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„Das Geld existiert nicht“ – Warum die Millionen-Abfindungen im US-College-Football Alarm auslösen

geralt (CC0), Pixabay
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Eigentlich wollte Louisianas Gouverneur Jeff Landry am Mittwoch über drohende Engpässe bei Lebensmitteln und Sozialprogrammen sprechen. Doch stattdessen nutzte er die Pressekonferenz für einen wütenden Rundumschlag – gegen den wohl mächtigsten Gegner seines Bundesstaates: den College-Football.

Landry griff die Leitung der Louisiana State University (LSU) frontal an. Auslöser war die Entlassung von Football-Trainer Brian Kelly, dessen Vertrag dem Staat nun rund 53 Millionen Dollar kostet. „Ich kümmere mich um die finanziellen Folgen solcher Entscheidungen – und ich war nicht glücklich darüber, Ticketpreise zu erhöhen, während wir verlieren und einen Coach mit 100 Millionen Dollar bezahlen“, erklärte der Gouverneur.

Landry kündigte an, künftig alle Trainerverträge vom Generalstaatsanwalt prüfen zu lassen, um die finanzielle Haftung des Staates zu verstehen. In Louisiana sorgte das für Kopfschütteln – schließlich mischen Politiker hier traditionell gern beim Football mit. Doch diesmal fand Landrys Kritik auch über die Grenzen des Staates hinaus Gehör: „Endlich sagt es jemand laut“, kommentierte ein Mitglied eines anderen Hochschulkuratoriums. „Das ist schlicht verantwortungslos.“


Explosion der Trainer-Abfindungen

Denn LSU ist kein Einzelfall. Seit September haben zehn Universitäten der obersten Spielklasse (FBS) ihre Cheftrainer entlassen – bei zusammen 169 Millionen Dollar an Abfindungen.

Die Summen wirken umso absurder, weil der College-Sport derzeit ohnehin vor massiven Umbrüchen steht. Ein Gerichtsurteil verpflichtet Universitäten, künftig einen Teil ihrer Einnahmen direkt an die Athleten auszuschütten – geschätzt 20,5 Millionen Dollar pro Jahr und Hochschule, mit steigender Tendenz.

Gleichzeitig explodieren die Ausgaben. Neue Trainingszentren werden mit Golfplätzen (Clemson), Marmorduschen (Oregon) und Entspannungskapseln (Georgia) ausgestattet. Die Trainerstäbe wachsen, samt eigener Spezialassistenten, Psychologen und Datenanalysten. Und um Konkurrenzangebote abzuwehren, werden Verträge immer höher und vor allem vollständig garantiert.

Neun Cheftrainer verdienen mittlerweile über zehn Millionen Dollar jährlich; zwölf besitzen Ausstiegsklauseln von mehr als 40 Millionen. An der Spitze: Georgias Erfolgscoach Kirby Smart, der bei einer Entlassung Anspruch auf 105 Millionen hätte.


Die Rechnung ohne Deckung

Doch woher soll das Geld kommen? „Ich habe keine Ahnung – das Geld existiert schlicht nicht“, sagt ein Kuratoriumsmitglied.

Zahlen aus der Knight-Newhouse-Datenbank zeigen, dass die Einnahmen mit den Ausgaben längst nicht mehr mithalten. Bei Penn State stiegen die Football-Ausgaben in den vergangenen zehn Jahren um 113 Prozent, die Einnahmen aber nur um 83 Prozent. In Baton Rouge wuchsen die Ausgaben um 44 Prozent, die Erlöse um 40 Prozent.

Trainergehälter verdoppelten sich fast, während Ticketverkäufe und Spenden weit hinterherhinken. Selbst Assistenztrainer erhalten Millionen: LSUs Offensive Coordinator Joe Sloan bekommt nach seiner Entlassung noch 530.000 Dollar, bei Penn State kassieren Koordinatoren wie Jim Knowles oder Andy Kotelnicki Verträge über mehrere Millionen jährlich.

Zwar verpflichten sogenannte Best-Efforts-Klauseln entlassene Trainer, sich um neue Jobs zu bemühen – ähnlich wie beim nachehelichen Unterhalt. Doch die Summen bleiben astronomisch. „Es ist wie Scheidungsalimentation – man hofft, der Ex heiratet bald wieder“, witzelte ein Hochschulvertreter bitter.


Teure Prestigeprojekte trotz leerer Kassen

Trotzdem geht der Wettlauf weiter. Virginia Tech kündigte gerade ein Investitionsprogramm über 229 Millionen Dollar an – teils finanziert durch Spender, teils über höhere Studiengebühren. „Ein solches Projekt sollte jedem Universitätsrat Angst machen“, warnt ein Beobachter.

Der neue Startrainer Curt Cignetti in Indiana hat gerade einmal 21 Spiele auf FBS-Niveau absolviert – und dennoch einen 93-Millionen-Dollar-Vertrag über acht Jahre unterschrieben, selbstverständlich garantiert.

Währenddessen steht LSU ohne Präsident, ohne Trainer und nun auch ohne Sportdirektor da: Scott Woodward, der Kelly verpflichtet hatte, verhandelt über seinen eigenen Rückzug – samt weiterer Millionenabfindung.


Ein System am finanziellen Limit

Was früher als profitabler Selbstläufer galt – College-Football als Geldmaschine der Universitäten – droht zur Kostenfalle zu werden. Einnahmen aus TV-Rechten und Merchandising können die Ausgabenexplosion nicht mehr auffangen.

„Niemand steuert dieses Flugzeug“, sagt ein Universitätsmitglied. „Und ehrlich gesagt – es gibt gar kein Flugzeug mehr. Nur noch einen Heißluftballon.“

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