Mit Mathematik Schritt für Schritt zum Vermögen

Anleger beschäftigen sich mit der Frage, ob nach der Bundestagswahl die „Jamaika“-Regierung entsteht. Was bedeutet diese Konstellation für die Stabilität der Kapitalmärkte und den regulatorischen Rahmen? 

Fragezeichen abseits des politischen Agenda-Settings sollten Investoren nicht verunsichern, wenn sie auf die politische Bühne schielen. Sie sollten stattdessen mit Entschiedenheit handeln, denn sie können auch kleinere Beträge investieren. Das Umfeld niedriger Zinsen im Euroraum lässt das Interesse an dem Kapitalmarkt nahen Finanzinstrumenten als Sparplanprodukte steigen. Dieses Fazit ist das Ergebnis einer Studie der letzten Tage (Brandau, Lars; DDV)     

Die Bandbreite strukturierter Wertpapiere eignet sich zu Anlagen über längere Zeiträume; diese sind sparplanfähig. Es gibt Zertifikate-Sparplanrechner, die aufzeigen, wie sich Vermögenswerte bei regelmäßiger Einzahlung über einen vorgegebenen Zeitraum entwickelt hätten und dies in Zukunft könnten. Wenn Anleger mit einer Einmalanlage zu Höchstkursen einsteigen, gehen sie durch Marktschwankungen erhöhte Risiken ein.  Börsenverläufe mit Schwankungen wird es mit Stetigkeit geben. Störfeuer aufgrund von Übertreibungen an den Märkten oder politische Krisenherde sind immer zu erwarten.

Dieses Risiko lässt sich mit Sparplänen durch den Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt) reduzieren. Mit festen Einzahlungsraten zu festgelegten Zeitpunkten erwerben Anleger bei fallenden Kursen eine höhere Anzahl von Anteilen, bei steigenden Kursen weniger. Dieser Mechanismus funktioniert mit Zertifikate-Sparplänen und ist nicht auf vorgegebene Anlageelemente beschränkt. Voraussetzung für den Effekt sind unregelmäßig steigende und fallende Kurse, wie es an Börsen üblich ist, wenn dort Produkte zu variablen Preisen (= Kursen) gekauft und verkauft werden. Diese mathematische Besonderheit lässt sich aktiv und passiv begleiten. Sie stellt auf die Größenordnung von Elementen und Preisen ab, die bei isolierten Vergleichen nicht voneinander abhängig sind, sondern es erst durch Zuordnungen werden.

Zum Vergleich: Wind und Wolken haben nichts miteinander zu tun. Wirkt der Wind auf Wolken ein, ändern sich diese und bewirken weitere aus der Meteorologie bekannte Ereignisse, wie Regen und Sturm.

Das am Himmel erzeugte Grau steht im Widerspruch zur Eignung durch die Transparenz und Kostenoptimierung strukturierter Wertpapiere für den langfristigen Vermögensaufbau. Durch ihre Transparenz brauchen sie den Vergleich mit anderen Wertpapieren nicht zu scheuen. Die Vielzahl an Produkttypen befriedigt die Wünsche der Anleger. Dabei wird in Studien mehr erhofft als erkannt, dass Zertifikate mit Zinsen als Basiswert an Boden einbüßen und Anlageprodukte mit Aktien und/oder Indizes als Basiswerte Nutznießer dieses Trends sind.

Untersuchungen erfüllen in letzter Zeit eher die konventionellen Vorgaben der Zinsanlagen, als das vermeintlich nicht einschätzbare Risiko von kursabhängigen Wertpapieren und Rohstoffwerten. Deutsche Erziehungswerte der vergangenen Jahrhunderte stellen primär auf von Dritten garantierte Festwerte ab. Dabei wird – trotz der Erfahrungen in den letzten Jahrzehnten – darauf verzichtet, die Garantien Dritter zu hinterfragen, wenn sie von diesen bestätigt im Raum stehen. Das erfolgt auch dann, wenn Menschen in deutschsprachigen Räumen gelernt haben, graue Vorgaben in anderen Bereichen zu erkennen und zu meiden. Insbesondere staatliche Garantien werden selten hinterfragt oder in Zweifel gezogen. Dazu gehören auch die Zusagen anderer, nicht zwingend solider Staaten, wenn der Zinssatz hoch genug ist, um Bedenken zu zerstreuen. Die Lehre von Beratern wird gern beantwortet:

