Das Bild des glamourösen Musikmoguls Sean „Diddy“ Combs bröckelt rasant. Der einst unantastbare Rap-Superstar, Unternehmer und Jetset-Milliardär steht in den USA vor Gericht – wegen schwerster Vorwürfe, darunter Menschenhandel, Gewalt, Drogenmissbrauch und Verstöße gegen das organisierte Verbrechensgesetz RICO.
Die US-Zeitung USA TODAY berichtet exklusiv aus dem Gerichtssaal in Manhattan: Ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Combs’ – darunter Assistenten, Sicherheitsleute, Stylisten und Ex-Freundinnen – sagen inzwischen gegen ihn aus. Viele von ihnen tun dies unter Eid, einige unter staatlichem Zwang.
Von der Villa zum Verhörraum
Jahrelang lebte Diddy ein Leben wie aus einem Musikvideo: Partys mit Leonardo DiCaprio in Paris, Raves auf Ibiza, Champagner in der Badewanne, Jets nach Las Vegas, Drogen auf Yachten – alles dokumentiert auf Social Media. Nun schildern Zeugen ein anderes Bild: Diddy als gewalttätigen Strippenzieher hinter einem weltweit operierenden Sex- und Drogenring.
„Magische Nächte – und dann wieder Hölle“
Eine ehemalige Assistentin, genannt „Mia“, berichtete unter Tränen von den Jahren an Diddys Seite: Reisen rund um die Welt, Treffen mit Stars, aber auch Demütigungen, Gewalt und mutmaßliche Vergewaltigungen. „Die Höhen waren unfassbar – aber die Tiefen waren höllisch“, sagte sie im Zeugenstand.
Auch von psychischem Terror war die Rede: „Du solltest wie Jesus auf dem Wasser laufen, Bitch“, soll Diddy sie auf einer Yacht angeschrien haben, weil sie Bargeld in seinem Safe zu langsam gezählt habe.
Drogen, Sex, Kontrolle
Laut weiteren Aussagen bestand Diddys Alltag aus einem nahezu endlosen Strom an Drogen, Alkohol und sexuellen Eskapaden. Ein eigener Drogendealer – Spitzname „One Stop“ – habe alles geliefert: Kokain, Ketamin, Ecstasy, aber auch die Pille danach.
Ein ehemaliger Mitarbeiter sagte aus, dass er regelmäßig Drogen besorgen musste, sogar auf Yachten in Saint-Tropez. In Diddys Medizintasche befanden sich laut Zeugen sogar Ecstasy-Pillen in der Form von Barack Obamas Gesicht.
Der RICO-Vorwurf: „Ein ganzes kriminelles System“
Besonders brisant: Diddy ist nicht nur wegen sexueller Gewalt und Drogenmissbrauchs angeklagt – sondern auch nach dem sogenannten RICO-Gesetz. Dieses wurde einst eingeführt, um die Mafia zu bekämpfen. Der Vorwurf: Combs soll ein ganzes kriminelles Unternehmen aufgebaut haben, das aus loyalen Angestellten bestand, die ihm zuarbeiteten – freiwillig oder unter Druck.
Ein früherer Geschäftsführer seiner Firma Bad Boy Entertainment sagte aus, er sei per Vorladung zum Gericht erschienen – gegen seinen Willen. Auch Diddys angebliche „rechte Hand“, Kristina Khorram, könnte noch als Schlüsselzeugin auftreten.
Diddys Verteidigung: Alles nur „#MeToo-Abzocke“
Der Rapper bestreitet alle Vorwürfe. Seine Anwälte werfen den Zeugen vor, Teil eines „#MeToo-Geldraubs“ zu sein. Es gehe nicht um Wahrheit, sondern um Rache und Profit. Besonders in Bezug auf Diddys langjährige Partnerin Cassie Ventura wird es heikel: Sie wirft ihm vor, sie zu „Freak-Offs“ – entwürdigenden Sex-Orgien – gezwungen zu haben.
Droht Diddy das Ende seiner Karriere?
Sollte der RICO-Vorwurf Bestand haben, droht Sean Combs lebenslange Haft. Und: Auch sein geschätztes Vermögen von rund einer Milliarde Dollar – bestehend aus Immobilien, Kunst, Autos und Unternehmen – steht auf dem Spiel.
Kommentar:
Der Fall Sean Combs zeigt, wie dünn der Lack von Ruhm und Macht sein kann. Er erinnert an die Abstürze von Harvey Weinstein und R. Kelly. Ob Diddy wirklich ein Strippenzieher im Stil einer mafiösen Organisation war, muss das Gericht klären. Doch dass seine einstigen engsten Vertrauten nun gegen ihn aussagen, ist ein deutlicher Wendepunkt.
Hinweis:
Wer Opfer sexueller Gewalt ist, kann sich in Deutschland an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ wenden: 08000 116 016 – anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar.
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