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Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel: In Gold investieren – Rechtliche und finanzielle Aspekte

popmelon (CC0), Pixabay
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Gold gilt als sicherer Hafen in Krisenzeiten und gewinnt angesichts hoher Inflation zunehmend an Bedeutung. Doch welche rechtlichen und finanziellen Aspekte müssen Anleger beachten? Rechtsanwalt Maurice Högel, Experte für Finanz- und Kapitalmarktrecht, beantwortet die wichtigsten Fragen.

Herr Högel, viele Anleger interessieren sich aktuell für Gold. Was sind die wesentlichen Möglichkeiten, in das Edelmetall zu investieren?

Maurice Högel: Grundsätzlich gibt es zwei Hauptwege, in Gold zu investieren: physisch oder über Finanzprodukte. Wer physisch in Gold investiert, kauft Barren oder Münzen und besitzt das Edelmetall tatsächlich. Diese Methode bietet Inflationsschutz und Krisensicherheit, erfordert aber eine sichere Lagerung.

Die indirekte Investition erfolgt über Finanzinstrumente wie ETFs, Goldfonds oder Aktien von Minenbetreibern. Hier profitiert man von Kursentwicklungen, ohne sich um die Verwahrung kümmern zu müssen. Allerdings unterliegen solche Produkte oft zusätzlichen Marktschwankungen, die über den reinen Goldpreis hinausgehen.

Welche Vor- und Nachteile hat die direkte Investition in physisches Gold?

Maurice Högel: Der große Vorteil ist, dass physisches Gold von äußeren Einflüssen wie Zinspolitik oder Unternehmenspleiten weitgehend unabhängig ist. Es bietet eine Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertung. Zudem entfällt das sogenannte Emittentenrisiko – also das Risiko, dass ein Anbieter insolvent wird.

Ein Nachteil ist die Lagerung: Wer Gold zu Hause aufbewahrt, muss sich um Diebstahlschutz kümmern. Alternativen sind Bankschließfächer oder spezialisierte Hochsicherheitslager, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Zudem gibt es beim Kauf und Verkauf von Gold sogenannte Spreads – also Differenzen zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis.

Und welche Risiken gibt es bei einem indirekten Investment in Gold?

Maurice Högel: Indirekte Goldinvestments unterliegen Markteinflüssen, die über den Goldpreis hinausgehen. Aktien von Goldminenunternehmen hängen z. B. nicht nur vom Goldpreis ab, sondern auch von Betriebskosten, Managemententscheidungen oder politischen Risiken in den Abbauregionen.

Bei ETFs oder Goldzertifikaten spielt zudem die Bonität des Emittenten eine Rolle. Fällt ein Anbieter aus, kann es sein, dass Anleger nicht vollständig entschädigt werden. Außerdem gibt es bei vielen Finanzprodukten laufende Verwaltungsgebühren.

Gibt es rechtliche Vorgaben beim Kauf von physischem Gold?

Maurice Högel: Ja, insbesondere das Geldwäschegesetz spielt hier eine Rolle. In Deutschland gilt seit 2020 eine Anonymitätsgrenze von 2.000 Euro. Das bedeutet, dass bei Barverkäufen ab 2.000 Euro die Identität des Käufers erfasst werden muss.

Beim Kauf über 2.000 Euro muss man sich also ausweisen, sei es in der Filiale oder online per Post- oder Video-Ident. Wer größere Mengen Gold anonym erwerben möchte, muss auf mehrere kleinere Käufe unter der Grenze ausweichen.

Beim Verkauf gilt: Liegt zwischen Kauf und Verkauf mehr als ein Jahr, sind Gewinne steuerfrei. Verkauft man innerhalb eines Jahres, unterliegt der Gewinn der Einkommensteuer.

Wie bewerten Sie Gold als langfristiges Investment?

Maurice Högel: Gold eignet sich hervorragend zur Diversifikation eines Portfolios. Es bietet Schutz vor Inflation, wirtschaftlichen Krisen und Währungsabwertung. Allerdings sollte man bedenken, dass Gold keine Zinsen oder Dividenden zahlt – es generiert also keinen laufenden Ertrag.

Auch wenn der Goldpreis langfristig meist steigt, unterliegt er starken Schwankungen. Anleger sollten daher nicht ihr gesamtes Kapital in Gold investieren, sondern es als Baustein einer breiten Anlagestrategie nutzen.

Welche Tipps haben Sie für Anleger, die in Gold investieren wollen?

Maurice Högel:
Physisches Gold sollte sicher gelagert werden – entweder zu Hause, in einem Bankschließfach oder über spezialisierte Anbieter.
Beim Kauf auf die Anonymitätsgrenze von 2.000 Euro achten – darüber hinaus erfolgt eine Identitätsprüfung.
Langfristig denken: Gold eignet sich eher zur Absicherung als zur schnellen Spekulation.
Indirekte Investments genau prüfen – ETFs oder Goldaktien sind praktisch, bergen aber zusätzliche Risiken.
Kosten beachten: Lagergebühren und Kauf-/Verkaufsspreads können die Rendite beeinflussen.

Fazit: Ist Gold aktuell eine sinnvolle Investition?

Maurice Högel: Angesichts der hohen Inflation und geopolitischen Unsicherheiten ist Gold definitiv eine interessante Absicherung. Es sollte jedoch nicht als alleiniges Investment genutzt werden, sondern als Teil eines diversifizierten Portfolios.

Wer auf Sicherheit setzt, fährt mit physischem Gold gut – wer hingegen auf Kurssteigerungen spekuliert, kann auch über ETFs oder Goldaktien nachdenken. Wichtig ist, sich vorher umfassend zu informieren und im Zweifel fachlichen Rat einzuholen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Högel!

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