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Interview mit Rechtsanwalt Michael Iwanow zur rechtlichen Bewertung des Angebots der Hanseatic Projektentwicklung GmbH

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Redaktion: Herr Iwanow, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns über das Angebot der Hanseatic Projektentwicklung GmbH zu sprechen. Aus rechtlicher Sicht – was fällt Ihnen bei diesem Photovoltaik-Angebot als Erstes auf?

RA Michael Iwanow: Vielen Dank für die Einladung. Was mir sofort auffällt, ist die sehr werbliche Sprache des Angebots – Formulierungen wie „Rundum-Sorglos-Investment“, „hohe Pachtzahlung im Voraus“ oder „extrem günstiger Stromankauf“ klingen verlockend, erfordern aber genaues juristisches Hinsehen. Hier steht die Frage im Raum, ob es sich eher um ein klassisches Pachtverhältnis oder möglicherweise um ein Finanzanlageangebot handelt, das unter das Vermögensanlagengesetz fallen könnte.

Redaktion: Das klingt nach einem relevanten Unterschied. Können Sie das etwas genauer erklären?

RA Iwanow: Natürlich. Wenn das Unternehmen etwa hohe Renditen verspricht und aktiv Kapital von Privatpersonen einsammelt, kann das Angebot als Vermögensanlage gelten. In diesem Fall wären unter anderem Prospektpflichten nach dem Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) zu beachten. Ein Verstoß dagegen kann zu empfindlichen rechtlichen Konsequenzen führen – für das Unternehmen wie für die Anleger. Das Angebot sollte also auf eine mögliche Genehmigungs- oder Prospektpflicht durch die BaFin geprüft werden.

Redaktion: Wie sehen Sie die Dachverpachtung, bei der „kostenfreie Sanierung“ und „hohe Pachtzahlungen im Voraus“ versprochen werden?

RA Iwanow: Hier muss man genau differenzieren. Die Dachverpachtung an sich ist ein miet- oder pachtrechtlicher Vorgang – das ist grundsätzlich unproblematisch. Aber die Kombination aus Vorauszahlungen, kostenloser Sanierung und Stromverkaufsversprechen birgt rechtliche Risiken. Die Eigentümer sollten wissen, dass sie durch solche Verträge unter Umständen ihre Nutzungsrechte für mehrere Jahrzehnte abgeben und sich langfristig binden – inklusive baulicher Veränderungen am Gebäude.

Zudem stellt sich die Frage, ob die „Sanierung“ wirklich kostenfrei ist, oder ob sie indirekt über die Pachthöhe oder Stromabnahmeverpflichtungen „refinanziert“ wird.

Redaktion: Ist also Vorsicht geboten?

RA Iwanow: Ja, absolut. Es handelt sich um komplexe Vertragsverhältnisse mit langfristigen Auswirkungen – sowohl für Kapitalanleger als auch für Grundstückseigentümer. Ich empfehle dringend, vor Unterzeichnung eine unabhängige rechtliche Prüfung des konkreten Vertragsangebots vornehmen zu lassen. Gerade Begriffe wie „Sorglos-Investment“ können in der Praxis trügen. Wenn etwa unvorhergesehene Reparaturen, Versicherungsthemen oder Rückbaukosten auf den Eigentümer zukommen, ist es eben nicht mehr sorglos.

Redaktion: Und wie bewerten Sie das Online-Tool zur Dachpacht-Berechnung?

RA Iwanow: Solche Tools sind in der Regel unproblematisch, solange sie klar als unverbindlich gekennzeichnet sind – was hier nach erster Durchsicht der Fall zu sein scheint. Wichtig ist, dass der Nutzer nicht den Eindruck gewinnt, bereits durch die Eingabe seiner Daten irgendeine vertragliche Bindung einzugehen. Auch Datenschutzfragen spielen hier eine Rolle, gerade wenn Adressen und Gebäudestrukturen online eingegeben werden.

Redaktion: Ihr Fazit in einem Satz?

RA Iwanow: Ein interessantes Angebot mit großem Potenzial – aber auch mit rechtlichen Fallstricken, die man nicht unterschätzen sollte.

Redaktion: Vielen Dank für Ihre Einschätzung, Herr Iwanow!

RA Iwanow: Gern geschehen. Wer sich auf solche Modelle einlässt, sollte sich nicht nur von der Sonne blenden lassen – sondern auch einen Blick in den Vertrag werfen.

Hier ist eine Bilanzanalyse zur Hanseatic Projektentwicklung GmbH für das Geschäftsjahr 2023, strukturiert und ausgeschmückt:

🔎 Bilanzanalyse Hanseatic Projektentwicklung GmbH

Geschäftsjahr 01.01.2023 – 31.12.2023
Sitz: Scharbeutz / Lübeck

1. 📊 Bilanzentwicklung im Überblick

Die Hanseatic Projektentwicklung GmbH hat im Jahr 2023 ein starkes Wachstum hingelegt. Die Bilanzsumme stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich von ca. 1,05 Mio. EUR auf 4,53 Mio. EUR, also mehr als Vervierfachung innerhalb eines Jahres.


2. 🧱 Aktiva – Substanz und Liquidität

Anlagevermögen: +574 %

  • 2022: 181.863 EUR → 2023: 1.225.777 EUR
  • Haupttreiber war der massive Ausbau der Sachanlagen (z. B. Investitionen in Technik oder Betriebsgebäude), die nun über 1,2 Mio. EUR ausmachen.
  • Deutet auf eine strategische Verstärkung des operativen Geschäftsmodells hin – vermutlich im Kontext der Photovoltaik-Projektentwicklung.

