Auf die Angabe der Gesamtbezüge der Mitglieder des Vorstandes wird gemäß § 286 Abs. 4 HGB verzichtet. An die Mitglieder des Aufsichtsrates wurde im Geschäftsjahr keine Vergütung gezahlt.

Sonstige finanzielle Verpflichtungen

Aus Miet-, Dienstleistungs- und Geschäftsbesorgungsverhältnissen bestehen zum Bilanzstichtag sonstige finanzielle Verpflichtungen i. H. v. 2.144 T€. Darüber hinaus besteht ein Aval gegenüber Dritten in Höhe von 10 T€.

Angabe der gewährten Vorschüsse, Kredite und Haftungsverhältnisse nach § 34 Abs. 2 Nr. 2 RechKredV

Es wurden keine Vorschüsse oder Kredite an Mitglieder der Geschäftsführung oder Aufsichtsorgane gewährt. Zum Bilanzstichtag bestehen keine Haftungsverhältnisse.

Angabe nach § 34 Abs. 2 Nr. 4 sowie § 35 Abs. 4 und 6 RechKredV

Es bestehen keine Eventualverbindlichkeiten, Bürgschaften oder Gewährleistungsverträge.

Mitarbeiter

Die Anzahl der Arbeitnehmer setzt sich wie folgt zusammen:

Anzahl der Arbeitnehmer per 31.12.2022 im Jahresdurchschnitt
Männlich 25 25
Weiblich 5 6
Gesamt 30 31

Honorar des Abschlussprüfers nach § 285 Nr. 17 HGB

in T€ 31.12.2022 31.12.2021
Abschlussprüfungsleistungen 37 32
Andere Bestätigungsleistungen 26 23
Gesamt 63 55

Bei den anderen Bestätigungsleistungen handelt es sich um die Prüfung des Wertpapierdienstleistungsgeschäfts nach § 89 Abs. 1 WpHG.

E. Weitere Angaben

Offenlegung gem. Art. 46 Abs. 4 IFR

Gem. Art. 46 Abs. 3 IFR sind die Offenlegungsanforderungen durch die quirion AG als sogenannte mittlere Wertpapierfirma erstmals für den kommenden Jahresabschluss 2023 anzuwenden.

Vorgänge von besonderer Bedeutung nach dem Bilanzstichtag

Im Januar 2023 hat die Gesellschaft eine Erhöhung des Grundkapitals um 13.438 € auf 692.044 € vorgenommen. Im Rahmen der Kapitalmaßnahme werden der Kapitalrücklage gem. § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB in mehreren Tranchen insgesamt 3,2 Mio. € zugeführt. Der Anteil der Muttergesellschaft hat sich in diesem Zusammenhang leicht auf 74,9 % reduziert. Die Kapitalplanung der Gesellschaft sieht weitere Kapitalmaßnahmen im Geschäftsjahr 2023 vor.

Ergebnisverwendung

Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung vor, den Jahresfehlbetrag 2022 in Höhe von -14.684 T€ auf neue Rechnung vorzutragen.

 

Berlin, 1. März 2023

quirion AG

Der Vorstand

Martin Daut

Stefan Schulz

Bestätigungsvermerk des unabhängigen Abschlussprüfers

Prüfungsurteile

Wir haben den Jahresabschluss der quirion AG, Berlin – bestehend aus der Bilanz zum 31. Dezember 2022 und der Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2022 sowie dem Anhang, einschließlich der Darstellung der Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden – geprüft. Darüber hinaus haben wir den Lagebericht der quirion AG für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2022 geprüft.

Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse – entspricht der beigefügte Jahresabschluss in allen wesentlichen Belangen den deutschen, für Institute geltenden handelsrechtlichen Vorschriften und vermittelt unter Beachtung der deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens- und Finanzlage der Gesellschaft zum 31. Dezember 2022 sowie ihrer Ertragslage für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2022 und

vermittelt der beigefügte Lagebericht insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage der Gesellschaft. In allen wesentlichen Belangen steht dieser Lagebericht in Einklang mit dem Jahresabschluss, entspricht den deutschen gesetzlichen Vorschriften und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.

Gemäß § 322 Abs. 3 Satz 1 HGB erklären wir, dass unsere Prüfung zu keinen Einwendungen gegen die Ordnungsmäßigkeit des Jahresabschlusses und des Lageberichts geführt hat.

