n einem richtungsweisenden Zivilprozess hat ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Kalifornien entschieden, dass der Fahrdienstvermittler Uber nicht für eine mutmaßliche sexuelle Nötigung durch einen seiner Fahrer haftbar ist. Die Klägerin, die unter dem Namen Jessica C. auftrat, hatte behauptet, sie sei 2016 während einer Uber-Fahrt von dem Fahrer überfallen worden.
Der Prozess am San Francisco Superior Court dauerte drei Wochen und war der erste von mehr als 500 ähnlichen Verfahren, die derzeit vor kalifornischen Gerichten verhandelt werden. Bundesweit laufen sogar über 2.500 weitere Klagen gegen Uber wegen vergleichbarer Vorwürfe.
Die Klägerseite forderte Schadensersatz zwischen 175.000 und 1,2 Millionen US-Dollar pro Lebensjahr der Betroffenen – je nach zeitlicher Nähe zum Vorfall. Für Strafschadensersatz wurde kein konkreter Betrag vorgeschlagen.
Sicherheitskonzepte in der Kritik
Kern der Klage war der Vorwurf, dass Uber trotz interner Hinweise zu wiederholten Übergriffen zu wenig unternommen habe, um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten. Vorschläge wie die gezielte Vermittlung weiblicher Fahrerinnen an weibliche Fahrgäste oder die verpflichtende Nutzung von Dashcams seien nicht flächendeckend umgesetzt worden.
Uber hingegen betonte stets, dass das Unternehmen nicht für das strafbare Verhalten einzelner Fahrer haftbar gemacht werden könne. Man verweise auf regelmäßige Hintergrundüberprüfungen und Sicherheitsfeatures innerhalb der App.
Seit den frühen Jahren des Unternehmens steht Uber immer wieder in der Kritik, das Thema Sicherheit zugunsten schnellen Wachstums vernachlässigt zu haben. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen jedoch Maßnahmen ergriffen: Dazu zählen u. a. ein anonymisiertes Bewertungssystem, Audio- und Videoaufzeichnungen während Fahrten sowie Kooperationen mit Opferschutzorganisationen. Zudem veröffentlichte Uber mehrere Sicherheitsberichte, laut denen die Zahl schwerwiegender Übergriffe auf der Plattform seit 2018 um 44 % zurückgegangen sei.
Politischer Druck wächst
Trotz dieser Bemühungen bleibt die öffentliche Wahrnehmung angespannt. Erst kürzlich forderte ein Ausschuss des US-Repräsentantenhauses transparente Informationen zu Ubers Maßnahmen gegen sexuelle Übergriffe. Ein Bericht der New York Times hatte zuvor Schwächen im Umgang des Unternehmens mit Übergriffen offengelegt.
Die Entscheidung im aktuellen Fall könnte Auswirkungen auf Hunderte weitere Verfahren haben – sowohl juristisch als auch finanziell. Für Uber steht nicht nur viel Geld, sondern auch das Vertrauen von Kundinnen, Investorinnen und Behörden auf dem Spiel.
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