US-Präsident Donald Trump hat in einem Statement vor dem Abflug mit der Air Force One seine Industriepolitik erneut bekräftigt und dabei klargestellt, worauf die USA künftig setzen sollen: Hightech-Produkte, Rüstungsgüter und Künstliche Intelligenz statt Textilien und Turnschuhe.
„Ich will ehrlich gesagt keine T-Shirts herstellen. Keine Socken. Das können wir auch woanders machen“, sagte Trump. „Wir konzentrieren uns auf Chips, Computer, Panzer, Schiffe – und die ganze KI-Sache.“
Die Aussagen fallen im Kontext von Trumps aggressiver Zollpolitik, die seit Jahren für Verwerfungen auf den globalen Märkten sorgt. Insbesondere mit China befindet sich die US-Regierung weiterhin in einem Handelskonflikt, begleitet von Strafzöllen und Gegenmaßnahmen.
Kritik von US-Industrieverbänden
Die US-amerikanische Textil- und Schuhbranche reagierte scharf auf die Aussagen des Präsidenten. Steve Lamar, Präsident der American Apparel & Footwear Association (AAFA), warnte:
„97 % der Kleidung und Schuhe, die wir tragen, werden importiert – und unser Sektor ist ohnehin schon einer der am stärksten mit Zöllen belasteten.“
„Mehr Zölle bedeuten höhere Kosten für Hersteller und steigende Preise, die vor allem einkommensschwache Verbraucher treffen.“
Handelskrieg mit China und internationale Reaktionen
China ist seit über einem Jahrzehnt der größte Bekleidungshersteller und -exporteur der Welt. In sozialen Netzwerken reagierten chinesische Nutzer mit AI-generierten Spottvideos, die über Trumps Industriepolitik herziehen: Amerikaner erscheinen darin als überforderte Textilarbeiter, die nicht wissen, wie man Stoffe richtig einlegt – mit dem ironischen Slogan: „Make America Great Again“ am Ende.
Trump hatte zuletzt am 3. April sogenannte „Liberation Day“-Zölle angekündigt, die auf Gegenseitigkeit beruhen sollen. Die Ankündigung ließ die weltweiten Börsenkurse einbrechen. Die Umsetzung wurde jedoch für 90 Tage – mit Ausnahme Chinas – ausgesetzt.
Strategiewechsel: Vom Arbeiter zur Rüstungsnation
Trump hatte sowohl 2016 als auch 2024 mit dem Versprechen auf Wiederbelebung der US-Industrie gewonnen, vor allem in strukturschwachen Regionen. Jetzt betont er jedoch, dass die Zukunft der US-Wirtschaft nicht mehr im klassischen Fertigungssektor liege, sondern in hochtechnologischen und militärischen Bereichen.
Er stimmt dabei mit Finanzminister Scott Bessent überein, der erklärte, die USA „bräuchten keine boomende Textilindustrie“, sondern sollten in Zukunftstechnologien investieren.
Bilanz und Ausblick: Handelsverhandlungen laufen
Seit April verhandelt die Trump-Regierung über neue Handelsabkommen. Ein erstes Abkommen konnte bislang nur mit dem Vereinigten Königreich erzielt werden. Die Gespräche mit China laufen weiterhin, wobei sich beide Seiten auf eine Senkung besonders hoher Zölle geeinigt haben.
Fazit
Mit seiner klaren Absage an klassische Produktionsbereiche und der strategischen Hinwendung zu militärischer und digitaler Hochtechnologie positioniert Trump die USA wirtschaftlich neu – doch der Schritt ist umstritten: Industrievertreter warnen vor negativen Folgen für Konsumenten, während internationale Beobachter auf die Fortsetzung der Zollkonflikte blicken.
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