Nach über 80 Jahren „Amerika erklärt die Welt“ ist nun scheinbar Feierabend im Hause Voice of America. Mit einer Kündigungswelle, die selbst Gewerkschaftern das Megafon aus der Hand schlägt, wurden mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ehrwürdigen Rundfunkinstitution und ihrer Muttergesellschaft USAGM auf einen Schlag von ihrer patriotischen Pflicht entbunden. Präsident Donald Trump, bekannt für seine große Liebe zum investigativen Journalismus – solange dieser ausschließlich aus Fox News besteht – hatte das Projekt „Verkürzung auf patriotisches Maß“ persönlich angeordnet.
Kari Lake fegt durch – mit Besen und Ideologie
Trumps medienpolitische Reinigungskraft Kari Lake sprach von einem überfälligen Frühjahrsputz in einem „aufgeblähten, verantwortungslosen Bürokratie-Monster“. Dass sie die Belegschaft gleich um 85 % reduzierte, ist kein Zeichen mangelnder Zielstrebigkeit – eher ein Beweis dafür, wie effizient man einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in einen stillen Raum verwandelt, in dem höchstens noch die Nationalhymne knistert.
Von der Nazipropaganda zum Büroflur-Echo
Voice of America war einst gegründet worden, um den Nazis via Kurzwelle Fakten statt Führerfantasien entgegenzubrüllen. Heute sendet sie – sofern überhaupt noch jemand da ist, um das Mikrofon einzuschalten – in rund 50 Sprachen. Nur leider wird diese Vielfalt dem neuen Trump’schen Medienbild nicht gerecht: Alles, was nicht nach Lobpreisung klingt, gilt inzwischen als „voreingenommen“ und „verschwenderisch“.
Kritik? Klar. Kündigung? Sofort. Kuba? Bleibt.
Während also in der USAGM die Büros geleert und vielleicht bald in Coworking-Spaces umgewandelt werden, bleibt das Office of Cuba Broadcasting unangetastet. Dort durfte kein einziger der 33 Mitarbeiter seine Mikrofonkabel einpacken. Schließlich ist Antikommunismus nicht nur amerikanisches Kulturgut, sondern offenbar auch der letzte verbliebene Programmauftrag mit Bestandsschutz.
Abschied mit Trompete und Trümmerhaufen
Was bleibt? Ein paar klagende Stimmen vor Gericht, rund 250 Überlebende mit Jobgarantie bis zur nächsten Personalinventur und ein Hauch von Wehmut bei all jenen, die glaubten, unabhängiger Journalismus und demokratischer Auftrag seien vielleicht doch etwas wert. Aber hey: Wenn Voice of America bald ganz verstummt, gibt es bestimmt noch Platz bei Truth Social – da ist das Narrativ immerhin garantiert staatsnah.
God bless America. Und gute Nacht, VOA.
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