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US-Automarkt: Elektroauto-Zukunft trübt sich ein – Hersteller halten dennoch an E-Mobilität fest

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Noch vor wenigen Jahren malte die US-Autoindustrie das Bild einer bald rein elektrischen Zukunft. Doch nach der Abschaffung der staatlichen Förderung für Elektrofahrzeuge (EVs) durch die Trump-Regierung ist von dieser Vision wenig übrig. Der Traum vom emissionsfreien Straßenverkehr hat einen Dämpfer erhalten – doch die Branche gibt sich nicht geschlagen.

Ende der Steuervergünstigung bremst Absatz

Mit dem Auslaufen der Bundessteuervergünstigung von 7.500 Dollar pro Elektroauto zum 1. Oktober endete ein entscheidender Kaufanreiz. In den Monaten davor hatten Tesla, Ford und General Motors (GM) noch Rekordabsätze verzeichnet, weil viele Kunden den Bonus vor Fristende nutzten.

Nun aber droht der Markt einzubrechen. Während im dritten Quartal noch jedes zehnte in den USA verkaufte Auto elektrisch war, erwartet Ford-Chef Jim Farley, dass der EV-Anteil bald auf fünf Prozent sinken wird. Auch GM-Finanzchef Paul Jacobson sprach von einem „massiven Nachfragerückgang“.

„Die Hersteller haben ihre Erwartungen angepasst. Aber sie werden weiter in Elektromobilität investieren – nur vorsichtiger“, sagte Branchenanalyst Daniel Ives von Wedbush Securities.

Milliardeninvestitionen trotz Gegenwind

Trotz der düsteren Aussichten kündigte Ford im August ein Investitionsprogramm von fünf Milliarden Dollar für neue E-Modelle an – eine Anspielung auf das legendäre „Model T“-Moment, das Anfang des 20. Jahrhunderts den Massenmarkt für Autos eröffnete.

Auch Hyundai hält an seinen Plänen fest, selbst nachdem bei einem Baustellen-Razzia in Georgia fast 500 Arbeiter verhaftet wurden. Konzernchef José Muñoz erklärte, das neue Werk könne flexibel zwischen Elektro- und Benzinmodellen wechseln – je nach Marktlage.

„Die Branche wird weiterleben – aber kleiner, als wir es uns vorgestellt hatten“, sagte Ford-CEO Farley.

 

Politik bremst – und sorgt für Unsicherheit

Unter der früheren Biden-Regierung hatte es klare Klimaziele gegeben: Bis 2030 sollten 50 Prozent aller Neuwagen elektrisch sein. Diese Regelungen wurden jedoch inzwischen weitgehend zurückgenommen. Auch die Strafzahlungen für Emissionsüberschreitungen wurden im Sommer abgeschafft.

Zudem entzog der republikanisch dominierte Kongress Kalifornien und acht weiteren US-Bundesstaaten das Recht, strengere Abgasnormen zu verhängen. Dagegen wird derzeit vor Gericht gestritten – eine endgültige Klärung könnte Jahre dauern.

Comeback des Verbrenners – und Aufstieg des Hybrids

Viele Hersteller richten sich deshalb wieder stärker auf Hybridfahrzeuge aus, die sowohl Elektro- als auch Verbrennungsmotoren kombinieren.

„Verbrenner sind kein Schimpfwort mehr“, sagt Analyst Ives. „Die Autobauer kehren zu ihren Wurzeln zurück.“

GM-Manager Jacobson betonte, die Biden-Regeln hätten die Branche „in ein Korsett gezwängt“, das den Verkauf von Benzinmodellen stark eingeschränkt hätte. Zudem hätten selbst mit Subventionen „die Kunden nicht im Tempo gekauft, das die Regierung wollte“.

Trotzdem glaubt GM langfristig weiter an steigende Nachfrage:

„Wir müssen abwarten, wo die natürliche EV-Nachfrage liegt, und uns daran anpassen.“

Kostenvorteile und neue Modelle

Ein Grund, warum die Hersteller an der Technologie festhalten: Elektroautos sind in der Produktion günstiger. Ohne komplexe Getriebe oder Motoren benötigen sie weniger Arbeitszeit und könnten langfristig profitabler sein.

Mit sinkenden Batteriekosten und neuen Technologien hoffen Hersteller auf eine zweite Wachstumswelle. Ford will 2027 ein elektrisches Pickup-Modell für rund 30.000 Dollar auf den Markt bringen – fast halb so teuer wie das aktuelle F-150 Lightning.

„Das ist unser neues Model T“, sagte Doug Field, Entwicklungschef bei Ford. „Es soll Elektromobilität für die breite Masse erschwinglich machen.“


Fazit: Kein Rückzug, sondern Kurskorrektur

Die US-Autobranche steht an einem Wendepunkt: Der staatliche Rückenwind ist verschwunden, die Nachfrage schwächelt – doch die Hersteller bleiben auf dem Weg in Richtung Elektrifizierung. Nur das Tempo wird gedrosselt.

Oder wie es Analyst Daniel Ives formulierte:

„Der Traum vom rein elektrischen Amerika ist vorbei. Aber der Motor für Veränderung läuft weiter – leiser, langsamer, aber immer noch angetrieben vom Strom der Zukunft.“


 

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