SNAP auf Sparflamme: Wenn der Staat „Hunger auf Verwaltung“ hat
Zwei Bundesrichter haben der Trump-Administration gerade freundlich, aber bestimmt erklärt, sie möge doch bitte die Notfalltöpfe öffnen, um die Lebensmittelhilfen (SNAP) im November zumindest teilweise zu bezahlen. Klingt beruhigend – wäre da nicht die Kleinigkeit, dass Millionen Menschen ihre Leistungen trotzdem verspätet bekommen, weil der Regierungs-Shutdown die Auszahlungstermine zerschossen hat. Verwaltung first, Essen später.
Zahlen, bei denen selbst Bürokraten Schluckauf kriegen
- 42 Millionen Menschen – also rund jeder Achte – bezogen im Mai SNAP.
- Für den 1. November waren etwa 3 Millionen Auszahlungen vorgesehen, bis 5. November wären es 13,7 Millionen, bis 10. November 26,6 Millionen. Der Rest sollte danach versorgt werden. Also theoretisch.
- Durchschnittliche Leistung: etwa 350 Dollar pro Haushalt und Monat – genug, um zu merken, dass Lebensmittel teurer werden, aber nicht genug, um es zu ignorieren.
- Knapp drei Viertel der Haushalte liegen unter 100 % der US-Armutsgrenze. Luxusproblem ist anders.
Wer ist betroffen? (Spoiler: die, die es am wenigsten gebrauchen können)
- 83 % der SNAP-Mittel gehen an Haushalte mit Kindern, Senioren oder Menschen mit Behinderung.
- Unter den Empfängern selbst sind 39 % Kinder, 20 % Senioren, 10 % Nicht-Senioren mit Behinderung.
Kurz: Genau die Gruppen, an denen man politisch besonders gern „effizient spart“.
„Reste essen“ als staatliches Steuerungsinstrument
SNAP-Leistungen verfallen zwar nicht am Monatsende, werden aber in der Praxis meist komplett im Auszahlungsmonat verbraucht. Überraschend, wenn man Essen nicht hamstern kann, weil der Kühlschrank eher Motivation als Inhalt hat.
Alternativen? Kaum. Tafeln und Community-Programme sind seit Jahren im Dauerstress: höhere Lebensmittelpreise, mehr Bedarf, weniger Luft. Oder, wie es die Chefin von Feeding Texas, Celia Cole, diplomatisch formuliert: Der Shutdown packt zur Dauerbelastung noch eine Schicht extra Stress oben drauf. In Texas hängen 3,5 Millionen Menschen an SNAP – das ist kein Nischenthema, das ist Systemrelevanz.
Bundesstaaten in der Statistenrolle
Die Bundesstaaten könnten ja einspringen – könnten. Blöd nur, dass 8 Milliarden Dollar SNAP-Monatskosten keine Portokasse sind. Einige wollen ihre Notfallprogramme „aufstocken“, aber das reicht in etwa so weit wie ein Einkaufswagenchip beim Wocheneinkauf.
Fußnote aus der Datenküche
Kleine Korrektur am Rande: Wegen eines Datenfehlers lagen frühere Schätzungen zu den Auszahlungstagen (1., 5., 10. November) daneben. Passiert. Nur dumm, wenn Millionen Haushalte ihre Kühlschrankplanung nach Tabellen ausrichten, die später „ups“ sagen.
Fazit: Die Justiz zwingt zum Notfallmodus, die Politik liefert Verzögerungs-Diät, und die Betroffenen spielen Bürokratie-Bingo an der Kasse. Wer dachte, Sicherheit im Sozialstaat heißt „Essen auf dem Tisch“, lernt 2025: Es heißt „Antrag in der Warteschleife“.
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