Umlaufvermögen: +275 %

  • 2022: 856.926 EUR → 2023: 3.211.051 EUR
  • Besonders bemerkenswert: Forderungen stiegen von 111.668 EUR auf 1,75 Mio. EUR – das deutet auf starkes Projektgeschäft, möglicherweise viele laufende PV-Projekte.
  • Liquide Mittel (Kasse/Bank): sehr solide bei 1,29 Mio. EUR, was der Gesellschaft Flexibilität verschafft.

Fazit Aktiva:

Das Unternehmen hat massiv in die Zukunft investiert, ist aber auch flüssig geblieben. Ein positives Signal in Bezug auf Wachstum und Zahlungsfähigkeit.


3. ⚖️ Passiva – Finanzierung und Kapitalstruktur

Eigenkapital: +95 %

  • Steigerung von 295.325 EUR auf 576.311 EUR
  • Deutlicher Jahresüberschuss von 538.986 EUR, der fast komplett im Unternehmen verbleibt (Thesaurierung) → Hinweis auf gesundes, eigenfinanziertes Wachstum.

Rückstellungen: +127 %

  • Anstieg auf 922.765 EUR, vor allem für Tantiemen, Gewährleistungen und Urlaube
  • Zeigt auf der einen Seite ein wachsendes Unternehmen mit höherem Personal- und Projektvolumen, auf der anderen Seite eine vorsichtige Bilanzpolitik.

Verbindlichkeiten: +975 %

  • Anstieg von 275.818 EUR auf 2,96 Mio. EUR
  • Überwiegend kurzfristig (1,85 Mio. EUR), aber auch 1,11 Mio. EUR mit Laufzeit über 1 Jahr
  • Klassisch für Projektentwickler: Fremdfinanzierung als Hebel für Wachstum. Kein Alarmzeichen – aber engmaschiges Forderungsmanagement erforderlich.

4. 📈 Ergebnis und Rentabilität

  • Jahresüberschuss: 538.986 EUR bei einem geschätzten Umsatz im höheren einstelligen Millionenbereich (nicht veröffentlicht) → sehr solide
  • Eigenkapitalquote: ca. 12,7 % (2022: ca. 28 %) → wegen Bilanzausweitung relativ gefallen, aber bei wachstumsstarken Unternehmen akzeptabel
  • Return on Equity (RoE): über 180 % → außergewöhnlich hoch, jedoch verzerrt durch niedrige EK-Basis und Investitionsphase

5. 👥 Personal & Struktur

  • 19 Beschäftigte zum Stichtag – für ein Unternehmen dieser Bilanzgröße und mit Projektgeschäft eine übliche Größenordnung
  • Gesamtvergütung der Geschäftsführung: 255 TEUR → angemessen zur Gewinnentwicklung
  • Alleinige Geschäftsführerin: Frau Jessika Herbst

6. 📌 Rechtliche und buchhalterische Hinweise

  • Kleine Kapitalgesellschaft (§ 267 HGB)
  • Keine Erstellung eines Lageberichts (§ 264 HGB)
  • Klassische Gliederung nach dem Gesamtkostenverfahren
  • Kein besonderer Nachtragsbericht → keine bedeutsamen Risiken nach Stichtag

7. 📌 Bewertung und Fazit

Die Hanseatic Projektentwicklung GmbH präsentiert sich im Jahr 2023 als dynamisch wachsendes Unternehmen im Bereich erneuerbarer Energien mit starker Positionierung. Die deutliche Bilanzverlängerung spiegelt den rasanten Ausbau des Geschäftsmodells wider.

Trotz der Verdopplung der Verbindlichkeiten bleibt die Eigenkapitalbasis solide. Der hohe Jahresüberschuss zeigt, dass Wachstum nicht auf Kosten der Rentabilität geht. Das Unternehmen reinvestiert seine Gewinne – was auf langfristige Unternehmensziele und strategische Stabilität hindeutet.

📌 Besonderer Hinweis für Investoren:
Die Bilanzentwicklung passt zu einem Anbieter, der öffentlich für nachhaltige Dachverpachtungs- und PV-Investments wirbt. Der Jahresabschluss unterstreicht die wirtschaftliche Substanz und Professionalität der Hanseatic Projektentwicklung GmbH. Dennoch gilt: Einzelverträge und Risiken – insbesondere langfristiger Natur – sollten weiterhin individuell geprüft werden.

 

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Dsa Unternehmen hat sich bei uns  gemeldet und um die Veröffentlichung nachfolgender Stellungnahme gebeten. Da wir an einer ausgewogenen Berichterstattung interessiert sidn, kommen wir dem Wunsch natürlich gerne nach.

Zitat:

Richtigstellung zur Berichterstattung über die HANSEATIC Projektentwicklung GmbH

Die HANSEATIC Projektentwicklung GmbH schließt mit Immobilieneigentümern rein zivilrechtlich ausgestaltete Pachtverträge zur Nutzung geeigneter Dachflächen für Photovoltaikprojekte. Dabei handelt es sich ausschließlich um ein Pachtverhältniskein Finanzprodukt im Sinne des Vermögensanlagengesetzes (VermAnlG).

Nach Abschluss des Pachtvertrags wird die Dachfläche für eine Solaranlage geplant. Erst danach können Investoren separat in die Anlage investieren – unabhängig vom Pachtvertrag und rechtlich klar getrennt.

ZItat Ende

 

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