Frage: Herr Iwanow, die BaFin hat in den letzten Wochen mehrere Warnungen veröffentlicht – unter anderem zu record-asset-management.com, Peelhuntaicore-WhatsApp-Gruppen, der Plattform NovasTrade und zur sogenannten De lening voor iedereen Group. Was haben diese Fälle gemeinsam?
Michael Iwanow: Alle diese Fälle zeigen ein typisches Muster: Verbraucherinnen und Verbraucher werden mit professionell gestalteten Webseiten, Apps oder sogar WhatsApp-Gruppen in die Irre geführt. Die Betreiber geben sich als seriöse Finanzdienstleister aus, manchmal wird sogar der Name bekannter Unternehmen oder Banken missbraucht. Tatsächlich haben diese „Anbieter“ weder eine Erlaubnis der BaFin noch irgendeine Verbindung zu den genannten Instituten. Es handelt sich um klassischen Identitätsdiebstahl und unerlaubte Finanzgeschäfte.
Frage: Im Fall record-asset-management.com nutzt man nicht nur den Namen eines echten Unternehmens, sondern sogar eine gefälschte Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Wie gefährlich ist das für Anleger?
Iwanow: Das ist extrem gefährlich. Viele Verbraucher schauen nur oberflächlich nach: „Ah, Frankfurt am Main, eine deutsche Telefonnummer, passt schon.“ Genau auf diesen Vertrauensvorschuss setzen die Täter. Anleger überweisen dann oft hohe Summen auf Konten, die im Ausland liegen – und haben praktisch keine Chance, das Geld zurückzubekommen.
Frage: Die Warnung zu Peelhuntaicore zeigt eine neue Masche: WhatsApp-Gruppen mit Namen wie „Börsengewinne-30“ oder „ErfolgreichReich Club VIP“. Wie schätzen Sie diese Methode ein?
Iwanow: Diese WhatsApp-Gruppen sind eine perfide Weiterentwicklung. Die Täter spielen mit Gruppendynamik: Wenn viele in einer Gruppe scheinbar Gewinne posten oder Erfolgsgeschichten erzählen, entsteht ein sozialer Druck, selbst einzusteigen. Dabei handelt es sich um gefälschte Nachrichten und manipulierte Screenshots. Das Ziel ist immer dasselbe – Anleger sollen über eine App oder Plattform Geld investieren, das dann verschwindet.
Frage: Bei NovasTrade besteht sogar der Verdacht auf Identitätsmissbrauch zu Lasten von Morgan Stanley. Welche Rolle spielt dieser Aspekt?
Iwanow: Der Name einer weltbekannten Bank verleiht Glaubwürdigkeit. Wer würde vermuten, dass hinter einer angeblich „Frankfurter Handelsplattform“ Kriminelle sitzen? Solche Tricks erhöhen die Hemmschwelle, kritisch nachzufragen. Und genau deshalb warnt die BaFin so ausdrücklich.
Frage: Und schließlich die De lening voor iedereen Group, die angeblich Kredite aus Brüssel vergibt. Worin unterscheidet sich dieser Fall von den anderen?
Iwanow: Hier geht es nicht um Vermögensverwaltung oder Trading, sondern um das Geschäft mit angeblichen Krediten. Betroffene werden aufgefordert, vorab Gebühren oder „Bearbeitungskosten“ zu zahlen, bevor der Kredit ausgezahlt wird. Das Geld ist danach weg, der Kredit existiert nicht. Diese Masche ist alt, aber immer noch sehr effektiv.
Frage: Was raten Sie Verbrauchern, die auf solche Angebote stoßen?
Iwanow:
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Lizenz prüfen: Jeder Anbieter von Bank- oder Finanzdienstleistungen in Deutschland braucht eine Erlaubnis der BaFin. Diese lässt sich kostenlos in der Unternehmensdatenbank nachsehen.
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Misstrauen bewahren: Zu hohe Zinsen, sichere Gewinne oder schnelle Kredite ohne Prüfung sind ein klares Warnsignal.
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Keine Zahlungen im Voraus: Seriöse Banken oder Finanzdienstleister fordern niemals hohe Gebühren, bevor ein Geschäft überhaupt zustande kommt.
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Schnell handeln: Wer überwiesen hat, sollte sofort seine Bank und die Polizei einschalten und sich anwaltlich beraten lassen.
Frage: Heißt das im Klartext: Anleger, die jetzt betroffen sind, haben kaum Chancen auf Rückerstattung?
Iwanow: Leider ja. Das Geld landet meist auf ausländischen Konten und wird sofort weitergeleitet. Rückholungen sind fast unmöglich. Umso wichtiger ist Prävention. Wer die BaFin-Warnungen ernst nimmt, kann sich viel Ärger ersparen.
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