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„Ohne frisches Kapital wäre das Unternehmen mutmaßlich nicht überlebensfähig“

Tumisu (CC0), Pixabay
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Verbraucheranwalt Maurice Högel zur Bilanz der FELS wealth GmbH

Die FELS wealth GmbH verzeichnet für 2023 erneut hohe Verluste und bleibt finanziell stark von der Muttergesellschaft FELS Group GmbH abhängig. Während die Provisionserträge gestiegen sind, haben sich auch die Kosten drastisch erhöht. Ist dieses Geschäftsmodell langfristig tragfähig? Und wie sollten Anleger oder Investoren die Zahlen bewerten?

Wir sprechen mit Verbraucheranwalt Maurice Högel, der sich auf Kapitalmarkt- und Anlegerschutzrecht spezialisiert hat.

Herr Högel, die FELS wealth GmbH hat 2023 einen Verlust von über 1,5 Millionen Euro gemacht. Wie bewerten Sie die finanzielle Situation des Unternehmens?

Maurice Högel: Die Zahlen zeigen ganz klar: Das Unternehmen kann sich nicht selbst tragen. Die Verluste werden durch Kapitalzuführungen der Muttergesellschaft ausgeglichen, was bedeutet, dass die eigene Geschäftstätigkeit nicht ausreicht, um die laufenden Kosten zu decken.

Auffällig ist, dass 62,7 % der Vermögenswerte aus Forderungen an die Muttergesellschaft bestehen. Das Unternehmen verdient also nicht nur zu wenig eigenes Geld, sondern leiht seine Liquidität auch direkt weiter. Das ist eine sehr riskante Strategie, denn wenn sich die wirtschaftliche Lage der Muttergesellschaft verändert, hätte FELS wealth kaum Spielraum für eigene Maßnahmen.

Gibt es Anzeichen dafür, dass sich das Geschäftsmodell in Zukunft tragen könnte?

Högel: Das ist die entscheidende Frage. Zwar sind die Provisionserträge gestiegen, aber das reicht nicht aus, um die enormen Kosten zu decken. Besonders problematisch ist, dass die Provisionsaufwendungen stärker gestiegen sind als die Erträge.

Das Unternehmen gibt also mehr Geld für Kooperationspartner und Banken aus, als es durch Provisionen einnimmt. Das ist kein nachhaltiges Wachstum, sondern ein strukturelles Defizit.

Um dauerhaft erfolgreich zu sein, müsste FELS wealth entweder:
die Provisionskosten senken oder
die Anzahl der Kunden deutlich steigern, damit sich die Fixkosten auf eine größere Basis verteilen.

Doch aktuell ist keine dieser Entwicklungen klar erkennbar – auch für 2024 wird bereits ein negatives Jahresergebnis von -850.000 Euro erwartet.

Die Bilanz zeigt, dass das Eigenkapital nur durch Kapitalerhöhungen stabil gehalten wird. Ist das ein Warnsignal?

Högel: Definitiv. Die Gesellschaft schreibt seit Jahren Verluste, aber anstatt durch operative Erträge stabil zu werden, füllt die Muttergesellschaft regelmäßig die Kapitalrücklage auf. 2023 waren es 1,6 Millionen Euro, um die Zahlen auszugleichen.

Das zeigt: Das Geschäftsmodell funktioniert aktuell nur mit externer Unterstützung. Die zentrale Frage ist, wie lange die Muttergesellschaft bereit ist, Geld nachzuschießen.

Ein Großteil der Verwaltungskosten (1,24 Mio. EUR) sind Zahlungen an die Muttergesellschaft. Ist das ungewöhnlich?

Högel: Das ist äußerst bemerkenswert. Die Gesellschaft hat keine eigenen Mitarbeiter, sondern kauft sich alle Leistungen von der Muttergesellschaft ein. Das bedeutet: FELS wealth ist wirtschaftlich komplett von ihr abhängig.

Solche Strukturen sind nicht per se unzulässig, aber sie führen dazu, dass das Unternehmen kaum eigene Substanz hat. FELS wealth könnte in dieser Form nicht eigenständig operieren, weil selbst die Geschäftsführung über die Muttergesellschaft finanziert wird.

Für Investoren oder Kunden ist das wichtig zu wissen, weil es den Eindruck erwecken kann, dass man mit einem eigenständigen Unternehmen zu tun hat – in Wahrheit ist FELS wealth eine Art ausgelagerte Abteilung der Muttergesellschaft.

Was bedeutet das für Kunden oder Investoren?

Högel: Wer sein Geld in irgendeiner Form mit diesem Unternehmen anlegt oder investiert, sollte sehr genau hinschauen. Die Zahlen zeigen klar, dass FELS wealth keine finanziellen Reserven hat, sondern vollständig von externen Kapitalzuführungen lebt.

Meine Empfehlung wäre:
Alternativen prüfen.
Beobachten, wie lange die Muttergesellschaft noch Kapital nachschießt.
Nicht nur auf Umsatzsteigerungen schauen – wichtig ist, ob das Unternehmen wirklich profitabel werden kann.

Fazit: Hat die FELS wealth GmbH eine Zukunft?

Högel: Solange die Muttergesellschaft Kapital bereitstellt, bleibt FELS wealth am Markt – aber das ist keine nachhaltige Lösung.

Das Unternehmen muss schnell profitabel werden, sonst könnte es irgendwann heißen: Geldhahn zu – und dann stehen alle vor einem Problem.

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