Mit dem Inkrafttreten neuer massiver Strafzölle auf Dutzende Länder hat US-Präsident Donald Trump die globale Handelsordnung weiter erschüttert. Besonders betroffen ist China: Zölle in Höhe von 104 % gelten ab sofort auf sämtliche chinesische Importe. Doch auch langjährige Verbündete wie die EU, Japan und Südkorea wurden mit Zöllen zwischen 10 % und 50 % belegt.
Die Maßnahmen stoßen weltweit auf Kritik – wirtschaftlich wie politisch – und sorgen für Unruhe an den globalen Finanzmärkten.
Schwerster Börsenverlust seit Jahrzehnten
Seit Trumps Ankündigung vor einer Woche hat der amerikanische Leitindex S&P 500 rund 6 Billionen Dollar an Marktwert verloren – der schwerste Einbruch innerhalb von vier Handelstagen seit Bestehen des Index. Auch Asien ist betroffen: Der japanische Nikkei-Index verlor über 3 %, die südkoreanische Währung Won fiel auf ein 16-Jahres-Tief.
Die US-Börsen verzeichnen inzwischen den fünften Verlusttag in Folge, und der Index nähert sich offiziell einem Bärenmarkt – also einem Rückgang um 20 % vom jüngsten Höchststand.
Gemischte Signale vom Weißen Haus
Trump bezeichnete die Zölle einerseits als „permanent“, kündigte andererseits jedoch an, sie als Verhandlungsinstrument zu nutzen. „Viele Länder kommen auf uns zu und wollen Deals abschließen“, sagte er am Dienstag.
Geplante Gespräche mit Japan, Südkorea, Italien und Vietnam sollen in den kommenden Tagen stattfinden. Besonders Vietnam, ein wichtiger Produktionsstandort für günstige Konsumgüter, ist stark von den neuen Zöllen betroffen.
China zeigt sich kampfbereit
Trump hatte die Zölle auf chinesische Waren kurzfristig von 54 % auf 104 % erhöht – als Antwort auf Pekings Gegenmaßnahmen. Die chinesische Regierung spricht von „Erpressung“ und kündigte an, sich mit „aller Macht zur Wehr zu setzen“.
In China versuchen große Brokerhäuser, mit koordinierten Aktionen die Aktienmärkte zu stabilisieren. In den USA warnen Ökonomen derweil vor spürbaren Preissteigerungen bei Alltagsprodukten wie Schuhen, Smartphones, Elektronik, Wein und Lebensmitteln.
Einige Waren, die sich bereits im Transit befinden und vor dem 27. Mai in den USA ankommen, sind noch von den neuen Zöllen ausgenommen.
Mehrheit der Amerikaner erwartet Preissteigerungen
Laut einer aktuellen Reuters/Ipsos-Umfrage rechnen drei Viertel der Amerikaner in den kommenden sechs Monaten mit spürbar steigenden Verbraucherpreisen. Die allgemeine Stimmung ist angespannt – viele befürchten negative Auswirkungen auf Wirtschaft, Jobs und Reallöhne.
Trump verteidigte seine Politik dennoch energisch. Die Zölle seien eine Reaktion auf „Handelsbarrieren gegen amerikanische Produkte“, die US-Firmen seit Jahren benachteiligen würden. Zudem warf er Ländern wie Japan erneut Währungsmanipulationen vor – ein Vorwurf, den Tokio strikt zurückweist.
Neue Zölle auf Medikamente in Planung
Trump kündigte gegenüber republikanischen Abgeordneten bereits die nächste Runde von Strafzöllen an – diesmal auf Importe von Arzneimitteln. Damit wäre erstmals auch die Gesundheitsbranche betroffen, die bisher von den Maßnahmen ausgenommen war.
Fazit
Mit seiner jüngsten Zolloffensive geht Trump hohes wirtschaftliches und geopolitisches Risiko ein. Die kurzfristigen Folgen sind bereits spürbar: Börsenturbulenzen, Inflationsängste und zunehmender Druck auf Verbraucher und Unternehmen. Ob die erhofften Verhandlungserfolge tatsächlich eintreten – oder die Weltwirtschaft in eine Rezession taumelt – bleibt abzuwarten.
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