„Ja, aber in diesem speziellen Fall…“

Zum Anlagemarkt gibt es das Buch des Harvard-Professors Kenneth S. Rogoff und von Carmen Reinhart aus 2014: „This Time is Different.“  Das setzt mit der Tulpenspekulation zu Beginn des 17. Jahrhunderts      in Holland im Tulpenfieberwahn und einer Finanzkrise in der Folge ein, schließt aber die davor und danach liegenden Jahrhunderte nicht aus. Es findet seinen Gipfel in der Finanzkrise 2007 – 2009, deren Auswirkungen noch nicht ausgestanden waren, als die Verfasser an dem Buch arbeiteten.

Diese Entwicklung ist nicht neu und dürfte im deutschsprachigen Raum anhalten.  Bis Juli 2017 reduzierte sich zwar das Volumen strukturierter Wertpapiere mit Zinsen als Basiswerte auf 22,0 Milliarden Euro und das von Anlagezertifikaten mit Aktien auf 19,9 Milliarden Euro, aber das resultiert aus dem am Markt angebotenen niedrigen Zinssatz. Deswegen ist nicht in gleichem Maße Kapital in Wertpapiere mit schwankenden Kursen geflossen. In den 1960-er Jahren wurde begonnen den Finanzmarkt weltweit zum Cost-Averaging zu führen. Auch dieser Versuch scheiterte in einer Finanzkrise, die 1970 begonnen hatte. In allen Fällen sind daraus heute keine Lehren im breiten Umfeld von Anlegern zu erkennen.

Welche Basiswerte die Anleger für ihre Schritte wählen, ist für den Vermögensaufbau als solchen nicht relevant. Wichtig ist, dass der finanziell gut ausgestattete Personenkreis Angeboten des Konsums (zunächst) trotzt und mit Sparplänen ab 25 Euro monatlich dabei ist. Das ist sinnstiftender, als nicht zwingend fürs tägliche Leben notwendige Beträge langfristig mit Verlusten auf dem Girokonto liegen zu lassen.

Andererseits ist das Leben nicht schwarz-weiß, sondern entgegen erzieherischer Vorgaben aus der Vergangenheit grau und nicht im Voraus bestimmt. Sparprogramme sollten immer mittel- oder langfristig (über fünf bis zwölf oder mehr Jahre) angelegt sein. Sparen für eine Reise oder eine Anschaffung in zwei bis drei Jahren ist auf dem Geldwertkonto korrekt aufgehoben und schnell verfügbar.

Handeln tut Not. Sparpläne als ein Instrument zur Wohlstandssicherung und -mehrung können ein nützliches Tool sein, um rechtzeitig mit kleinen Beträgen vorzusorgen. Daraus kann langfristig Großes entstehen. Der Abschluss dieser Ausführungen sollte Änderungen und Fehler im täglichen Finanzleben nicht außer Acht lassen. Anekdotenhaft sollte darauf hingewiesen werden, dass Kenneth Rogoff mit einer Finanzberechnung gescheitert ist, die eine behauptete Schlussfolgerung desavouierte. Er hatte eine EXCEL-Tabelle ungewollt um einen Teil seiner Aufstellung gekürzt, womit sich die Aussage grundsätzlich änderte. Vorher war er für den Nobelpreis 2014 nominiert, den sein Kollege Robert Shiller erhalten hat.

Dem Leser sei empfohlen seine eigenen EXCEL-Dateien zu prüfen, bevor er sie mit Dritten teilt. Er sollte als weitere Neuerung darauf achten, dass Berechnungen auch sinnlos werden können, wenn angesparte Anschaffungen wertlos werden, weil diese genutzt werden können und nicht mehr gekauft werden müssen – Auto und Haus als Beispiel! Damit bleibt „totes Kapital“ nicht mehr in Sichtweite, sondern kann zum besseren Leben eingesetzt werden ohne die Zukunft zu gefährden.

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