US-Präsident Donald Trump hat bei einem Auftritt in Virginia der republikanischen Gouverneurskandidatin Winsome Earle-Sears demonstrativ keine Unterstützung ausgesprochen – obwohl sie in den Umfragen deutlich zurückliegt und selbst als loyal gegenüber Trump gilt.
Bei einer Rede zum 250. Jubiläum der US Navy am Sonntag in Hampton Roads lobte Trump mehrere republikanische Abgeordnete aus Virginia, darunter John McGuire, Rob Wittman und Jen Kiggans – Earle-Sears jedoch erwähnte er mit keinem Wort.
Eine auffällige Auslassung
Die Auslassung fiel auf, weil Earle-Sears, derzeit Vizegouverneurin Virginias, in genau dieser Region intensiv Wahlkampf betreibt. In jüngsten Umfragen liegt sie mehr als zehn Prozentpunkte hinter ihrer demokratischen Konkurrentin, der früheren Kongressabgeordneten Abigail Spanberger.
Spanberger nutzt den fehlenden Rückhalt durch Trump für ihre Kampagne – und brandmarkt Earle-Sears in Werbespots als „zu radikal, zu MAGA“.
Kalte Schulter trotz früherer Loyalität
Earle-Sears, eine ehemalige US-Marinesoldatin, hatte 2020 als Vorsitzende der Initiative „Black Americans to Reelect Trump“ für den damaligen Präsidenten Wahlkampf gemacht. Doch nach seiner Wahlniederlage im selben Jahr distanzierte sie sich.
„Ein wahrer Anführer erkennt, wenn er zur Belastung geworden ist“, sagte sie 2022 im Fox-News-Interview, als sie Trump aufforderte, nicht erneut zu kandidieren.
Trump tat es trotzdem – und gewann 2024 erneut. Zwar traf er Earle-Sears in diesem Jahr im Oval Office, doch ein offizielles Wahlkampf-Endorsement blieb aus. Über das Gespräch äußerte sich die Politikerin bisher nicht.
Trump lobt lieber andere Republikaner
Am selben Tag unterstützte Trump öffentlich den republikanischen Justizminister Virginias, Jason Miyares, der sich um seine Wiederwahl bemüht. Miyares steht derzeit im Fokus, nachdem alte Textnachrichten seines demokratischen Gegners Jay Jones aufgetaucht sind, in denen dieser einem Kollegen scherzhaft Gewalt wünschte.
In seiner Mitteilung kritisierte Trump Spanberger scharf, erwähnte Earle-Sears aber erneut nicht.
Demokraten machen Trump zur Belastung
Spanbergers Kampagne versucht gezielt, Earle-Sears’ Nähe zu Trump gegen sie zu wenden. In einer Stellungnahme hieß es, die Republikanerin habe Trumps „Massenentlassungen in Virginia verteidigt“ – ein Seitenhieb auf die „One Big Beautiful Bill“, ein Gesetz, das nach Angaben der Demokraten zum Verlust Tausender Bundesarbeitsplätze geführt habe.
„Während Donald Trump mit DOGE 2.0 neue Entlassungen androht, weigert sich Winsome Earle-Sears, Virginia zu verteidigen“, erklärte Spanbergers Team.
Kulturkampf im Wahlkampf
Earle-Sears wiederum konzentriert sich in ihrem Wahlkampf auf transgenderpolitische Themen. Sie attackiert Spanberger regelmäßig, weil diese sich nicht eindeutig zur Frage äußert, ob trans Jugendliche selbst entscheiden dürfen, welche Toiletten oder Sportmannschaften sie nutzen.
Deutlicher Rückstand in Umfragen
Laut einer aktuellen Washington Post/Schar School-Umfrage liegt Spanberger bei 55 Prozent, Earle-Sears bei 43 Prozent der wahrscheinlichen Wählerstimmen – vor allem, weil die Demokratin bei unabhängigen Wählern einen klaren Vorsprung hat.
Damit steht die republikanische Kandidatin nicht nur ohne Trumps Unterstützung da, sondern muss auch gegen das Image ankämpfen, zu nah an Trump und gleichzeitig nicht nah genug zu sein.
Kommentar hinterlassen