Die Aktien des US-Frühstücksflockenherstellers WK Kellogg sind am Mittwochabend um mehr als 56 Prozent in die Höhe geschnellt. Grund dafür sind Berichte über fortgeschrittene Übernahmegespräche mit dem italienischen Schokoladenkonzern Ferrero. Laut Informationen des Wall Street Journal und der Financial Times könnte der Deal bereits in dieser Woche über die Bühne gehen – zu einem Preis von rund drei Milliarden US-Dollar (etwa 2,75 Milliarden Euro).
WK Kellogg, bekannt für Marken wie Fruit Loops und Rice Krispies, beliefert vor allem den nordamerikanischen Markt. Mit dem Kauf würde Ferrero, Produzent von Kinder, Tic Tac und Ferrero Rocher, seine Präsenz im US-Frühstückssegment massiv ausbauen und sich eine dominante Marktstellung sichern.
Italienische Expansion im Zuckerregal
Ferrero setzt seine Expansionsstrategie fort: Bereits in den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen mehrere große Übernahmen getätigt, darunter das Süßwarengeschäft von Nestlé. Nun könnte mit WK Kellogg ein weiterer großer Name ins Portfolio wandern.
Weder Ferrero noch WK Kellogg äußerten sich bislang offiziell zu den Berichten.
Schulden, Strukturwandel – und ein zweifelnder Markt
WK Kellogg kämpft seit Jahren mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das Unternehmen trägt eine Schuldenlast von über 500 Millionen Dollar. Nach der Abspaltung vom Mutterkonzern Kellogg im Jahr 2023 konzentriert sich die Marke ausschließlich auf Frühstücksprodukte. Das internationale Snack-Geschäft – heute unter dem Namen Kellanova – wurde 2024 vom Süßwarenriesen Mars für satte 36 Milliarden Dollar übernommen.
Die gesamte Branche steht unter Druck: Verbraucher tendieren zunehmend zu gesünderen Alternativen, was klassische Convenience-Produkte wie gezuckerte Cerealien ins Abseits stellt. Gleichzeitig belasten gestiegene Produktionskosten die Margen – viele Hersteller mussten die Preise anheben.
Politischer Druck auf bunte Frühstücksfreuden
Auch politisch geraten Marken wie Fruit Loops unter Druck. Die Trump-Regierung hat im Rahmen ihrer Kampagne „Make America Healthy Again“ Produkte mit künstlichen Farbstoffen ins Visier genommen. WK Kellogg kündigte an, bis zum Schuljahr 2026/27 alle synthetischen Farbstoffe aus den für Bildungseinrichtungen bestimmten Produkten zu entfernen – für den allgemeinen Markt gibt es jedoch noch keinen Zeitplan.
Traditionsmarke vor Richtungswechsel
Die mögliche Übernahme könnte das Ende einer Ära markieren – und gleichzeitig den Beginn einer neuen. Will Keith Kellogg, der als Erfinder der Cornflakes gilt, gründete das Unternehmen mit der Vision einer gesünderen Ernährung. Ob diese Vision unter Ferreros Ägide weiterlebt oder dem Wandel zur globalen Süßwarenmacht zum Opfer fällt, bleibt abzuwarten.
Fest steht: Sollte der Deal zustande kommen, dürfte Ferrero nicht nur den Frühstückstisch, sondern auch die Handelslandschaft in den USA kräftig umrühren.
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