Der selbsternannte Zar im Kreml, Wladimir Putin, wird dem kommenden BRICS-Gipfel in Brasilien nicht etwa wegen diplomatischer Zurückhaltung fernbleiben – sondern aus Angst vor einem Haftbefehl. Denn der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hätte da noch eine offene Rechnung: Verschleppung ukrainischer Kinder – kein Kavaliersdelikt, selbst für Diktatoren mit Atomwaffenarsenal.
Wie sein außenpolitischer Dauererklärer Juri Uschakow verkündete, wird Putin sich „wegen bestimmter Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den Anforderungen des IStGH“ lieber per Videoschalte zuschalten. Übersetzt heißt das: Er weiß, dass Brasilien ihn festnehmen müsste, würde er dort landen – denn das Land ist Vertragsstaat des Gerichtshofs und damit zur Vollstreckung verpflichtet.
Was für ein Schlag ins Gesicht der BRICS-Rhetorik: Man inszeniert sich als Gegengewicht zum „imperialistischen Westen“, als Bollwerk einer multipolaren Weltordnung – und gleichzeitig kann einer der Gründerväter nicht mehr reisen, ohne Verhaftung zu riskieren. Multilateralität mit Fußfessel, könnte man sagen.
Während also in Rio de Janeiro die Präsidenten Indiens, Chinas, Brasiliens und anderer BRICS-Staaten sich die Hände schütteln, wird Putin brav vor der Kamera sitzen – in sicherer Entfernung von Flugzeugen mit Ziel Den Haag.
Was bleibt ist ein Staatenbund, der sich nach Größe sehnt, aber zunehmend von autoritären Geisterfahrern dominiert wird. Und ein Präsident, der einst Weltpolitik machen wollte – und jetzt offenbar schon froh ist, nicht in einem Gerichtssaal zu landen.
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