Während Präsident Trump mit der Zielsicherheit eines Laubbläsers gegen Wissenschaft, Klima und Tatsachen wettert, haben sich die US-Klimawissenschaftler nun zu einem Aufstand der besonders stillen Art entschlossen: Sie protestieren – mit einem 100-stündigen Livestream und dem vollen Gewicht der Diagramme.
Statt mit Megafonen und Pappschildern bewaffnet auf der Straße zu marschieren, setzen die Forscher auf ihre härteste Waffe: PowerPoint. Und zwar live. Und 100 Stunden lang. Am Stück. Ohne Werbung. Ohne Wetterbericht. (Außer dem selbstgemachten.)
Statt Straßenprotest: Stille Rebellion im Livestream
Die Aktion wurde von der Union of Concerned Scientists ins Leben gerufen – auch bekannt als „Wir haben euch gewarnt, aber ihr habt uns das Budget gestrichen“. Jeder Wissenschaftler bekommt 15 bis 20 Minuten, um vor der Kamera leidenschaftlich über Regenwahrscheinlichkeiten, Ozeanversauerung und atmosphärische CO₂-Werte zu sprechen – also alles, was ein durchschnittlicher Twitter-Thread normalerweise nicht überlebt.
Laut Initiator Marc Alessi sei das Ziel, „die amerikanische Öffentlichkeit wachzurütteln – mit wissenschaftlicher Gründlichkeit und dem Charme eines sehr sachlichen Wetterfroschs“. Das Motto: #SaveAmericasForecasts, oder wie es im Livestream läuft: „Ein Diagramm pro Minute, bis jemand zuhört.“
Wenn die Regierung streicht, streamt die Wissenschaft
Seit Trump seine zweite Amtszeit nutzt, um sich den Weltuntergang selbst zu genehmigen, ist die Klimaforschung in den USA massiv unter Beschuss geraten: Mietverträge werden gekündigt, Datenbanken gelöscht, Fachbegriffe wie „Klimawandel“ in „Wetterkapriolen“ umbenannt.
Das berühmte NASA-Klimalabor an der Columbia University? Bald Geschichte. Die Klimaforscher arbeiten nun im Homeoffice, vermutlich zwischen Kindergeschrei, Kaffeemaschine und der letzten Hoffnung, dass jemand bei Fox News versehentlich den Stream einschaltet.
Unpolitisch, aber punktgenau politisch
Offiziell ist die Aktion „unpolitisch“. Inoffiziell liegt die Pointe allerdings so dick auf der Sache wie die letzte Hitzewelle auf Texas. „Natürlich reden wir nicht über die Regierung“, sagte Forscherin Kate Marvel. „Wir sprechen nur über alles, was sie zerstört hat.“
Selbstverständlich bleibt der Ton sachlich: Diagramme, Zahlen, Peer-Review. Die Revolution trägt Laborkittel – und hat vermutlich gerade selbst ihr WLAN repariert.
Die stille Katastrophe – mit Excel-Daten belegt
Was bedeutet das Ganze für die Welt? Nun – während der Präsident versucht, das Klima per Executive Order abzusagen, fehlen der internationalen Forschung zunehmend Daten. Die USA haben ihre Wissenschaftler aus globalen Klimakonferenzen abgezogen, Datenreihen gelöscht oder umbenannt („Küste bei Flut“ statt „steigender Meeresspiegel“) und gleichzeitig so viele Meteorologen entlassen, dass das Wetter selbst angeblich um Asyl angesucht hat.
Die Financial Times zitiert Wissenschaftlerin Delta Merner: „Ohne US-Daten wird die Arbeit des Weltklimarates so effektiv wie ein Eiswürfel in der Wüste.“
Fazit: Die Wissenschaft streamt, weil niemand zuhört
Ob das alles etwas bringt? Wer weiß. Vielleicht klickt sich jemand durch den Livestream, bleibt hängen – und lernt etwas. Vielleicht merkt die Öffentlichkeit, dass Wissenschaft nicht nur „Klima kaputt“ ruft, sondern erklärt, wie es kaputt geht – und warum man es reparieren sollte, am besten vor dem totalen Sonnenbrand.
In der Zwischenzeit heißt es: Zurücklehnen, Stream einschalten – und 100 Stunden lang sehen, wie Wissenschaftler versuchen, die Welt zu retten. Per Bildschirmpräsentation.
Nächste Folge: Wenn Ozeanographen TikTok entdecken.
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