Am 23. September wird weltweit der Internationale Tag der Gebärdensprache begangen – ein Datum, das seit 1951 auf Initiative der World Federation of the Deaf im Kalender steht. Unter dem Motto „No Human Rights Without Sign Language Rights“ („Keine Menschenrechte ohne Rechte für Gebärdensprache“) wird auch in Niedersachsen mit Aktionen für die Rechte von Gehörlosen geworben.
Gebärdensprache als Menschenrecht
Die Kernbotschaft: Ohne die Anerkennung und Förderung von Gebärdensprache bleiben zentrale Menschenrechte unvollständig. Gefordert werden vor allem:
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Bildung in Gebärdensprache – vom Kindergarten bis zur Universität,
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die rechtliche Anerkennung nationaler Gebärdensprachen,
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und die Stärkung der Gehörlosengemeinschaft durch mehr Sichtbarkeit im Alltag.
Die Veranstalter betonen, dass Sprache der Schlüssel zu Teilhabe ist. Fehle die Möglichkeit, in der eigenen Sprache zu lernen und zu kommunizieren, entstehe Ausgrenzung.
Beispiel Osnabrück: „Gebärde der Woche“
Wie Inklusion konkret gelebt werden kann, zeigt die Montessori-Schule in Osnabrück. Dort läuft seit zehn Jahren das Projekt „Gebärde der Woche“, geleitet von Lehrer Christian Albrecht. Jede Woche produzieren Schülerinnen und Schüler Videos, in denen sie lebensnahe Begriffe gebärden – von „Musik“ bis „Schnelltest“.
Das Projekt hat über die Jahre auch prominente Unterstützer gewonnen: Der 400-Meter-Sprinter Florian Kroll, Schlagersänger Ikke Hüftgold und sogar Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) standen schon vor der Kamera. Für einen Beitrag zum 75-jährigen Grundgesetz-Jubiläum erhielt die Schule eine Landesauszeichnung und 1.000 Euro Preisgeld.
Niedersachsen sendet Signal
Die Aktionen zeigen, wie wichtig es ist, Gebärdensprache nicht nur als Kommunikationsform, sondern als vollwertige Sprache zu begreifen. In Niedersachsen rücken Schulen, Vereine und Initiativen die Themen Barrierefreiheit, Bildung und kulturelle Teilhabe stärker ins öffentliche Bewusstsein.
Der Tag der Gebärdensprache ist damit nicht nur eine Erinnerung an die Rechte von Gehörlosen – er ist auch ein Signal an Politik und Gesellschaft, dass echte Inklusion nur funktioniert, wenn Gebärdensprache als gleichberechtigtes Kommunikationsmittel akzeptiert und gefördert wird.
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