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Wenn die DDR den Westen geerbt hätte

Chickenonline (CC0), Pixabay
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Es gibt Geschichten, die schreibt das Leben – und es gibt Geschichten, die hätte sich nicht mal Karl Marx in seinen kühnsten Träumen ausgedacht. Stellen wir uns vor: Nicht die DDR wäre der Bundesrepublik beigetreten, sondern die Bundesrepublik der DDR. Mit einem Schlag wäre alles anders verlaufen – und doch irgendwie gleich geblieben.

Hauptstadtfrage gelöst: Bonn als Bezirk

Die DDR hätte großzügig erklärt: „Bonn darf bleiben, aber nur als Kreisstadt. Hauptstadt bleibt natürlich Berlin, weil der Fernsehturm schon da ist.“
Die Kanzlerakte? Überflüssig. Stattdessen hätte es einen Staatsratsvorsitzenden gegeben, der in der ARD (jetzt „Aktuelles Rundfunk-Deutschland“) feierlich erklärte: „Wir danken dem Westen für sein Erbe. Die Sparkassenfilialen übernehmen wir, die Banken verstaatlichen wir, und der Rhein wird ab morgen in Planwirtschaft eingegliedert.“

Autobahnen voller Trabants

Die stolze westdeutsche Automobilindustrie wäre kurzerhand volkseigener Betrieb geworden: VEB Daimler-Trabant. Der 911er Porsche hätte dann stolze 26 PS gehabt – und nur alle drei Jahre eine Zulassung. Dafür mit Gratis-Aufkleber: „Ich bremse auch für Klassenfeinde.“
Die Autobahn A9 von München nach Berlin? Ein einziger endloser Stau aus Zweitaktern, die so viel Rauch erzeugen, dass sich mancher Westdeutsche mit Wehmut an die „gute alte Filterzigarette“ erinnerte.

Kulinarik: Vom Weißbier zur Brause

Bayern hätte lernen müssen, dass es im Sozialismus keinen Weißwurst-Äquator gibt, sondern nur den „Brauseäquator“. Statt Hofbräuhaus hieß es dann „Volkseigene Gaststätte zum Rotkäppchen“.
Der Westkaffee, heiß begehrt in der DDR, wäre plötzlich Mangelware im Westen gewesen – und die Hamburger hätten im HO-Laden nach Ersatzstoffen für ihre Franzbrötchen gefragt.

Fernsehen, die neue Volksbildung

ARD und ZDF wären „Ost 1“ und „Ost 2“ geworden. Statt „Tatort“ gäbe es die Serie „Genosse Schimanski“, der seine Kriminalfälle immer planmäßig bis zum Monatsende löst. Wetten, dass..? Hieß nun „Plan, dass..!“, moderiert vom Staatsfernsehen, mit garantiertem Ausgang: Der Kandidat gewinnt, aber der Staat gewinnt mehr.

Freiheit als Erbschaftsfrage

Der Westen hätte erfahren, dass Freiheit auch heißen kann: „Du darfst alles sagen – solange es vorher genehmigt ist.“ Die Wahlzettel wären übersichtlich geworden: eine Partei, viele Namen, klare Sache.
Und die Westbürger? Sie hätten gelernt, wie es ist, in einer Schlange zu stehen – nicht für ein Rockkonzert, sondern für eine Bananenlieferung in Köln.

Philosophisches Fazit

Wenn die DDR den Westen geerbt hätte, wäre das vielleicht die erste Erbschaft in der Geschichte gewesen, die nicht zu mehr Reichtum, sondern zu gleichmäßig verteiltem Mangel geführt hätte. Und doch hätte man in der neuen Republik stolz erklärt: „Alle sind gleich – nur manche etwas gleichmäßiger.“

Oder, um es mit einem Augenzwinkern zu sagen:
„Hätten wir den Westen geerbt, wären wir alle heute noch Erben – nur ohne Testament.“

 

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