Mischfonds am Finanzmarkt als Sogwirkung für Kapitalanlagen

Mischfonds sind die eierlegende Wollmilchsau an den Finanzmärkten und werden gut verkauft. Dennoch gibt es bessere Anlagenalternativen für Investoren am freien Markt.Anleger haben seit 2007 etwa 146 Milliarden Euro in Mischfonds investiert, davon

  • 34 Milliarden Euro in Anleihe- und Immobilienfonds
  • 12 Milliarden Euro in Aktienfonds.

Mischfonds treffen den Geschmack der meisten Kunden. Aktienfonds werden nicht bevorzugt, denn deren Wert könnte fallen. Viele Menschen – bevorzugt Deutsche – leben mit der Vorstellung, dass sie stündlich in der Gesamtheit über ihr Vermögen verfügen können müssen, denn wer weiß…

Vielen ist entfallen, dass ihr Anstellungsverhältnis, ihre freiberufliche oder unternehmerische Tätigkeit größeren Risiken ausgesetzt sein kann als Investitionen in die größten Unternehmen Deutschlands. Anleihefonds sollen es auch nicht sein, denn deren Renditen lohnen nicht.

Wenn Anleihen und Aktien gemischt werden könnte die eierlegende Wollmilchsau an den Finanzmärkten entstehen. Das erscheint komfortabel, denn Fondsmanager geben vor, die Fonds aus Aktien und Anleihen in jeder Marktphase immer richtig zu mischen. Multi-Asset-Fonds sind eine Alternative, wenn Immobilien, Rohstoffe oder diverse andere Anlageformen herangezogen werden.

Diese Konzepte treffen die Anlegerpsyche (vgl. Walz, Hartmut, BWL -Uni Ludwigshafen). Anleger schauen einzelwertorientiert ins Depot, verfolgen die Wertentwicklung jeder Anlage und leiden unter Verlustängsten und negativen Gefühlen, wenn Einzelanlagen im Wert verlieren. Mischfonds schalten diese negativen Gefühle aus. Der Anleger sieht das Endergebnis und nicht, welche Teile des Mischfonds jetzt gewinnen und welche verlieren. Das mindert für Mischfonds die Kaufwiderstände. Angst begleitet den Kauf von Aktienfonds. Im ausgewogenen Mischfonds fällt der Kauf leichter.

Ein Ausgabeaufschlag von drei oder fünf Prozent wird von verunsicherten Anlegern akzeptiert.  Das Management der Mischfonds verlangt ein bis zwei Prozent Gebühren pro Jahr. Das Geld könnten sich Anleger sparen, wenn sie Depots nach ihrem Gusto selbst mischen. Freunde niedriger Kosten kaufen börsengehandelte Indexfonds (ETF) auf Basis eines breit gestreuten Aktienindex  oder börsengehandelte Indexfonds auf Anleihen. Ausgabeaufschläge entfallen dann und Gebühren von jährlich 0,2 Prozent sichern ein gestreutes gemischtes Portfolio.

Das erscheint rational, unterschlägt aber den Wohlfühlfaktor des Anlegers. Die Absatzzahlen der Mischfonds zeigen das Gefühl, verbunden mit der Hoffnung, dass sich Marktexperten um Mischung und Auswahl kümmern. Dafür sind weniger erfahrene Anleger bereit Geld in nicht einzuschätzender Höhe zu opfern. Mischlösungen mit ETF gibt es schon. Arrangements mit 60 Prozent Aktien-ETF, mit 25 Prozent Anleihen-ETF und 15 Prozent Rohstoffen sind am Markt gängig. Untersuchungen halten diese Mischung für optimal (vgl. Weber, Martin; Uni Mannheim). Der Fonds verlangt keinen Ausgabeaufschlag. Die Gebühr beträgt 0,5% pro Jahr. Seit Auflage liegt die Rendite im Durchschnitt bei 7 Prozent im Jahr bei einem Rückgang auf 5 Prozent in den vergangenen drei Jahren.

Anlageerfolg ist nicht an niedrigen Kosten zu orientieren. Diese sind wichtig, aber nicht alleinentscheidend. Es gibt teure Mischfonds, die ihr Geld wert sind und waren. Gute Zahlen für Anleger sind im aktuellen Zinsumfeld bei volatilen Märkten erstrebenswert. Der maximale Verlust – in der Fachsprache Draw-down – ist dabei wichtig. Mehr als zehn Prozent halten die Nerven vieler Anleger nicht aus (vgl. Mohr, Daniel).