Grundlage für die Prüfungsurteile

Wir haben unsere Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts in Übereinstimmung mit § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung sowie unter ergänzender Beachtung der International Standards on Auditing (ISA) durchgeführt. Unsere Verantwortung nach diesen Vorschriften, Grundsätzen und Standards ist im Abschnitt „Verantwortung des Abschlussprüfers für die Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts“ unseres Bestätigungsvermerks weitergehend beschrieben. Wir sind von dem Unternehmen unabhängig in Übereinstimmung mit den deutschen handelsrechtlichen und berufsrechtlichen Vorschriften und haben unsere sonstigen deutschen Berufspflichten in Übereinstimmung mit diesen Anforderungen erfüllt. Wir sind der Auffassung, dass die von uns erlangten Prüfungsnachweise ausreichend und geeignet sind, um als Grundlage für unsere Prüfungsurteile zum Jahresabschluss und zum Lagebericht zu dienen.

Verantwortung des Vorstands und des Aufsichtsrats für den Jahresabschluss und den Lagebericht

Der Vorstand ist verantwortlich für die Aufstellung des Jahresabschlusses, der den deutschen, für Institute geltenden handelsrechtlichen Vorschriften in allen wesentlichen Belangen entspricht, und dafür, dass der Jahresabschluss unter Beachtung der deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft vermittelt. Ferner ist der Vorstand verantwortlich für die internen Kontrollen, die er in Übereinstimmung mit den deutschen Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung als notwendig bestimmt hat, um die Aufstellung eines Jahresabschlusses zu ermöglichen, der frei von wesentlichen falschen Darstellungen aufgrund von dolosen Handlungen (d. h. Manipulationen der Rechnungslegung und Vermögensschädigungen) oder Irrtümern ist.

Bei der Aufstellung des Jahresabschlusses ist der Vorstand dafür verantwortlich, die Fähigkeit der Gesellschaft zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit zu beurteilen. Des Weiteren hat er die Verantwortung, Sachverhalte in Zusammenhang mit der Fortführung der Unternehmenstätigkeit, sofern einschlägig, anzugeben. Darüber hinaus ist er dafür verantwortlich, auf der Grundlage des Rechnungslegungsgrundsatzes der Fortführung der Unternehmenstätigkeit zu bilanzieren, sofern dem nicht tatsächliche oder rechtliche Gegebenheiten entgegenstehen.

Außerdem ist der Vorstand verantwortlich für die Aufstellung des Lageberichts, der insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage der Gesellschaft vermittelt sowie in allen wesentlichen Belangen mit dem Jahresabschluss in Einklang steht, den deutschen gesetzlichen Vorschriften entspricht und die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend darstellt.

Ferner ist der Vorstand verantwortlich für die Vorkehrungen und Maßnahmen (Systeme), die er als notwendig erachtet hat, um die Aufstellung eines Lageberichts in Übereinstimmung mit den anzuwendenden deutschen gesetzlichen Vorschriften zu ermöglichen und um ausreichende geeignete Nachweise für die Aussagen im Lagebericht erbringen zu können.

Der Aufsichtsrat ist verantwortlich für die Überwachung des Rechnungslegungsprozesses der Gesellschaft zur Aufstellung des Jahresabschlusses und des Lageberichts.

Verantwortung des Abschlussprüfers für die Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts

Unsere Zielsetzung ist, hinreichende Sicherheit darüber zu erlangen, ob der Jahresabschluss als Ganzes frei von wesentlichen – beabsichtigten oder unbeabsichtigten – falschen Darstellungen ist, und ob der Lagebericht insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage der Gesellschaft vermittelt sowie in allen wesentlichen Belangen mit dem Jahresabschluss sowie mit den bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnissen in Einklang steht, den deutschen gesetzlichen Vorschriften entspricht und die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend darstellt, sowie einen Bestätigungsvermerk zu erteilen, der unsere Prüfungsurteile zum Jahresabschluss und zum Lagebericht beinhaltet.

Hinreichende Sicherheit ist ein hohes Maß an Sicherheit, aber keine Garantie dafür, dass eine in Übereinstimmung mit § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung sowie unter ergänzender Beachtung der ISA durchgeführte Prüfung eine wesentliche falsche Darstellung stets aufdeckt. Falsche Darstellungen können aus Verstößen oder Unrichtigkeiten resultieren und werden als wesentlich angesehen, wenn vernünftigerweise erwartet werden könnte, dass sie einzeln oder insgesamt die auf der Grundlage dieses Jahresabschlusses und Lageberichts getroffenen wirtschaftlichen Entscheidungen von Adressaten beeinflussen.

