Waldinvestment mit Risiko: Totalverlustgefahr für Anleger

In einer aktuell kursierenden Werbemail bewirbt ein Anbieter aus der Schweiz ein vermeintlich sicheres und nachhaltiges Investment in Baumpflanzungen in Paraguay. Unter dem Titel „Frohe Ostern – sichere Deine Zukunft“ wird Anlegern suggeriert, ihr Kapital durch Investitionen in „lebendige Werte“ wie schnell wachsende Bäume vor Inflation, Börsenturbulenzen und digitalen Währungen schützen zu können.

Doch bei genauerer Betrachtung der Inhalte und Versprechen ergibt sich ein anderes Bild. Rechtsanwalt Jens Reime aus Bautzen, spezialisiert auf Bank- und Kapitalmarktrecht, warnt ausdrücklich vor einem erheblichen Totalverlustrisiko.

📩 Lockende Sprache, emotionale Aufladung

Die Werbemail nutzt stark emotionale Sprache, religiöse Feiertagsstimmung und Krisenszenarien, um Anleger zur schnellen Entscheidung zu bewegen. So ist die Rede von:

• einem „Massaker an den Aktienmärkten“

• „wilden Schwankungen“ bei Krypto-Investments

• „Ersparnissen, die durch Teuerung aufgefressen“ werden

Demgegenüber wird das Investment in Bäume in Paraguay als krisensicher und unabhängig von politischen Entscheidungen dargestellt. Selbst Tech-Giganten wie Apple hätten angeblich in ähnliche Konzepte investiert, heißt es in der Mail – ohne nähere Belege.

⚠️ Rechtliche Bewertung: „Typisches Totalverlustrisiko“

Jens Reime bewertet die Konstruktion solcher Auslands-Investments grundsätzlich kritisch:

„Bei vielen Bauminvestments im Ausland handelt es sich um unternehmerische Beteiligungen mit hohem Risiko. Es besteht häufig keine Prospektpflicht, keine Kontrolle durch eine Finanzaufsicht wie die BaFin, und Anleger erhalten kaum Einblick in das Geschäftsmodell vor Ort.“

Zudem sei unklar, wie die Eigentumsverhältnisse am Land in Paraguay geregelt sind, welche Rechte Investoren überhaupt haben – und wie realistisch Rückzahlungen oder Renditen kalkuliert wurden.

🧾 Transparenz fehlt – Risiken verschleiert

Besonders kritisch sieht Reime folgende Punkte:

• Kein geprüfter Prospekt: Es ist unklar, ob ein Wertpapierprospekt existiert – und wenn, ob er geprüft wurde.

• Keine rechtlich belastbaren Zusagen: Aussagen wie „echtes Wachstum“ oder „sicher wie Holz“ sind marketinggetrieben und keine Garantie.

• Emotionale Druckmittel: Die Kombination aus Feiertagsansprache, Videos, Appellen an Sicherheit und Aussagen wie „nur zeitlich begrenzt online“ erzeugen Entscheidungsdruck – ein klares Warnsignal.

🌍 Nachhaltigkeit als Verkaufsargument – aber nicht als Sicherheit

Der Anbieter betont, dass Natur „keine Finanzkrise“ kenne und dass kein Politiker ein Gesetz gegen Baumwachstum erlassen könne. Das klingt beruhigend, verschweigt aber die unternehmerischen Risiken: Pflanzung, Pflege, Wetter, Ernte, Holzpreise, Verwaltung, Wechselkurse – all das kann sich negativ auf die Rendite auswirken.

Zudem ist unklar, wie viel von den eingezahlten Anlegergeldern tatsächlich in den Forst investiert wird – und wie viel in Vertrieb, Verwaltung und Provisionen fließt.

❗ Fazit: Vorsicht vor „grüner Geldvermehrung“

Solche Wald-Investments sind nicht per se unseriös – doch die Art der Bewerbung, die fehlende Transparenz und die emotionale Ansprache sollten Anlegerinnen und Anleger unbedingt zum Nachdenken bringen.

Jens Reime rät:

„Wer ein solches Investment ernsthaft erwägt, sollte vorher dringend rechtlichen Rat einholen, sich nicht von Hochglanz-Videos oder Telegram-Gruppen beeinflussen lassen und kritisch hinterfragen, ob ein Projekt in Südamerika mit Totalverlustgefahr wirklich der passende Weg zur Altersvorsorge ist.“

🔍Allgemeine  Checkliste für Anleger: Vorsicht bei…

✅ fehlender Prospekt oder kein Zugang zu Unterlagen
✅ Auslandskonstruktionen ohne Regulierung
✅ emotionale oder religiöse Sprache („Hoffnung“, „Ostern“)
✅ Druck durch „zeitlich begrenzt“, „letzte Chance“ etc.
✅ Versprechen von „echtem Wachstum“ ohne messbare Grundlage

Hinweis: Dieser Bericht dient der allgemeinen Aufklärung und stellt keine Rechtsberatung dar. Anleger sollten sich bei konkreten Zweifeln oder Problemen individuell anwaltlich beraten lassen – z. B. durch Fachanwälte für Bank- und Kapitalmarktrecht wie Jens Reime (www.rechtsanwalt-reime.de).