Nach den charmanten Zoll-Drohgebärden des neuen US-Präsidenten Donald Trump entschied sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für eine Strategie der stoischen Höflichkeit. „Oberste Priorität“ sei es, „gemeinsame Interessen zu erörtern und zu Verhandlungen bereit zu sein“ – was in diplomatischer Sprache so viel heißt wie: Wir tun so, als gäbe es keine Drohungen, in der Hoffnung, dass sie von selbst verschwinden. Trumps Name fiel dabei natürlich nicht – warum sollte man den Elefanten im Raum auch direkt ansprechen?
Die hohe Kunst der Diplomatie: Lächeln und Winken
„Wir werden pragmatisch vorgehen, aber wir werden stets an unseren Grundsätzen festhalten“, betonte von der Leyen und wagte es dabei sogar, von „europäischen Werten“ zu sprechen – eine tapfere Formulierung, wenn man bedenkt, dass sie sich damit an einen Präsidenten richtet, der Handelsabkommen als persönliche Beleidigung betrachtet.
Natürlich ließ sie es sich nicht nehmen, an die überaus harmonische wirtschaftliche Verflechtung zwischen der EU und den USA zu erinnern. Immerhin geht es um 1,5 Billionen Euro Handelsvolumen – genug Geld, um zumindest ein paar höfliche Worte über Trump zu verlieren, auch wenn er selbst lieber mit Strafzöllen kommuniziert.
Europa, Retter der Welt – wenn nur jemand zuhören würde
Doch Europa wäre nicht Europa, wenn es nicht wenigstens so tun würde, als könne es den Lauf der Welt beeinflussen. So bekräftigte von der Leyen, dass die EU selbstverständlich am Pariser Klimaabkommen festhalte – denn irgendwer muss ja den Erwachsenen in diesem Raum spielen, während die USA sich in ihrer „America First“-Phase austoben.
Während Trump also weiter an der Idee arbeitet, Umweltauflagen durch Wunschdenken zu ersetzen, hält Europa eisern Kurs – gemeinsam mit allen Nationen, die ebenfalls der Meinung sind, dass ein brennender Planet nicht unbedingt eine Zukunftsvision sein sollte.
China – der neue Musterschüler der Globalisierung?
In Davos nutzte China die Gelegenheit, sich als Vorzeigebeispiel für Multilateralismus, Freihandel und Klimaschutz zu inszenieren – ein PR-Coup, der fast schon bewundernswert wäre, wenn man nicht wüsste, dass es sich um dieselbe Regierung handelt, die mit eiserner Hand über ihre Wirtschaft wacht und im Zweifel lieber die Regeln neu schreibt, als sich ihnen anzupassen.
Dennoch ließ sich Chinas stellvertretender Ministerpräsident Ding Xuexiang nicht nehmen, eine rührende Rede über die Vorteile der wirtschaftlichen Globalisierung zu halten – selbstverständlich ohne den Namen „Trump“ auch nur einmal zu erwähnen. Schließlich weiß jeder, dass der beste Weg, einen Wutanfall zu vermeiden, darin besteht, ihn einfach zu ignorieren.
Scholz und die große Trump-Challenge
Auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz gab sich betont pragmatisch: Die USA seien „Deutschlands engster Verbündeter außerhalb Europas“, und er werde „alles daransetzen, dass es dabei bleibt“. Eine bewundernswerte Haltung, wenn man bedenkt, dass Trump und Diplomatie ungefähr so gut zusammenpassen wie ein Elefant und ein Porzellanladen.
Scholz ahnte wohl bereits, dass die kommenden Jahre unter Trump kein entspannter Spaziergang werden. „Die Welt in Atem halten“ – eine höfliche Umschreibung für das, was andere schlicht als diplomatischen Albtraum bezeichnen würden.
Selenskyj und die Trump-Lotterie
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich derweil besorgt, ob Trump überhaupt noch Notiz von Europa nehmen würde. „Wird Präsident Trump Europa überhaupt beachten?“ fragte er in Davos – eine berechtigte Frage, wenn man bedenkt, dass Trump es bereits schwer genug findet, seinem eigenen Stab zuzuhören.
Doch immerhin wird an einem Treffen zwischen Selenskyj und Trump gearbeitet. Wann genau es stattfinden soll? Nun ja – das steht noch nicht fest. Aber wer braucht schon Planung, wenn man auch einfach auf spontane Twitter-Diplomatie hoffen kann?
Fazit: Europa bleibt höflich, Trump bleibt Trump
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die EU setzt weiterhin auf Diplomatie und Prinzipientreue, während Trump weiterhin auf Chaos und Konfrontation setzt. Ob diese Strategie Europa langfristig vor Strafzöllen und geopolitischen Kopfschmerzen bewahren kann? Nun ja – hoffen darf man ja.
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