Während der Prüfung üben wir pflichtgemäßes Ermessen aus und bewahren eine kritische Grundhaltung. Darüber hinaus

identifizieren und beurteilen wir die Risiken wesentlicher falscher Darstellungen im Jahresabschluss und im Lagebericht aufgrund von dolosen Handlungen oder Irrtümern, planen und führen Prüfungshandlungen als Reaktion auf diese Risiken durch sowie erlangen Prüfungsnachweise, die ausreichend und geeignet sind, um als Grundlage für unsere Prüfungsurteile zu dienen. Das Risiko, dass aus dolosen Handlungen resultierende wesentliche falsche Darstellungen nicht aufgedeckt werden, ist höher als das Risiko, dass aus Irrtümern resultierende wesentliche falsche Darstellungen nicht aufgedeckt werden, da dolose Handlungen kollusives Zusammenwirken, Fälschungen, beabsichtigte Unvollständigkeiten, irreführende Darstellungen bzw. das Außerkraftsetzen interner Kontrollen beinhalten können.

gewinnen wir ein Verständnis von dem für die Prüfung des Jahresabschlusses relevanten internen Kontrollsystem und den für die Prüfung des Lageberichts relevanten Vorkehrungen und Maßnahmen, um Prüfungshandlungen zu planen, die unter den gegebenen Umständen angemessen sind, jedoch nicht mit dem Ziel, ein Prüfungsurteil zur Wirksamkeit dieser Systeme der Gesellschaft abzugeben.

beurteilen wir die Angemessenheit der vom Vorstand angewandten Rechnungslegungsmethoden sowie die Vertretbarkeit der vom Vorstand dargestellten geschätzten Werte und damit zusammenhängenden Angaben.

ziehen wir Schlussfolgerungen über die Angemessenheit des vom Vorstand angewandten Rechnungslegungsgrundsatzes der Fortführung der Unternehmenstätigkeit sowie, auf der Grundlage der erlangten Prüfungsnachweise, ob eine wesentliche Unsicherheit im Zusammenhang mit Ereignissen oder Gegebenheiten besteht, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit der Gesellschaft zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen können. Falls wir zu dem Schluss kommen, dass eine wesentliche Unsicherheit besteht, sind wir verpflichtet, im Bestätigungsvermerk auf die dazugehörigen Angaben im Jahresabschluss und im Lagebericht aufmerksam zu machen oder, falls diese Angaben unangemessen sind, unser jeweiliges Prüfungsurteil zu modifizieren. Wir ziehen unsere Schlussfolgerungen auf der Grundlage der bis zum Datum unseres Bestätigungsvermerks erlangten Prüfungsnachweise. Zukünftige Ereignisse oder Gegebenheiten können jedoch dazu führen, dass die Gesellschaft ihre Unternehmenstätigkeit nicht mehr fortführen kann.

beurteilen wir Darstellung, Aufbau und Inhalt des Jahresabschlusses insgesamt einschließlich der Angaben sowie ob der Jahresabschluss die zugrunde liegenden Geschäftsvorfälle und Ereignisse so darstellt, dass der Jahresabschluss unter Beachtung der deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft vermittelt.

beurteilen wir den Einklang des Lageberichts mit dem Jahresabschluss, seine Gesetzesentsprechung und das von ihm vermittelte Bild von der Lage des Unternehmens.

führen wir Prüfungshandlungen zu den vom Vorstand dargestellten zukunftsorientierten Angaben im Lagebericht durch. Auf Basis ausreichender geeigneter Prüfungsnachweise vollziehen wir dabei insbesondere die den zukunftsorientierten Angaben vom Vorstand zugrunde gelegten bedeutsamen Annahmen nach und beurteilen die sachgerechte Ableitung der zukunftsorientierten Angaben aus diesen Annahmen. Ein eigenständiges Prüfungsurteil zu den zukunftsorientierten Angaben sowie zu den zugrunde liegenden Annahmen geben wir nicht ab. Es besteht ein erhebliches unvermeidbares Risiko, dass künftige Ereignisse wesentlich von den zukunftsorientierten Angaben abweichen.

Wir erörtern mit den für die Überwachung Verantwortlichen unter anderem den geplanten Umfang und die Zeitplanung der Prüfung sowie bedeutsame Prüfungsfeststellungen, einschließlich etwaiger bedeutsamer Mängel im internen Kontrollsystem, die wir während unserer Prüfung feststellen.

 

Berlin, den 23. März 2023

KPMG AG
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

gez. Protze, Wirtschaftsprüfer

gez. Kroll, Wirtschaftsprüfer

Bericht des Aufsichtsrats

Der Aufsichtsrat hat im Geschäftsjahr 2022 die ihm nach Gesetz und Satzung obliegenden Aufgaben wahrgenommen und den Vorstand der quirion AG bei der Leitung des Unternehmens beraten und dessen Tätigkeit überwacht. Der Aufsichtsrat war in alle Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung für die Gesellschaft unmittelbar und frühzeitig eingebunden. Er wurde vom Vorstand zeitnah und umfassend in schriftlicher oder mündlicher Form über die wesentlichen Entwicklungen in der Gesellschaft unterrichtet.

