Nordic Oil tauscht Kommanditanteile gegen Aktien

 Was ist Nordic Oil

„Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind.“ Mit diesem Ausspruch Henry Fords wirbt die Nordic Oil Beteiligungs GmbH & Co. KG, Neuer Wall 71, 20354 Hamburg, ein Emissionshaus, deren persönlich haftende Gesellschafterin die NORDIC ENERGY INVEST GmbH, Neuer Wall 71, 20354 Hamburg ist. Sie wurde von deren Geschäftsführer Jan Warstat in Hamburg im August 2008 gegründet. Geschäftsgegenstand ist laut Handelsregistereintrag „das Halten und Verwalten von Beteiligungen an anderen Unternehmen im In- und Ausland sowie die Übernahme und die Erbringung von Geschäftsführungsleistungen sowie von Marketing-, Vertriebs- oder sonstigen Dienstleistungen, im Allgemeinen und im Speziellen im Bereich Rohstoffe, hier Erdöl und die Veredelung von ölhaltigen Stoffen, Consulting und Betreuung fremder Vermögensinteressen, die Analyse, Auswahl und Vermittlung von verschiedenen Investitionsmöglichkeiten und deren Aufbereitung sowie der Vertrieb als Publikumsfonds, sowie die damit verbundene Beratung von Unternehmen und Privatpersonen“. Nach eigenen Angaben handelt die Nordic Oil hauptsächlich mit Öl- und Gasinvestitionsoptionen, wobei sie mit Partnern in den USA zusammenarbeiten (insbesondere mit der Nordic Oil USA, Corp. und der Dominion Production Company).

Das Geschäftsmodell

Das Hauptgeschäftsfeld der Nordic Oil erstreckt sich darauf, „stillgelegte und geringfördernde Öl- und Gasfelder aufzukaufen“, zu optimieren und wieder abzustoßen. Hierbei soll das noch vorhandene Öl mit besondere n, angeblich umweltschonenden, Verfahren ausgebeutet werden. Im Anschluss sollen die „aufgewerteten Bohrungen“ „Gewinn bringend“ verkauft werden. Über Kurzläuferfonds wie die Nordic Oil USA 3 konnten sich Anleger bislang hieran beteiligen. Viele sind dem nachgekommen. Das Volumen der bisher von Nordic Oil in Verkehr gebrachten Wertpapiere beträgt nach eigenen Angaben 60 Millionen Euro. Versprochen wurden den Anlegern Ausschüttungen bis zu 17 %.

Der Vertrieb lag hierbei in den Händen der Vertriebsplattform dima24.de von Malte André Hartwieg, der sich von einem Bauarbeiter zu einem der größten und wohl auch umstrittensten Finanzmakler Deutschlands hochgearbeitet hat und gegen den derzeit staatsanwaltschaftliche Ermittlungen laufen, unter anderem wegen Fonds von New Capital Invest.

Kritik am Geschäftsmodell

Nicht nur dies, sondern bereits das gesamt Geschäftsmodell ist äußerst kritisch zu sehen. Denn ein Gewinn kann allenfalls entstehen, wenn sich nach der vermeintlichen Optimierung, die kostenträchtig ist, überhaupt ein Käufer finden lässt und der hierbei erzielte Gewinn überhaupt Ausschüttungen von 17 % zulässt, zumal weitere Unternehmen an den Projekten beteiligt sind, die alle ihren „Teil vom Kuchen abhaben wollen“.

So überraschte es nicht, dass der Nordic Oil USA 1 Fonds im April 2013 scheiterte, nachdem der Kaufpreis vom Käufer nicht gezahlt wurde. Versteckt wurde diese Hiobsbotschaft in einem Prospektnachtrag.

Und auch für den Nordic Oil USA 3 Fonds sieht es nicht viel besser aus: Nordic Oil hatte hier bei einer prognostizierten Laufzeit bis zum 31.12.2018 einen Ertrag von 20 % bezogen auf das Kommanditkapital prognostiziert bei quartalsweisen Ausschüttungen von 17 %. Ausweislich eines Prospektnachtrags vom 11.04.2013 wurde die Gesellschaft vorzeitig zum 30.06.2013 geschlossen. Das unabhängige Analysehaus FMG FondsMedia GmbH, Ginsterweg 20, 22889 Tangstedt bei Norderstedt hat den Prospektnachtrag einer Plausibilitätsprüfung unterzogen und ist zu einem vernichtenden Urteil gelangt: Ein Erreichen der im Prospekt angegebenen Erträge sei „strukturell ein Ding betriebswirtschaftlicher Unmöglichkeit“, was den Anlegern aber so lange wie möglich verschwiegen werde.

Der Umtausch in Aktien und ihre Folgen

Nun der neuerliche Schock für die Anleger, wieder herrlich (weihnachtlich) verpackt: Nordic Oil möchte die Kommanditanteile in Aktien umtauschen, durchgeführt wohl durch die ACON Wertpapierhandelsbank in München. Dies schreibt Herr Warstat, bezogen auf sämtliche Nordic Oil USA 1-3 Fonds. Klingt doch gut: Man wird Aktionär einer Nordic Oil-Gesellschaft (wohl Nordic OilGas, WKN: A0M7PU). Die Nachteile? Die versprochenen Kommanditanteils-Ausschüttungen, die vertraglich zugesichert wurden und die wohl einfach nicht bezahlt werden können, will man sich entledigen. Zugleich umgeht man so die in den Fonds angelegte „Investorenschutzklausel“, wonach Gewinnanteile für Initiatoren und Vertriebsgesellschaft erst ausbezahlt werden dürfen, wenn festgestellt würde, dass das Kommanditvermögen zu 100 % vorhanden sei. Zudem haben vergleichbare Fälle in der Vergangenheit wie etwa bei den Chorus Fonds gezeigt, dass bereits ausgezahlte Ausschüttungen bei der Umrechnung in Aktien zumeist abgezogen werden und so rückwirkend als Erträge wegfallen. Die Folge sind kaum Erträge über die Laufzeit, keine Absicherung und volles Verlustrisiko über die Aktie. Kein guter Tausch!

Aber was ist die Alternative? Stimmen die Anleger nicht zu, droht der Fonds über die Ausschüttungen, die nicht durch frisches Kapital gedeckt werden, „auszubluten“ und in die Insolvenz zu rutschen – gleichfalls mit erheblichen Verlusten für die Anleger.

Fazit

Was bleibt den Anlegern? Sie sollten versuchen, ihre Beteiligungen notfalls mit anwaltlicher Hilfe zu beenden bzw. eine Rückabwicklung und Schadensersatzansprüche prüfen zu lassen. Denn sicher: Der Ölverbrauch der Welt ist ungebändigt. Doch das Konzept, um hiervon zu profitieren, muss stimmen.

 

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