In 2008 hat der DAX mehr als 40 Prozent verloren. Das führte bei verunsicherten Anlegern zu Mischfonds, weg von Aktienfonds. Das kostet auf lange Sicht Rendite, schont aber die Nerven.
Europäische Aktienindizes haben über analysiert fünf Jahre höhere Renditen erzielt, aber auch einen mehr als doppelt so hohen maximalen Verlust (vgl. Yakhloufi, Said; Scope). Das wollen Anleger nicht erleben. Wenn die Aktienkomponente im Mischfonds um 20 Prozent fällt, wird das am Rande bemerkt, weil der gesamte Fonds nur um etwa 7 Prozent verliert.

Nicht alle Mischfonds halten das Versprechen guter Renditen bei geringem Risiko – ein Dilemma für Anleger in Mischfonds. Das Vertrauen in Fondsmanager muss groß sein, denn schlechte Mischfonds können dauerhaft hohe Verluste ausweisen. Große Fonds müssen dabei nicht die besten sein, auch wenn ungeheure Geldmittel in diese Fonds geflossen sind. Das kann zu Problemen bei Umsetzung der Anlagestrategie führen.  Carmignac Patrimoine der französischen Gesellschaft Carmignac Gestion als größter Star der Branche hat mit einem Fondsvolumen von 24 Milliarden Euro bei der Wertentwicklung zuletzt enttäuscht. Trotz Rekordhochs an vielen Aktienmärkten liegt dieser Fonds noch 10 Prozent unter seinem Hoch vom Frühjahr 2015.

Deutscher Marktführer ist der Fonds Multiple Opportunities (Flossbach von Storch). Zweistellige Milliardenbeträge einzusammeln ist ein Erfolg,  aber die Rendite ging zurück. Nicht abgesicherte Dollar-Positionen gelten wegen der Dollar-Schwäche als Grund. Mit den letzten fünf Jahren werden die meisten Anleger bei 7,5 Prozent Rendite zufrieden sein. Höchstnoten hat das Bewertungsinstitut Scope den Fonds „Deutsche Concept Kaldemorgen“ (Deutsche Bank AG), „Allianz Strategy 50“ und anderen Fonds der Allianz bei Renditen von bis zu 9 Prozent pro Jahr sowie „Privat Fonds Kontrolliert“ von Union Investment gegeben. Letzterer weist mit 4,3 Prozent Rendite nach Kosten im Jahr auf, zeigte aber keine großen Verlustphasen.

Den richtigen Mischfonds zu finden verlangt die Betrachtung vergangener Erfolge und wie Fonds mit schwierigen Marktphasen umgegangen sind. Ohne Garantie für die Zukunft ist dies ein gutes Zeichen. Vor kurzem aufgelegte Fonds verlangen größeren Vertrauensvorschuss. Die Anleger müssen entscheiden, welche Aspekte ihnen wichtig sind. Sind dies Risikobegrenzungen auf maximale Verluste bei geringeren Renditemöglichkeiten oder steht die Rendite unter Inkaufnahme längerer Verluststrecken im Vordergrund?

Wunder können Mischfonds nicht erbringen. Sie sind ein Mittelmaß für Anleger, die wenig Mut zu mehr Aktien haben. Meist fehlen Zeit und Lust, sich selbst ein Wertpapierdepot zusammenzustellen. Mischfonds haben ihre Berechtigung und den Zusatznutzen für viele unsichere und wenig erfahrene Anleger, die in der aktuellen Niedrigzinsphase merken, dass auf dem Sparbuch und dem Giro- oder Tagesgeldkonto keine Rendite mehr zu erwarten ist. Die gezielte Wahl eines Mischfonds kann ihr Geld wert sein. Damit wird nicht die Rendite des Dax erzielt, aber auf lange Sicht kann ein solcher Mischfonds das bessere Pferd im Stall sein. Mit einem Mischfonds schonen Anleger ihre Nerven und verbessern die Rendite gegenüber Sparbuch und Girokonto trotz höherer Kosten.

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