Der Vorstand hat den Aufsichtsrat regelmäßig über die Geschäftsentwicklung und die wirtschaftliche Situation, die Unternehmensplanung, die Risikolage sowie die strategische Ausrichtung und wichtige Projekte informiert. Über grundsätzliche Fragen der Geschäftsführung und die wirtschaftliche Lage sowie bedeutsame Geschäftsvorgänge fanden enge Beratungen zwischen dem Aufsichtsrat und dem Vorstand der Gesellschaft statt. Auch außerhalb der ordentlichen Aufsichtsratssitzungen hat sich der Aufsichtsratsvorsitzende vom Vorstand über die aktuelle Geschäftsentwicklung und wesentliche Geschäftsvorfälle unterrichten lassen. Der Aufsichtsrat war in alle Entscheidungen von wesentlicher Bedeutung für die Gesellschaft eingebunden und hat, soweit nach gesetzlichen oder satzungsmäßigen Vorschriften erforderlich, nach umfassender Beratung und Prüfung seine Zustimmung zu zustimmungspflichtigen Vorfällen erteilt.

Im Berichtsjahr haben planmäßig drei ordentliche Aufsichtsratssitzungen am 29. März, 21. Juni sowie 13. Dezember 2022 stattgefunden. Im Rahmen und zur Beschlussfassung von Refinanzierungsmaßnahmen haben darüber hinaus fernmündliche Aufsichtsratssitzungen am 16. Februar, 09. Juni sowie am 22. Juli stattgefunden. An den Sitzungen hat auch der Vorstand teilgenommen. Der Aufsichtsrat hat bisher keine Ausschüsse gebildet. Die Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat hat sich im Berichtsjahr nicht verändert.

Zentrale Themen des Aufsichtsrats waren im Jahr 2022 zunächst die Fortsetzung des Wachstumskurses der Gesellschaft sowie die dafür notwendigen Maßnahmen zur Refinanzierung. Nach einem sehr guten Jahresstart hat sich der Fokus mit dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges jedoch verändert und es standen die direkten und indirekten Kriegsfolgen für die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Kapitalmärkte sowie die Auswirkungen all dessen auf die Geschäftsentwicklung der quirion AG im Mittelpunkt der Betrachtung.

Der Aufsichtsrat hat sich umfassend mit den vom Vorstand ergriffenen Maßnahmen auseinandergesetzt und mit dem Vorstand insbesondere die Auswirkungen auf veränderte Wachstumsannahmen, Vermarktungsaktivitäten sowie die daraus resultierende Anpassung der Geschäfts- und Kapitalplanung diskutiert.

Darüber hinaus hat sich der Aufsichtsrat auch in 2022 intensiv mit der strategischen Weiterentwicklung der Gesellschaft mit dem Ziel beschäftigt, die Kundenanzahl und die verwalteten Kundengelder weiterhin deutlich zu steigern. In diesem Zusammenhang hat der Aufsichtsrat die Einführung neuer Servicepakete inklusive neuer allgemeiner Geschäftsbedingungen sowie weiterer Vermögensverwaltungsstrategien eng begleitet.

Außerdem hat sich der Aufsichtsrat in seinen Sitzungen über Marketingmaßnahmen, deren Kosten und Effizienz, Projekte und die technische Weiterentwicklung der Plattform, die Umsetzung regulatorischer Anpassungen sowie die Ergebnisse interner und externer Prüfungen informieren lassen und sich mit den monatlichen Informationen zur Geschäftsentwicklung beschäftigt.

Die Geschäfts- und Risikostrategie sowie die Risikotragfähigkeit der Gesellschaft wurden in der Sitzung vom 13. Dezember 2022 mit dem Aufsichtsrat erörtert.

Jahresabschluss

Der vom Vorstand nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB) und des Aktiengesetzes (AktG) aufgestellte Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2022 ist unter Einbeziehung von Buchführung und Lagebericht durch die in der Hauptversammlung vom 21. Juni 2022 gewählte und vom Aufsichtsrat beauftragte KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin, geprüft und am 23. März 2023 mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen worden.

Der Aufsichtsrat hat sich in seiner Sitzung am 29. März 2023 intensiv mit dem vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss 2022, dem Lagebericht, dem Abhängigkeitsbericht sowie dem Prüfungsbericht befasst, diesen intensiv geprüft und mit dem Vorstand erörtert. Alle notwendigen Unterlagen wurden dem Aufsichtsrat rechtzeitig zur Verfügung gestellt.

Nach der abschließenden Prüfung hat der Aufsichtsrat keine Einwendungen erhoben und den Jahresabschluss 2022 in seiner Sitzung am 29. März 2023 gebilligt. Der Jahresabschluss ist damit festgestellt.

Der Aufsichtsrat dankt den Mitgliedern des Vorstands sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr außerordentliches Engagement und die im Geschäftsjahr 2022 erbrachten Leistungen.

 

Berlin, 29. März 2023

Karl Matthäus Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender

 

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