Man kennt das ja: Erst erobert man Europa mit großspurigen Versprechen, dann das Herz einiger Elektromobilitätsromantiker – und am Ende vor allem die Ausfahrt. Der vietnamesische E-Auto-Hersteller Vinfast zieht sich laut Elektroauto-News aus Europa zurück, vermutlich weil die europäische Realität sich partout nicht an den PowerPoint-Folien des Managements orientieren wollte.
Bye-bye Showrooms, hello Zwischenhändler-Chaos!
Bereits am Freitag sollen sämtliche Showrooms und Service-Center auf dem Kontinent dichtgemacht werden – was vermutlich weniger abrupt ist als die letzte Panne bei der Fahrzeug-Software. Rund 90 Prozent der Belegschaft wurden bereits über ihre Kündigung informiert, vermutlich in der klassischen Motivations-Mail mit dem Betreff: „Wir danken für Ihr Engagement – Sie werden es bald vermissen!“
Künftig sollen Vinfast-Fahrzeuge über Zwischenhändler vertrieben werden – also von Menschen, die man zur Not auch für alles andere verantwortlich machen kann. Das Direktvertriebsmodell sei laut einem internen Schreiben „nicht mehr tragfähig“. Oder wie man im Management sagt: „Wenn Plan A nicht funktioniert, machen wir Plan Z und tun überrascht.“
Makroökonomische Ausreden deluxe
Als Gründe für den Rückzug nennt Vinfast „makroökonomische Bedingungen, Zölle, Handelskonflikte und allgemeine Unsicherheit“. Der Klassiker. Fehlt nur noch „zu wechselhaftes Wetter“ und „zu viele Ampeln“.
Der unterhaltsamste Satz aus dem internen Plan: „Die anhaltende Unsicherheit macht es unmöglich, weiterzumachen.“ Klingt ein bisschen nach dem letzten Tinder-Date, bei dem sich die andere Seite einfach nie wieder gemeldet hat.
Mehr Autos verkauft, noch mehr Geld verbrannt
2024 verkaufte Vinfast immerhin fast 100.000 Fahrzeuge – also knapp ihr Ziel verfehlt. Dafür schafften sie beim Nettoverlust ein echtes Meisterwerk: über 3,1 Milliarden Dollar. Man könnte sagen: Für jedes verkaufte Auto gab’s einen brennenden Geldschein gratis dazu.
Aber hey, Expansion läuft!
Während in Europa die Rolläden runtergehen, expandiert Vinfast weiter in Länder wie Indonesien, Thailand und Oman – Märkte, in denen man vermutlich noch nicht weiß, worauf man sich einlässt. Immerhin gibt es weltweit über 100 Showrooms – also Orte, an denen Kunden idealerweise nicht allzu viele Fragen stellen.
Der Börsengang in den USA 2023?
Ein wilder Ritt. Erst schoss die Aktie wie ein übermotivierter E-Scooter nach oben – dann kam die Realität, die Bremsen und der Asphalt. Firmengründer Pham Nhat Vuong, Vietnams reichster Mensch, bleibt allerdings cool. Wer 3 Milliarden in den Sand setzt, hat sicher noch was im Portemonnaie – oder wenigstens eine gute Ausrede.
Fazit:
Vinfasts Ausflug nach Europa war kurz, elektrisch – und voller Spannung. Vor allem zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Kommentar hinterlassen